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Die Orchester und das Vokalensemble des Südwestrundfunks (SWR) stehen vor deutlichen Einschnitten. SWR-Intendant Peter Voß kündigte am Freitag nach einer Sitzung des Rundfunkrats in Stuttgart an, dass bis zur Sommerpause über Sparmaßnahmen entschieden werde.
Stuttgart (ddp). Unter «drastisch veränderten Rahmenbedingungen» müsse eine langfristig angelegte Zukunftsperspektive für die sechs Klangkörper des SWR entwickelt werden.Nach SWR-Angaben wird im Rahmen eines Gesamtkonzepts die Fusion des SWR Rundfunkorchesters Kaiserslautern mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken erwogen. Beim SWR Vokalensemble ist demzufolge eine Reduzierung der Planstellen auf 24 angedacht. Für das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg sowie das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart sind Kostensenkungen durch Rationalisierungen geplant. Auch die SWR Big Band soll künftig mit weniger Geld auskommen.
Voß betonte, die Prüfung sei vor dem Hintergrund der Sparmaßnahmen beim SWR notwendig. Ziel sei eine realistische Perspektive für die Klankörper «auf einem schmaleren, aber tragfähigem Fundament». Nach Angaben des Rundfunkratsvorsitzenden Hans Lambert wird es keine betriebsbedingten Kündigungen geben.
Vokalensemble des SWR zur Disposition gestellt ?
Die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) ist entsetzt über die Pläne des SWR, das Vokalensemble, einen der künstlerisch hochwertigsten Klangkörper des SWR mit seiner einmaligen Ausstrahlung weit über die Grenzen Deutschlands hinaus, in Frage zu stellen. Eine solche Entscheidung mit dem Freiraum vorgeblichen künstlerischen "Mäzenatentums" zu rechtfertigen oder gar mit einer lediglich "freiwilligen Aufgabe" des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, Klangkörper zu unterhalten, stellt den Kulturauftrag der ARD zur Disposition. Sie fordert letztlich auch die Frage nach dem medien- und kulturpolitischen Selbstverständnis des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und dem Prinzip seiner Finanzierung heraus.
Überdies finden solche Überlegungen zu einer Zeit statt, in der ARD und Gewerkschaften über mögliche Einsparungen durch Veränderungen in der Altersversorgung einerseits und SWR und DOV über erweiterte Arbeits- und Einsatzmöglichkeiten der SWR-Klangkörper andererseits ernsthafte Verhandlungen führen.
"Jedem auch nur einigermaßen mit der Chormusik Vertrauten müssen die Haare zu Berge stehen, wenn der SWR meint, ein solch hochprofessioneller, hochprofilierter Chor wie das SWR-Vokalensemble könne seiner komplizierten künstlerischen Arbeit in Zukunft im Halbtagsjob nachgehen", meint der stellvertretende Geschäftsführer der DOV, Dr. Claus Strulick.
V.i.S.d.P.
Dr. Claus Strulick
Stellv. Geschäftsführer