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Qualitätstourismus und Schutz der Bodendenkmäler

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Gunzenhausen (ddp-bay). Bayern will das UNESCO-Weltkulturerbe Limes künftig besser für den Tourismus und die Wissenschaft erschließen. Kulturminister Thomas Goppel (CSU) sagte am Mittwoch in Gunzenhausen im Landkreis Weißenburg bei der Vorstellung des Limes-Entwicklungsplans für den Freistaat, der Blick auf die Geschichte sei wichtig, um zu wissen, wo man stehe.

Der Minister mahnte: «Wir dürfen uns nicht nur darin verlieren, Horrorszenarien der Zukunft aufzuarbeiten, sondern es ist auch wichtig, dass wir uns der Geschichte bewusst werden.»

Goppel hob hervor, dass der Entwicklungsplan kein festgeschriebenes Konzept sei, sondern ein Leitfaden und eine Anregung, die in Zusammenarbeit mit den Beteiligten weiter entwickelt wird.

Noch in diesem Jahr soll eine Landkarte mit den Wegen des Limeswanderwegs in Bayern veröffentlicht werden. Die Karte wird zusammen mit Karten in den Bundesländern Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg Wanderungen entlang der gesamten Länge des Limes ermöglichen. Allerdings will das Landesamt für Denkmalpflege den Weg dort, wo er direkt auf dem historischen Grenzwall verläuft, neben den Limes verlegen. Denn die Archäologen befürchten, dass ein stark frequentierter Wanderweg das historische Bodendenkmal zerstören könnte.

Sorge bereitet den Limesverantwortlichen auch die große Zahl von Hobbyarchäologen und Schatzsuchern, die durch ihre Grabungen die Bodendenkmäler zum Teil unwiederbringlich zerstören. Da ein eindeutiges Gesetz zum Schutz der Denkmäler und Schätze in Bayern fehlt, appelliert das Landesamt an das Bewusstseins der Menschen für das historische Erbe.

Landeskonservator Sebastian Sommer sagte im ddp-Interview, es gebe einen «gigantischen Schaden» durch Schatzsucher. Goppel fordert einen gesetzlichen Schutz für Denkmäler durch ein so genanntes Landesschatzregal, das wertvolle Funde dem Staat übereignet. Der Minister sagte im ddp-Gespräch, ein derartiges Gesetz sei erst jetzt nötig, weil die «Beutegier» so groß geworden sei. Er räumte jedoch ein: «Wir bitten da noch um ein paar Monate Geduld. Da kommt auch nicht mehr weg, als jetzt schon weg ist.»

Ein Problem für die Verantwortlichen ist es, ein Denkmal in der Öffentlichkeit zu vermitteln, das mit einer Länge von über 500 Kilometern nur schwer erfassbar ist und das zudem meist unsichtbar im Boden liegt. Hier sollen ausgebildete Limes-Fremdenführer, Informationstafeln, rekonstruierte Bauten, Veröffentlichungen und der Wanderweg helfen, die Bedeutung und das Ausmaß des römischen Grenzwalls zu vermitteln. Goppel sieht hier die Kreativität und die Fantasie des Einzelnen gefordert, «sich vorzustellen, was hier einmal war und wie die Menschen damals hier gelebt haben». Allerdings steht der CSU-Politiker Einrichtungen wie einem geplanten Römer-Vergnügungspark in Ellingen im Landkreis Weißenburg und Gunzenhausen kritisch gegenüber.

Inzwischen wurde auch ein hauptamtlicher Limes-Koordinator berufen. Seine Hauptaufgabe wird es sein, die Kommunen und Tourismusverbände bei der Umsetzung der Ziele des Entwicklungsplans zu beraten. Er soll auch die Kommunikation zwischen den Kommunen untereinander, der Deutschen Limeskommission und den beteiligten Behörden und Verbänden verbessern.