Body
Berlin (ddp). Im Streit um die NS-Raubkunst fordert der Repräsentant der Jewish Claims Conference, Georg Heuberger, die Museen zum verstärkten Dialog mit den Erben auf.
«Wenn die Museen nichts verbergen, sondern recherchieren und danach auf die Erben zugehen, gibt es viele Möglichkeiten einer gütlichen Einigung», sagte Heuberger dem Berliner «Tagesspiegel» (Samstagausgabe). «Sei es, das Museum zahlt eine Entschädigung, sei es, man einigt sich auf einen langfristigen Leihvertrag. Es muss nicht immer restituiert werden», betonte er.Heuberger kritisierte, die Koordinierungsstelle lostart.de in Magdeburg habe eine Doppelaufgabe, weil sie sich sowohl mit Beutekunst als auch mit NS-Raubkunst befasse. Es gebe dort Zehntausende von Einträgen deutscher Museen bezüglich ihrer Kriegsverluste, aber nur ganz wenig über durch die Nazis entzogene Kunst. An der Koordinierungsstelle könne jedoch eine zentrale Stelle zur Provenienzforschung in Deutschland angesiedelt werden.
In Deutschland war das Thema NS-Raubkunst im vergangenen Jahr mit der umstrittenen Rückgabe des Bildes «Berliner Straßenszene» von Ernst Ludwig Kirchner hochgekocht. Das Bild wurde nach der Restitution von der Erbin umgehend für fast 30 Millionen Euro versteigert. Es wird nun befürchtet, dass sich so ein neuer millionenschwerer, aber fragwürdiger Kunstmarkt entwickelt.