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Orchestervereinigung für Erhalt des Saarländischen Staatstheaters

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Saarbrücken (ddp-swe). Die Deutsche Orchestervereinigung hat die geplanten Etat-Kürzungen beim Saarländischen Staatstheater scharf kritisiert. Diese Frage müsse Ministerpräsident Peter Müller (CDU) zur Chefsache machen, forderte der Geschäftsführer der Orchestervereinigung, Gerald Mertens, am Donnerstag in einem offenen Brief an den saarländischen Regierungschef.

Die Vereinigung sei «bestürzt» und «in großer Sorge» über die Kürzungspläne. Müller sei aufgefordert, für eine «kulturelle Ausstrahlung» des Saarlandes Sorge zu tragen, sagte Mertens auf ddp-Anfrage. Nach Ansicht von Mertens dürfe der Regierungschef diese Frage nicht allein Kultusminister Jürgen Schreier (CDU) überlassen.
Generalintendant Kurt Josef Schildknecht hatte nach Bekannt werden der Kürzungspläne Befürchtungen für die Existenz des Dreispartenhauses in Saarbrücken geäußert. Die saarländische Landesregierung hielt bei der Verabschiedung des Haushaltes am Mittwoch indes an ihren Plänen fest, den Etat des Staatstheaters von 2006 bis 2009 um jährlich 1,5 Millionen Euro zu kürzen. Damit müsste das Theater statt bisher mit 24,5 Millionen Euro im Jahr 2009 mit 18,5 Millionen Euro auskommen.


Der offener Brief zum Erhalt des Saarländischen Staatstheaters im Wortlaut:

Landesregierung des Saarlandes
Herrn Ministerpräsidenten Peter Müller
Staatskanzlei
Am Ludwigsplatz 14

66117 Saarbrücken


Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

mit größter Sorge und Bestürzung reagieren die Mitglieder der deutschen Kulturorchester und Rundfunkchöre, deren Interessen von der Deutschen Orchestervereinigung wahrgenommen werden, auf die Vorgänge um die von Ihrer Landesregierung beschlossenen Zuschusskürzungen für das Saarländische Staatstheater Saarbrücken.

Die Tatsache, dass dem Staatstheater und seinem Intendanten vor der Landtagswahl Zusicherungen gegeben wurden, die unmittelbar nach der Wahl nicht nur kassiert, sondern auch noch mit einer Einsparvorgabe bis zu 25 Prozent des Etats konterkariert werden, löst bundesweit Unverständnis und ungläubiges Kopfschütteln aus. Es ist gut nachvollziehbar, wenn Wählerinnen und Wähler jetzt das Wort "Betrug" gebrauchen. Dieser kulturpolitisch bislang einmalige Vorgang kann wohl kaum als Stärkung der Glaubwürdigkeit von Politikerinnen und Politikern und der kulturellen Ausstrahlung des Saarlandes verstanden werden.

Die schwierige Haushaltssituation des Saarlandes ist ebenso unbestritten, wie die Suche nach Einsparmöglichkeiten in allen Bereichen des öffentlichen Lebens, also auch im Saarländischen Staatstheater. Nur darf dabei das Augenmaß nicht verloren gehen. Hochrangige Musik- und Theaterkultur im Saarland sollte auch künftig doch mehr sein als Bauerntheater und Blasmusikverein, was beides zu schätzen, aber eben nicht alles ist.

Schließlich sei auch noch folgende Bemerkung gestattet: Solange das Saarland mit seiner Größe und Bevölkerungszahl es sich leisten kann, neben der Landeshauptstadt noch einen Stadtverband und fünf Landkreise zu unterhalten, sollte auch das Geld für ein Staatstheater, das diesen Namen verdient, vorhanden sein. Ich appelliere herzlich an Sie, umgehend Ihren Einfluss auf Herrn Minister Schreier, als zuständiges Mitglied der Landesregierung aber auch als Vorsitzender des Aufsichtsrates des Staatstheaters, auszuüben und die unerträglichen Einsparvorgaben zu relativieren. Gerade das Saarland mit seiner besonderen Geschichte darf seine kulturellen Wurzeln nicht kappen!

Mit freundlichen Grüßen

Gerald Mertens
Geschäftsführer der DOV
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