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Orchestergewerkschaft besorgt über Demontage von "Jugend musiziert" in Berlin

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Berliner Kinder und Jugendliche sollen in ihrer Stadt zukünftig keine Chance mehr haben, an dem über Jahrzehnte bewährten, reizvollen und attraktiven bundesweiten Wettbewerb „Jugend musiziert“ teilzunehmen oder in einem Landes-Jugendorchester zu spielen.

In keinem anderes Bundesland Deutschlands erscheint das auch nur vorstellbar!
Die Folgen wären katastrophal. Für das Renommee des Landes Berlin, für die kulturelle Kinder- und Jugendarbeit, für das Ansehen der Berliner Bildungs- und Kulturpolitik. Hier sparen heißt Sparen an Zukunft, an Kreativität, an Entwicklungsmöglichkeiten für junge Persönlichkeiten, die das Kulturleben der Stadt der Zukunft mittragen sollen und werden. Diese bildungspolitisch genauso einschneidende, wie kulturpolitisch konseqenzenreiche, peinliche Entscheidung mit ihrer für Berlin doch so minimalen finanziellen Tragweite steht in keinem Verhältnis zum nicht wieder gut zu machenden Schaden für die Stadt.
Die Entscheidung des Landesjugendamtes bei der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport ist ein weiterer gravierender Schritt in der seit langem zu konstatierenden zunehmenden Vernachlässigung von kulturellen Aktivitäten an den Schulen, von gezielter Nachwuchsarbeit und Laienmusizieren. Die Auswirkungen auf die allgemeine kulturelle Bildung, auf das Publikum von morgen, auf die zukünftige gesellschaftliche Akzeptanz kultureller Berufe können kaum überschätzt werden.
All das mit dem merkwürdigen, ja grotesken Argument zu rechtfertigen, Begabtenförderung sei nicht als Jugendarbeit anzusehen, zeigt nur, wie hilflos und sachfremd hier agiert wird, ist doch Begabtenförderung einer der wichtigsten, unverzichtbaren Pfeiler jeder Bildungspolitik. Und dem Landesmusikrat die ohnehin geringen Mittel für Wettbewerb und Orchester zu streichen, weil „Nachwuchsförderung für junge Interpreten klassischer Musik“ nicht als zu fördernde Aufgabe anzusehen sei, zeigt ebenfalls, wie wenig sich die zuständige Behörde mit dem Sachverhalt beschäftigt hat: Nur etwa 20 % der Teilnehmer an „Jugend musiziert“ wollen später auch Musiker werden! Alle anderen tragen ihre hier gewonnenen Erfahrungen, Kenntnisse, Haltungen auf unterschiedlichsten Positionen in das gesellschaftliche Leben späterer Jahrzehnte weiter.
Das alles sollte den heute für die Gegenwart Verantwortlichen ein gründlicheres Überlegen wert sein.
Deutsche Orchestervereinigung (DOV)
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