Im Streit zwischen den Erben des Berliner Bankiers Paul von Mendelssohn-Bartholdy und zwei New Yorker Museen um die Rückgabe zweier Picasso-Gemälde bemühen sich die Anwälte beider Seiten jetzt um eine außergerichtliche Einigung. Der Prozess sei ausgesetzt, weil die US-Anwälte derzeit verhandelten, sagte der Historiker und Sprecher der Erben, Julius Schoeps, der Nachrichtenagentur ddp am Montag in Potsdam. «Ich hoffe, dass wir sehr zeitnah zu einer einvernehmlichen Lösung kommen.»
Eigentlich sollte der Prozess bereits am 1. Dezember in den USA beginnen. Aus «organisatorischen Gründen» wurde der Auftakt dann auf den 4. Februar verschoben, nun wird zunächst die außergerichtliche Einigung angestrebt.
Schoeps, der auch Direktor des Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrums ist, und sein US-Anwalt fordern das Museum of Modern Art (MoMA) zur Herausgabe des Bildes «Junge mit Pferd» und das Guggenheim-Museum zur Herausgabe von «Le Moulin de la Galette» auf. Sie vertreten die Ansicht, Paul von Mendelssohn-Bartholdy habe sich verfolgungsbedingt von den millionenschweren Gemälden trennen müssen. Die Museen lehnen die Forderungen ab.
In Deutschland werden die Themen NS-Raubkunst und Restitution seit der umstrittenen Rückgabe des Bildes «Berliner Straßenszene» von Ernst Ludwig Kirchner 2006 intensiv diskutiert. Experten wie der Kunsthistoriker und Leiter der Arbeitsstelle für Provenienzrecherche am Institut für Museumsforschung in Berlin, Uwe Hartmann, rechnen künftig mit einer Zunahme der Forderungen jüdischer Erben.