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Musikhochschulen und DMR gegen Abwicklung der Berliner Symphoniker

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«Beängstigend kurzsichtig» - Scharfe Kritik an geplanter Abwicklung der Berliner Symphoniker

Berlin (ddp-bln). Für die vom Aus bedrohten Berliner Symphoniker machen sich jetzt auch die Musikhochschulen und der Deutsche Musikrat stark. Sie befürchten von einer Abwicklung eine bundesweite «fatale Signalwirkung» und ein Bröckeln der Berliner Orchesterlandschaft. In der Ausbildung würden enorme Lücken entstehen. Der Senat will mit dem Haushalt 2004/2005 die Subventionen für die Berliner Symphoniker in Höhe von 3,3 Millionen Euro streichen. An diesen Plänen hatte auch das Angebot der Beschäftigten landeseigener Orchester nichts geändert, bis 2008 auf zwölf Prozent ihres Gehalt zugunsten der Symphoniker zu verzichten.

Mit der geplanten Abwicklung der Symphoniker drohe gerade denjenigen das Aus, die sich seit Jahrzehnten beispielhaft für die musikalische Bildung engagieren, sagte der Vizepräsident des Deutschen Musikrates, Christian Höppner, am Mittwoch in Berlin. Das Orchester gehöre zu den «unverzichtbaren Kulturvermittlern». Die Symphoniker seien an zahlreichen Projekten in Schulen beteiligt. Die Künstler kooperierten mit den Berliner Musikhochschulen bei der Dirigentenausbildung und seien Konzertpartner der Chöre. Höppner kritisierte, dass der «bemerkenswerte Solidaritätsvorschlag» anderer Orchester noch nicht einmal im Senat diskutiert wurde. Durch deren Verzicht seien lediglich noch 200 000 Euro vom Land für die Finanzierung der Symphoniker nötig. Er sehe die Symphoniker als «Bauernopfer». Damit wolle Berlin seinen Sparwillen nach außen demonstrieren.

Für die Ausbildung wäre die Auflösung der Symphoniker «eine Katastrophe», betonte Musikprofessor Christian Ehwald von der Hochschule für Musik «Hanns Eisler». Sie seien der wichtigste Partner in diesem Bereich. Ein angehender Dirigent könne nicht wie ein Musiker auf einem Instrument üben. Er brauche ein Orchester. Nach Ansicht Ehwalds ist die «Kurzsichtigkeit» des Berliner Senats «beängstigend». Denn für die Ausstrahlung der Stadt sei die Abwicklung dieses Orchesters verheerend. Zumal es lediglich um einen Geldbetrag gehe, mit dem man «die Vorstandsetage der Bundesagentur für Arbeit renovieren» könne.

Symphoniker-Intendant Jochen Thärichen befürchtet, dass die Orchester- ebenso wie die Theaterlandschaft reduziert werden soll. Seit 1993 seien immerhin acht Bühnen in der Hauptstadt abgewickelt worden, betonte der Intendant. Er hoffe jetzt auf das Parlament, das letztlich über die Sparpläne des Senats entscheidet.

Marion Schierz