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Tag der Hausmusik - Musik gehört zur Grundversorgung

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Die deutschen Musikverbände appellieren anlässlich des Tages der Hausmusik am Montag an die Kulturpolitik, «die musische Erziehung in Deutschland nicht sterben zu lassen». «Musik gehört zur Grundversorgung», betonte Heinz Stroh, Geschäftsführer der deutschen Musikverbände, in Bonn.

Bonn (ddp). Die Nachfrage nach Musik sei noch nie so groß gewesen wie in diesem Jahrzehnt. Das zeigten unter anderem lange Wartelisten bei den Musikschulen. Trotzdem werde in den allgemein bildenden Schulen der Musikunterricht aus Etatgründen zusammengestrichen, kritisierte Stroh.
Hans Günther Bastian, Professor für Musikpädagogik, betonte im Vorfeld des Tages der Hausmusik, Musikerziehung sei ein unverzichtbarer Bestandteil der Bildungspolitik. Sie müsse im Konkurrenzkampf der schulischen Fächer favorisiert werden, weil Musik die Persönlichkeit junger Menschen und damit auch deren Lebensqualität bedeutsam fördere.
In Deutschland spielen nach Angaben der Musikverbände über sechs Millionen Menschen ein Instrument, über fünf Millionen singen in Chören. Den «Tag der Hausmusik» gibt es seit 1932. Er soll die Menschen motivieren, selbst ein Instrument zu spielen oder in einem Chor zu singen.

Kunstgenuss des Bürgertums - Hausmusik hat eine lange Tradition - Am Montag ist der Tag der Hausmusik

Berlin (ddp). Die Hochzeit der Hausmusik liegt im 18. und 19. Jahrhundert. Literatur, Kunst und auch Musik waren wichtige Bestandteile im Leben des so genannten Bildungsbürgertums. Bis ins späte 18. Jahrhundert war die bürgerliche Hausmusik - das im Kreis der Familie oder in bürgerlichen Gemeinschaften gepflegte Laienmusizieren - das Gegenstück zur fürstlichen Kammermusik. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich dann auch die bürgerliche Kammermusik. Gespielt wurde meist leichte Musik des Barock oder der Klassik.

Zurzeit des Biedermeier (1815-1848) galt es als schick, zu Hauskonzerten einzuladen. Durch die sich ausbreitende Industrialisierung entstanden dann auch neue Möglichkeiten der Verbreitung von Noten sowie der Produktion von Instrumenten, die die Ausbreitung der Hausmusik förderten.

Aber auch im ländlichen Raum spielte Hausmusik stets eine sowohl unterhaltende wie auch bildende Rolle. Einst schnitzten Hirten zum Zeitvertreib aus Knochen oder Ästen Flöten und spielten darauf Lieder, die sie sich selbst ausgedacht hatten. Bei Feiern auf dem Lande griffen die Musikanten zu Klarinette, Geige und Bass. Eine besondere Popularität hatte auf dem Land auch die Mundharmonika.

In den Bürgerhäusern hingegen standen vielfach Harmonien oder Klaviere. Der Klavier-, Geigen- oder Flötenunterricht gehörte bis weit ins 20. Jahrhundert hinein bei Bürgern, die es sich leisten konnten, zum «guten Ton».

Ende des 19. Jahrhunderts kamen jedoch jene Apparate auf, die musikalischen Genuss ermöglichten, ohne dass man dafür selbst in die Tasten oder Saiten greifen musste - und in der Folge trat das Radio seinen Siegeszug an. Außerdem erweiterte sich das Angebot an öffentlichen Konzerten, was zu einem Rückgang der Hausmusik führte.

Gemeinsam mit der Jugend- und Singbewegung erfuhr die Hausmusik zu Beginn des 20. Jahrhunderts jedoch auch wieder einen Aufschwung. 1932 wurde der bis heute begangene Tag der Hausmusik gegründet. Er soll die Menschen motivieren, selbst ein Instrument zu spielen oder in einem Chor zu singen.
Ulrike Geist