Hauptrubrik
Banner Full-Size

Rundfunkorchester des BR wird aufgelöst

Publikationsdatum
Body

Die Geschäftsleitung des Bayerischen Rundfunks/BR hat am Freitag beschlossen, das Rundfunkorchester aufzulösen. BR-Intendant Thomas Gruber begründete diesen Schritt mit der beabsichtigten Reduzierung der Gebührenanhebung um 30 Cent gegenüber dem Vorschlag der KEF.

Dies ergebe innerhalb der nächsten Gebührenperiode 2005 bis 2008 ein Defizit von 48 Millionen Euro, das durch bestehende Lücken im Haushalt auf insgesamt fast 60 Millionen Euro anwachsen werde.

Auf Dauer, so Intendant Gruber, könne man sich keine drei Klangkörper mehr leisten. Mit der Auflösung des BR-Rundfunkorchesters könnten die auch im Programm erforderlichen Einschnitte abgemildert werden.

Betroffen von der Auflösung sind den Angaben zufolge mehr als 70 Musiker. Die Auflösung des Orchesters spare pro Jahr neun bis zehn Millionen Euro. Nicht gefährdet sei das Symphonieorchester und der Chor des BR. Ein erstes Gespräch mit dem Orchestervorstand hat inzwischen ergeben, dass die sozialverträgliche Umsetzung gemeinschaftlich mit beiden Orchestern erarbeitet werden soll. Zeitliche Zielvorgabe ist das Ende der Spielzeit 2005/2006. Alle Maßnahmen stehen unter dem Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Gremien.


Das Münchner Rundfunkorchester im Überblick
1952 gegründet, hat sich das Münchner Rundfunkorchester im Laufe seiner 50-jährigen Geschichte zu einem Klangkörper mit einem enorm breiten künstlerischen Spektrum entwickelt und sich gerade aufgrund seiner Vielseitigkeit und klanglichen Wandlungsfähigkeit in der Münchner Orchesterlandschaft positioniert. Sonntagskonzerte mit internationalen Gesangsstars und die Reihe »Paradisi gloria« mit geistlicher Musik des 20. Jahrhunderts gehören ebenso zu seinen Aufgaben wie zielgruppengerecht konzipierte Kinder- und Jugendkonzerte inklusive pädagogischem Begleitprogramm, unterhaltsame Themenabende unter dem Motto »Mittwochs um halb neun« sowie die Aufführung selten gespielter Operneinakter und ausgefallener symphonischer Werke in der Reihe »Vorhang auf!«.

Die Reihe der Chefdirigenten des Münchner Rundfunkorchesters führt Werner Schmidt-Boelcke (1952-1967) an, gefolgt von Kurt Eichhorn (1967-1975), der die Sonntagskonzerte in Richtung Oper lenkte und alle wichtigen Bühnenwerke Carl Orffs mustergültig einspielte, Heinz Wallberg (1975-1981) sowie Lamberto Gardelli (1982-1985), Giuseppe Patané (1988-1989) und Roberto Abbado (1992-1998), der nicht nur die Tradition der Sonntagskonzerte fortführte, sondern beispielsweise auch auf dramaturgisch wohl durchdachte Programme in den Promenadenkonzerten drang.

Seit 1998 ist Marcello Viotti Chefdirigent des Orchesters. Seine besondere Leidenschaft gilt dem französischen und italienischen Opernrepertoire; die konzertanten Aufführungen beispielsweise von Donizettis La favorite, Montemezzis L\'amore dei tre re und Rossinis L\'italiana in Algeri sowie die Schallplatteneinspielung von Ponchiellis La Gioconda mit Violeta Urmana und Plácido Domingo in den Hauptrollen wurden unter seiner Stabführung zum Klangfest. Auch der Erfolg der Konzertreihe »Paradisi gloria« mit geistlicher Musik des 20. Jahrhunderts geht ganz wesentlich auf ihn zurück; mittlerweile dirigierten im Rahmen dieser Reihe zudem Gäste wie Krzysztof Penderecki, Heinz Holliger und Peter Ruzicka. Regelmäßig vergibt das Münchner Rundfunkorchester Kompositionsaufträge an namhafte Künstler. Zur Uraufführung gelangten in den vergangenen Jahren u.a. Werke von Wilfried Hiller und Toshio Hosokawa.

Ergänzend zu den Konzerten in München gastierte das Rundfunkorchester in jüngerer Zeit beim Schleswig-Holstein Musik Festival, im Brucknerhaus Linz, beim Brucknerfest Würzburg sowie in Liechtenstein und in der Schweiz. Im Sommer 2003 präsentierte es in der Dresdner Semperoper Wagners Frühwerk Die Feen zusammen mit hochkarätigen Solisten und dem Chor des Bayerischen Rundfunks. Für die laufende Saison sind Gastauftritte bei den Abschlusskonzerten des Internationalen Violinwettbewerbs »Leopold Mozart« in Augsburg, bei den Richard-Strauss-Tagen in Garmisch, beim Bodenseefestival, bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern und beim Kissinger Sommer geplant. Auf der Gastdirigentenliste stehen dabei so klingende Namen wie Ulf Schirmer, Marc Albrecht, Hartmut Haenchen und Claus Peter Flor.

Mit zahlreichen CD-Produktionen schließt das Münchner Rundfunkorchester regelmäßig wichtige Repertoirelücken auf dem Tonträgermarkt. Zu nennen wären hochkarätige Sängerporträts (u.a. mit Rolando Villazon), Live-Mitschnitte (Zandonais Giulietta e Romeo) und symphonische Studioproduktionen (Hans Rott, Symphonie Nr. 1; Shakespeare-Vertonungen von Berlioz und Elgar). Dass das Münchner Rundfunkorchester in den Konzertprogrammen »am Puls der Zeit« ist, beweist es mit seiner von der Fachpresse immer wieder bescheinigten Fähigkeit zur mühelosen Grenzüberschreitung zur Popularmusik, so arbeitete es mit dem Vokalakrobaten Bobby McFerrin zusammen, feierte Tournee-Erfolge mit dem berühmten Klarinettisten Giora Feidman und tritt im Juli 2004 mit »Cuba Meets Classic« vor die Studiomikrofone.

In der laufenden Saison führt das Münchner Rundfunkorchester die Reihe mit Orpheus- sowie Romeo-und-Julia-Vertonungen fort und präsentiert in den »Mittwochs um halb neun«-Konzerten themenbezogene Programme wie »OpeRETTE sich, wer kann« oder »Salzburg für Anfänger«, die durch Live-Moderationen von namhaften Persönlichkeiten der Medienwelt fachkundig und unterhaltsam eingerahmt werden.


Wissenswertes zur Rundfunkgebühr ist auf folgender Seite zu erfahren:
http://www.ard.de/intern/finanzen/-/id=8214/nid=8214/did=65836/5y8kz7/i…