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Rheinsberger Erklärung zur Zukunft der Musikberufe verabschiedet

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Vom 9.-11- März 2007 fand in Rheinsberg eine Expertentagung zur „Zukunft der Musikberufe“ statt. Veranstalter waren der Deutsche Musikrat in Kooperation mit der Musikakademie Rheinsberg. Konzeption und wissenschaftliche Begleitung lag in den Händen des Instituts für musikpädagogische Forschung unter Leitung von Prof. Karl-Jürgen Kemmelmeyer.

Die Tagung wurde gefördert durch die GEMA, GVL, Deutschlandfunk und DeutschlandRadio Kultur. Gut siebzig Experten aus ganz Deutschland berieten die Zukunft der Musikberufe

A) in Musikverlagen (Buch, Zeitschriften, Noten, Ton- und Bildträgern ect.) und Musikbibliotheken.

B) in Tätigkeitsfeldern Rundfunk (Fernsehen, Hörfunk, Tonstudio, Tonträgerindustrie)

C) im Konzertwesen (Künstler und Management), auf und hinter Bühnen (Musiktheater) und in freien Ensembles

D) Berufe im Veranstaltungswesen und in der Kulturarbeit der Kommunen

E) Musikpädagogische Berufe im Berufsfeld Schule, Musikschule, privater Musikunterricht, Kirchenmusik, Musikakademien, Musikhochschulen.

Am Sonntag, 11. März 2007 wurde von den Tagungsteilnehmern die „Rheinsberger Erklärung der Musikberufe“ verabschiedet. Das Tagungsmaterial wird vom Institut für Musikpädagogische Forschung ausgewertet und herausgegeben. Eine Fortsetung der Tagung in zwei Jahren ist geplant.

Die Rheinsberger Erklärung im Wortlaut:


Rheinsberger Erklärung zur Zukunft der Musikberufe

Der Wert der Kreativität wird in der Wissensgesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnen. Den Creative Industries kommt dabei die entscheidende Schlüsselrolle zu. Musik erhält in diesem Zusammenhang besondere gesellschaftliche Relevanz für die Bildung in allen Bereichen der Gesellschaft, für die soziale Integration und für die Wirtschaft: primär im genuinen Musikbereich, sekundär in den damit vernetzten Wirtschaftsbereichen.

Neu entstehende Berufsprofile verlangen neue Ausbildungsprofile und Curricula, die von den Hochschulen in Kommunikation und Koordination mit der Berufspraxis in einem permanenten Anpassungsprozess entwickelt werden müssen. Die Vernetzung mit dem qualifizierten Weiterbildungsbereich ist systematisch zu bedenken und zu suchen.

Strategische Partnerschaften zwischen den relevanten öffentlichen und privaten Institutionen am Musikmarkt und im Musikleben müssen verstärkt realisiert und gefördert werden.

Grundlegende Veränderungen der demographischen Situation und die Auswirkungen der Digitalisierung auf weltweiter Basis führen zu einem wesentlich größeren Wettbewerbs- und Kostendruck.
Künstlerische Berufsausbildungen müssen durch obligatorische Module des Selbstmanagements und durch Kenntnisse der Marktmechanismen ergänzt werden.

Die Musikhochschulen sind aufgefordert, Qualifikation und Zugangschancen von Studienbewerbern aus Deutschland zu verbessern.

Die Potentiale des Musikmarktes und die Größe der Musikwirtschaft mit rund 300.000 Arbeitsplätzen fordern eine proaktive Wirtschaftspolitik heraus.

Das Maß der musikalischen Bildung in Deutschland bestimmt den Erfolg der Musikwirtschaft.

Grundlagen für den Fortbestand Deutschlands als Musikland sind
• der Erhalt der Orchester und Musiktheater sowie die Förderung freier Musikangebote,
• die Stärkung des gesellschaftlichen Wertes von Musik,
• der Erhalt und bedarfsgerechte Ausbau einer auf Kontinuität ausgerichteten musikalischen Bildung vom Kindergarten bis zum Berufseinstieg und in allen Lebensaltern,
• der Erhalt der kirchenmusikalisch-kulturellen Arbeit,
• die Sicherung des Wertes der Kreativität,
• die Sicherung des Urheber- und Leistungsschutzes,
• der Erhalt und die Unterstützung des weltweit singulären Engagements der Zivilgesellschaft für das Musikleben.


Rheinsberg, 11. März 2007