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Theater schneiden beim Kultursponsoring von Unternehmen im Vergleich deutlich schlechter ab als etwa Museen oder Opern. Am Beispiel Köln stellte eine bundesweit repräsentative Studie der Gewerkschaft ver.di fest, dass Theatersponsoring nahezu keine Rolle spielt.
Düsseldorf (ddp-nrw). Die deutsche Wirtschaft unterschätzt nach einer Studie der Gewerkschaft ver.di die Wirkung von Kultursponsoring. Bei Theaterbesuchern sei das finanzielle Engagement von Unternehmen gerne gesehen, fand eine am Dienstag in Düsseldorf vorgestellte Studie «Mythos Sponsoring» heraus.
Sponsor-Firmen würden «deutlich sympathischer» gesehen und könnten daher mit einem positiven Einfluss auf die Kundenbindung rechnen. Vor diesem Hintergrund sei es «nicht einleuchtend», dass Firmen an ihrem Stammsitz Kultursponsoring nicht stärker als Bestandteil ihrer Unternehmenskommunikation begriffen, hieß es.
Unterm Strich spielt das Kultursponsoring durch Unternehmen bundesweit nur eine geringe Rolle. 95 Prozent aller Gelder für Kultur kommen den Angaben zufolge noch immer von der öffentlichen Hand. Alle Firmen in Deutschland machten pro Jahr lediglich rund 400 Millionen Euro für Kultursponsoring locker.
Dabei sind Theater als Partner für Sponsoren im Vergleich zu Museen oder Sport offenbar am wenigsten interessant. Am Beispiel Köln stellte die laut ver.di bundesweit repräsentative Studie fest, dass Theatersponsoring nahezu keine Rolle spielt. Nur knapp 1,5 Prozent aller Mittel für die Darstellenden Künste in dieser Stadt kämen aus dem Sponsoring.
Als Grund führt die Studie an, dass die Firmen nach eigener Einschätzung mit Theatersponsoring zu wenig Personen zu erreichen glauben. Daher werde der begleitende Marketing-Effekt des Sponsoring in diesem künstlerischen Sektor als zu gering angesehen. Theater habe offenbar nicht den «dekorativen Effekt» wie etwa große Ausstellungen oder vor allem Sportveranstaltungen. Firmen fassten Theater außerdem eher als laufenden Zuschussbetrieb auf, während die Idee des Sponsoring zumeist auf bestimmte Projekte bezogen sei.
Dennoch sei die Wirtschaft der größte private Geldgeber für Kultur noch vor Stiftungen, merkte Dorothee von Posadowsky, Leiterin der Kulturkommunikation beim Energiekonzern E.ON, an. Sponsoring sei für Unternehmen aber in der Regel nur interessant, wenn es einen «Imagetransfer» bringe - das Ansehen des Unternehmen also von der geförderten Kulturveranstaltung profitiert. Dass das Theater nur eine untergeordnete Rolle spiele, hänge wohl auch damit zusammen, dass sich Firmen zu wenig für die Bühnenkunst interessierten.
Im Arbeitskreis Kultursponsoring des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) gibt es nach dessen Angaben bundesweit 60 Firmen, im BDI-Kulturkreis 1200 Firmen. Das es nicht mehr sind, hängt nach Ansicht von Ulrich Soenius von der IHK Köln an einer falschen Einschätzung: «Der Wert der Kultur für die Wirtschaft ist sehr hoch. Leider sieht die Wirtschaft selbst das nicht immer so», stellte er fest.
Frank Bretschneider