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Hamburg (ddp). Parteiübergreifend unterstützen Politiker den Vorstoß deutscher Künstler für eine Quote deutschsprachiger Musiktitel im Radio. Die grüne Bundestagsabgeordnete und Ex-Parteichefin Claudia Roth, die Anfang der 80er-Jahre Managerin der Rockband «Ton Steine Scherben» war, sagte der Zeitung «Bild am Sonntag»: «Die reale Existenzsituation nationaler Künstler ist besorgniserregend. Bei der Quotierung geht es um die Förderung von kultureller Vielfalt und Kunst, nicht um die Unterstützung erfolgloser Künstler oder um Deutschtümelei.»
Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) betonte: «Ich unterstütze eine Quote für deutsche Rock- und Popmusik im öffentlich-rechtlichen Radio.» Unter einem «musikalischen Einheitsbrei im Radio» leidet Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne). Die kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion fordert: «Wir brauchen eine gesetzliche Regelung wie in Frankreich. Es muss eine Quote für Künstler aus Deutschland geben und zugleich eine Quote, die einen Anteil an Neuvorstellungen festschreibt.» In Frankreich müssen seit 1994 die Radioprogramme zu 40 Prozent aus französischer Musik bestehen. Statt gleich ein Gesetz für eine Musik-Quote zu verabschieden, setzen einige Politiker auf eine freiwillige Selbstverpflichtung der Rundfunkanstalten. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) sagte der Zeitung: «Ich habe schon vor über einem Jahr keine nationale, sondern eine Quote für deutsche und europäische Popmusik im Radioprogramm angeregt. Es muss ja nicht gleich ein Gesetz sein, es kann ja auch freiwillig sein, damit unser musikalischer Nachwuchs eine Chance bekommt.» Kultur-Staatsministerin Christina Weiss (parteilos) und CSU-Generalsekretär Markus Söder sprachen sich ebenfalls für eine Selbstverpflichung der Sender aus. Söder will sich für einen «Runden Tisch» mit den Verantwortlichen aus der Rock- und Popszene sowie den Programmmachern der öffentlich-rechtlichen Sender einsetzen.