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Palast der Republik künftig ohne Ausstellungen

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Die Zeit der Ausstellungen in der Ruine des Palastes der Republik ist wohl vorbei. Ein geplantes Ausstellungsprojekt der Stiftung Stadtmuseum wird nach einem Beschluss des Gemeinsamen Ausschusses des Hauptstadtkulturfonds von Bund und Land nun doch nicht gefördert, wie die Senatskulturverwaltung am Montag in Berlin mitteilte.

Berlin (ddp-bln). Nach Einschätzung des Ausschusses seien Ausstellungen in der Palastruine künftig «grundsätzlich nicht realisierbar», hieß es weiter. Als Grund wurden die hohen monatlichen Mietkosten von 25 500 Euro genannt, die nicht aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds beglichen werden dürften.
Das Projekt der Stiftung Stadtmuseum sollte zunächst mit 300 000 Euro von dem vom Bund finanzierten Kulturfonds gefördert werden. Voraussetzung war jedoch, dass Kooperationspartner wie beispielsweise die Bundeszentrale für politische Bildung gefunden werden. Die Bundeszentrale verzichtete jedoch auf eine Zusammenarbeit. Der DDR-Bau sollte in der Ausstellung als «gelungene Verbindung von öffentlichem Kulturanspruch und privater Aneignung» mit einem Palast-Mobile aus Originalutensilien gewürdigt werden.
Einzelveranstaltungen werde es im Palast der Republik hingegen auch in Zukunft noch geben, hieß es weiter. Die Förderung von Veranstaltungen wie Ruedi Häusermanns «Orchesterprojekt der Opern», Gesine Dankwarts «Palastmitarbeiter» und William Forsythes «Bungee Castle» wurde den Angaben zufolge erneut bestätigt.
Der Einsatz des Berliner Kultursenators Thomas Flierl (PDS) für die Ausstellung der Stiftung Stadtmuseum hatte am vergangenen Wochenende zu einem Streit mit der Bundesregierung geführt. Nach Medienberichten hatte der PDS-Politiker zugunsten des Projektes unkorrekte Angaben vor dem Ausschuss des Hauptstadtkulturfonds gemacht. Der Gemeinsame Ausschuss stellte jedoch fest, dass der im Februar getroffene Beschluss «den Regeln der Entscheidungsfindung» entsprochen habe.

Der Tagesspiegel: Adrienne Goehler zum Streit um die Ausstellung im Palast der Republik
Berlin (ots) - Adrienne Goehler, Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds, äußert sich im Interview mit dem Tagesspiegel (Ausgabe vom 22. März) zur heutigen Absage der Ausstellung der Stiftung Stadtmuseum im Palast der Republik. "Wir erleben es jetzt das zweite Mal, dass die Bundeszentrale für politische Bildung eine Zusage in eine Absage verwandelt. Die Zusage war eindeutig. Die Rolle von Christina Weiss kann ich nicht mehr beurteilen."
Erstmals äußern sich Goehler und Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin des Hauptstadtkulturfonds, in einem gemeinsamen Interview zu Fragen der Kulturförderung des Bundes. Zur umstrittenen RAF- Ausstellung in den Berliner Kunst-Werken, die ursprünglich vom Hauptstadtkulturfonds gefördert werden sollte, sagt Hortensia Völckers: "Man kann gar nicht laut genugt sein. Über die RAF-Ausstellung ist nicht genug diskutiert worden. Aber wenn wir in eine Situation kommen, in der Gelder in Frage gestellt werden, gibt es ein Problem. Das eine ist eine Streitkultur. Das andere ist: das Fördermedium überhaupt in Frage stellen. Das ist sehr gefährlich." Adrienne Goehler merkt dazu an: "Es wäre sicher klug gewesen, man hätte das Projekt in einen erweiternden Kontext gestellt, zum Beispiel mit der Bundeskulturstiftung abgestimmt und gleichzeitig eine Ausstellung im Deutschen Historischen Museum organisiert. Doch angesichts der Drohungen sind allen die Nerven durchgegangen."