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+++ Reformgegner Denk: Ein Kippen brächte «Ruck durchs Land » +++ Grass fordert schrittweise Rücknahme der Rechtschreibreform +++ Saarland will Stichtagsregelung bei Rechtschreibreform kippen - Kritik aus Hessen +++
Reformgegner Denk: Ein Kippen brächte «Ruck durchs Land »Hamburg (ddp). Bei einem Kippen der Rechtschreibreform würde nach Einschätzung des Gründers der Initiative «Wir gegen die Rechtschreibreform», Friedrich Denk, ein «Ruck durchs Land» gehen. Die Menschen würden wieder Mut fassen, «wenn sie sähen, dass man auf sie hört», sagte der bayerische Studiendirektor dem Magazin «Stern». «Die Politiker fordern ja ständig, wir sollten uns beteiligen.»
Der 61-jährige Denk hat sich gerade in den Ruhestand versetzen lassen, um noch mehr Zeit dafür zu haben, gegen die Rechtschreibreform Front zu machen. Auch heute noch seien bundesweit viele Lehrer gegen die neue Rechtschreibung. «Sie trauen sich aber nicht, das auch öffentlich zu sagen», sagte Denk. Es sei eine «glatte Lüge» der Kultusministerkonferenz, wenn sie behaupte, dass die meisten Lehrer für ein Beibehalten der Reform seien. Schüler und Erwachsene machten viel mehr Fehler als früher.
Grass fordert schrittweise Rücknahme der Rechtschreibreform
Bremen (ddp-nrd). Der Schriftsteller Günter Grass hat die Kultusministerkonferenz (KMK) im Zusammenhang mit der Rechtschreibreform scharf kritisiert und eine schrittweise Rücknahme der Regelung gefordert. Die KMK sei «inkompetent, entscheidungsschwach oder allenfalls blockierend tätig», sagte Grass am Mittwoch in einem Interview des Nordwestradios. Im Fall der Rechtschreibreform habe das Gremium «die Sachen einfach laufen lassen». Nachdem das Ergebnis der Reform an die Öffentlichkeit gekommen sei, hätten die Schriftsteller zu den ersten gehört, die dagegen protestiert hätten, betonte Grass. «Es war für uns sehr leicht zu erkennen, wie überflüssig und schädlich ein solch administrativer Zugriff innerhalb eines lebendigen Sprachkörpers sich auswirken könnte. Die Missachtung dieses Votums ist natürlich auch etwas Kränkendes», sagte der Literatur-Nobelpreisträger.
«\'Daß\' mit \'ß\' oder mit zwei \'s\', das kann man hinnehmen, aber mit dem Getrenntschreiben und der Groß- und Kleinschreibung sind so viele irrationale Entscheidungen getroffen worden, die sind rückgängig zu machen», forderte Grass. Dies könne auch schrittweise geschehen. Dabei sei darauf zu achten, «dass eine Sprache etwas Lebendiges ist», fügte er hinzu.
Saarland will Stichtagsregelung bei Rechschreibreform kippen - Kritik aus Hessen
Saarbrücken/Wiesbaden (ddp-swe). Über die Zukunft der Rechtschreibreform herrscht innerhalb der Union weiter tiefe Uneinigkeit. Mit dem Versuch eines Kompromissvorschlags stieß der saarländische Bildungsminister Jürgen Schreier (CDU) am Dienstag auf wenig Gegenliebe bei seiner hessischen Amtskollegin, Karin Wolff (CDU). Wolff erteilte Schreiers Vorstoß für eine Aufhebung der Regelung, wonach der Übergang von der alten zur neuen Rechtschreibung zum Stichtag 1. August 2005 verbindlich werden soll, eine klare Absage. Schreier hatte zuvor einen entsprechenden Antrag für die nächste Sitzung der Kultusministerkonferenz (KMK) am 14. und 15. Oktober angekündigt, um so der Gegner und Befürworter der Reform an einen Tisch zu bringen. «Die alte Schreibweise muss auf unbestimmte Zeit weiter gelten. Ich schlage vor, dass wir den bisherigen Beschluss der KMK auf diese Weise korrigieren», sagte Schreier.
Wolff entgegnete, eine Dauerausnahmeregelung könne es nicht geben. «Denke ich dabei an die Grundschüler, graust es mir», fügte die Ministerin hinzu. Bei der Rechtschreibung brauche man Verlässlichkeit und keinen Zustand des «beides ist richtig». Was sich in der Schule bewährt habe, werde sie doch jetzt nicht wieder auf den Prüfstand stellen, betonte Wolff. Sie wolle «weder von einem Kippen noch von einem Knicken der Reform» etwas wissen.