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Ohne Neubau ins Kleist-Gedenkjahr 2011

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Frankfurt (Oder) - Wolfgang de Bruyn macht sich keine Illusionen: «Wir sind in Zeitverzug», sagt der Direktor des Kleist-Museums in Frankfurt (Oder). Bis 2011 sei der Erweiterungsbau für das Museum nicht mehr hinzubekommen. Dabei war ursprünglich geplant, den dringend benötigten Neubau bis zum bundesweiten Kleist-Gedenkjahr in zwei Jahren fertigzustellen. Dann wird der 200. Todestag des in Frankfurt geborenen Dichters, Dramatikers und Publizisten Heinrich von Kleist (1777-1811) begangen.

Zwar residiert das Kleist-Museum in einem schmucken Barockbau, der zufälligerweise im Geburtsjahr des Dichters errichtet und einst als Garnisonsschule genutzt worden war. Doch ein Blick in die Räumlichkeiten zeigt, dass es in dem zweigeschossigen Gebäude beengt zugeht. Die Sammlungen des Museums, die Bibliothek und die Verwaltung sind in einem anderen Gebäude untergebracht, der dortige Mietvertrag läuft aus, die Räume müssen laut de Bruyn Ende 2010 geräumt werden. Zum Gedenkjahr sollte eigentlich alles an einem Ort zusammengeführt werden. Zudem ließe der Neubau größere Ausstellungen als im bisherigen Gebäude zu.

«Die Jubelfeiern 2011 stehen und fallen mit dem Bekenntnis von Bund, Land und Stadt zur Perspektive des Museums», mahnt der Sohn des Schriftstellers Günter de Bruyn. Zwar hätten sich Bund und Land grundsätzlich darauf verständigt, dass ein Erweiterungsbau kommen soll, doch die Finanzierung ist ungeklärt. Es gehe nicht so sehr um die Investition von 5,4 Millionen Euro, sagt der Museumsleiter. Vielmehr gebe es Befürchtungen, dass die Betriebskosten steigen könnten. Nach seiner Einschätzung dürften diese aber im bisherigen Rahmen bleiben, weil dann alles in einem Komplex untergebracht wäre.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) habe seine grundsätzliche Bereitschaft zur Mitfinanzierung erklärt, doch zuvor «um Darstellung der Landesbeteiligung» gebeten, sagte Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka (beide CDU) kürzlich auf eine parlamentarische Anfrage. Mitte April habe sie ihm in einem Schreiben geantwortet und zugleichgebeten, bald zu einer Entscheidung zu kommen. Auch aus Wankas Sicht ist mit einer Fertigstellung erst nach 2011 zu rechnen. Noch in diesem Jahr soll es einen Architektenwettbewerb geben, dessen Ergebnisse im Dezember im Kleist-Museum präsentiert werden. Erst danach begännen Ausführungsplanung, Ausschreibung und Bau.

«Es ist für die Stadt ein ganz wichtiger Faktor, dass der Erweiterungsbau kommt», sagt auch Frankfurts Kleistjahr-Beauftragter Dirk Neldner. Die Stadt habe sich bereit erklärt, das knapp 500 Quadratmeter große Grundstück einzubringen. Oberbürgermeister Martin Patzelt (CDU) sei sehr bemüht, dass eine Einigung zwischen Land und Bund zügig zustande komme. Denn nur so könne die Übergangszeit, in der die derzeit in den angemieteten Räumen lagernden Museumsbestände bis zur Fertigstellung des Neubaus in einem weiteren Provisorium zwischengelagert werden müssen, knapp gehalten werden.

Der Anbau ist zwei Jahre vor dem Gedenkjahr nicht die einzige «Baustelle» in der Kleiststadt, wo das bundesweite Gedenkjahr am 4. März 2011 mit einem Festakt eröffnet wird. Auch die Finanzierung mancher Projekte von Frankfurter Einrichtungen zum Kleistjahr ist offen. Neldner verweist auf Pläne der Stadt, zur Konsolidierung des Haushalts ab 2011 wohl eine halbe Million Euro aus dem städtischen Kulturetat herauszustreichen. Die Frage sei daher, ob die Einrichtungen, die sich am Kleistjahr beteiligen wollen, ausreichend finanziert seien.

«Dennoch befinden wir uns im Zeitfenster», sagt Neldner: «Wir haben einen Rahmenplan. Was zu programmieren ist, ist programmiert.» Die Eckpunkte fürs Kleistjahr stünden fest. Das Gedenkjahr werde zum Auftakt der Musikfesttage an der Oder offiziell eröffnet. Zudem werde es von 2009 bis 2011 ein Projekt in Anlehnung an Kleists «Käthchen von Heilbronn» geben, bei dem Kultureinrichtungen und Bürger aus Frankfurt und der polnischen Nachbarstadt Slubice drei Käthchen-Episoden auf öffentlichen Plätzen darstellen. Wolfgang de Bruyn hofft, dass künftig auch mehr Jugendgruppen ins Kleist-Museum kommen, um sich aktiver mit dem Dichter zu befassen.

 

Ergänzung:

(nmz) - Die Kulturstiftung des Bundes investiert rund neun Millionen Euro in neue Projekte. Der Stiftungsrat befürwortete nach Angaben vom Montag eine Reihe größerer Vorhaben. Für Projekte zum Kleist-Jahr 2011 stellt die Kulturstiftung des Bundes beispielsweise zwei Millionen Euro zur Verfügung. Zum 200. Todestag des Dichters sind Veranstaltungen in Berlin und Frankfurt an der Oder geplant. Dazu gehören eine Ausstellung zum Leben und Werk Heinrich von Kleists und ein Festival am Gorki-Theater, bei dem alle Dramen Kleists in prominenten Inszenierungen gezeigt werden.