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taktlos#95 - Nachrichten mit Merkel, Beethoven, Ruzicka, Benedikt...

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+++ Merkel: Kultur zieht in den Bundestag +++ Ist Beethoven der erste Musik-Pirat? +++ Papst Benedikt vermarktet die Gregorianik +++ Ruzicka verhindert in Salzburg Schostakowitsch +++ Bundesrechnungshof rügt Musikschul-Verband +++

Merkel: Kultur zieht in den Bundestag
Berlin. Kanzlerin Angela Merkels wirklich selbst ausgedachter Satz, Kulturförderung sei Investition und nicht Subvention, steht kurz vor der Umsetzung. Wie der Beauftragte für Kultur und Medien, Bernd Neumann, heute mitteilte, würde alles unternommen, die Büros der Bundestagabgeordneten mit Hydro-Kultur-Blumentöpfen auszustatten. Zu diesem Zweck habe man an zwei renommierte Unternehmensberatungsfirmen, McKinsey und Roland Berger, den Auftrag vergeben, entsprechende Bepflanzungsvorschläge auszuarbeiten. Zur Deckung der Beratungskosten wird die Bundes-Kultur-Stiftung privatisiert. Ein Rat der Berater sickerte bereits durch: Sie empfehlen statt Topfblumen immens kostensparend die Installation des Microsoft-Windows-Blüten-Bildschirmschoners.

Ist Beethoven der erste Musik-Pirat?
Mainz. "Wind of Change" ist der deutsche "Jahrhundert-Hit"! Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Zweiten Deutschen Fernsehens. Auf Platz drei landete Ludwig van Beethovens und Friedrich Schillers „Ode an die Freude.“ Kritik hagelte es von Seiten der GEMA und der Verwertungsgesellschaft Wort. Dass der dritte Platz einem Werk zuteil wird, welches elementar die Rechte des Autors Friedrich Schiller verletzt, sei nur ein weiteres Beispiel dafür, wie in unserer Zeit mit Geistigem Eigentum umgegangen werde. Beethoven gerate damit zu einer Symbolfigur für die Piraterieszene - und dürfe daher nicht mehr in der Öffentlichkeit gespielt werden. Nach internen Informationen aus Rundfunk und Tonträgerindustrie werde man diesem Wunsch gern nachkommen, da man im nächsten Jahr ohnedies nur noch Werke von Mozart produziere oder sende.

Papst Benedikt vermarktet die Gegorianik
Vatikanstadt. Papst Benedikt XVI. hat mehr Aufmerksamkeit für die Kirchenmusik angemahnt. Dabei riet der Papst zu besonderer Wachsamkeit gegenüber Experimenten. Die Rockmusik ist für ihn ein „Gegenkult zum christlichen Kult, der den Menschen im Erlebnis der Masse und der Erschütterung durch Rhythmus, Lärm und Lichteffekte von sich selbst entfernt“. Vergangenes Wochenende waren internationale Stars der Popmusik wie die Soul-Sängerin Miriam Makeba und die Sängerin der Cranberries beim traditionellen Weihnachtskonzert im Vatikan aufgetreten. Erstmals wurden die Musiker im Anschluß daran nicht vom Kirchenoberhaupt empfangen. Gerüchteweise verlautet, dass Benedikt stattdessen bei einem Abendessen mit dem Universal-Management einen Exclusiv-Vertrag zur Vermarktung der Regensburger Domspatzen und der gesamten Gregorianik abschloss. Als Cross-Marketing-Partner hat das ZDF jede Menge Product-Placement zugesagt..

Ruzicka verhindert in Salzburg Schostakowitsch
Salzburg. Bei den kommenden Salzburger Festspielen wird anlässlich des hundertsten Geburtstages von Dmitrij Schostakowitsch kein Werk des russischen Komponisten aufgeführt. Zur Begründung sagte Intendant Peter Ruzicka: „Die monumentale Klangsprache Schostakowitschs passt nicht in die engen Gassen unserer Stadt. Außerdem ist Schostakowitsch ein noch besserer Komponist als ich selbst.“

Bundesrechnungshof rügt Musikschul-Verband
Berlin. Der Bundesrechnungshof und der Bund der Steuerzahler rügen in ihren jüngsten Berichten die Arbeit des Verbandes deutscher Musikschulen heftig. Insbesondere sei die Initiative Gute Musik für Kinder die reinste Geld- und Ressourcenverschwendung. Die demografische Entwicklung ergebe eindeutig, dass junges Publikum aussterbe oder sich anderweitig orientieren lasse; Fördermittel in diese Richtung seien daher die pure Geldvernichtung. Vielmehr hätte sich der VdM ausschließlich mit guter und folglich lauter Musik für Senioren zu beschäftigen. Für Kinder und Jugendliche reichten die Produktionen der Musikindustrie vollkommen aus.

…und noch viel mehr: http://www.nmz.de/taktlos
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