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Talfahrt der Kulturfinanzen - Arbeitskreis schlägt Alarm

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Sinkende Ausgaben bringen die öffentliche Kulturfinanzierung in Deutschland nach Auffassung des Arbeitskreises Kulturstatistik ins Strudeln. Nicht nur finanzschwache Länder - etwa im Osten - , sondern auch Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen haben ihre Kulturausgaben reduzieren müssen, sagte Vorstandssprecher Michael Söndermann am Mittwoch in Berlin.

Berlin (ddp). In diesem Jahr erhalte der öffentliche Kultursektor rund 8,3 Milliarden Euro. Davon tragen die Länder 47 Prozent, die Gemeinden 43 Prozent und der Bund 10 Prozent, ermittelte der Arbeitskreis auf der Grundlage der jeweiligen Haushaltspläne 2002. Gegenüber dem Vorjahr hätten öffentliche Träger ihre Kulturausgaben um knapp 250 Millionen Euro (2,9 Prozent) verringert. Dieses Abschmelzen der Mittel binnen eines Jahres sei «dramatisch», fügte Söndermann hinzu. Mit einer solchen Summe wäre vergleichsweise der Gesamtetat des «Kulturtankers» Stiftung Preußischer Kulturbesitz «auf einen Schlag verschwunden».

Auch im europäischen Vergleich der jährlichen Kulturausgaben pro Kopf der Bevölkerung liegt Deutschland keineswegs an der Spitze: Während in Österreich 180 Euro und in Frankreich 179 Euro investiert werden, kommen hier zu Lande nur 113 Euro pro Kopf zum Einsatz.
Die Kulturhaushalte der Länder erreichen 2002 einen Gesamtumfang von 3,8 Milliarden Euro. Das entspreche einer Reduzierung gegenüber dem Vorjahr um 46,5 Millionen Euro (4,8 Prozent). Am stärksten musste Berlin im Kulturhaushalt sparen.
Im kommunalen Bereich basieren die Angaben des Arbeiskreises auf Schätzungen, da die letzte Gemeindestatistik 1999 erstellt wurde. Aber auch hier zeichne sich eine kulturelle Talfahrt ab. Nur in der Bundeskultur gebe es einen positiven Entwicklungstrend. Im Jahr 2002 stieg der Kulturetat auf 844 Millionen Euro - ein Plus von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Seit 1998 das Ressort des Kulturstaatsministers geschaffen wurde, sind die Kulturausgaben des Bundes um zehn Prozent gestiegen.

Gerade angesichts der Krisensituation hält der Arbeitskreis eine verlässliche Statistik im Kulturbereich für unverzichtbar. Darin seien sich Bund, Länder und Gemeinden einig. Sonst könnten Probleme nicht rechtzeitig erkannt und beispielsweise nicht überprüft werden, ob Investitionen und Schwerpunktsetzungen im Kulturbereich erfolgreich sind. Der Arbeitskreis regte deshalb die Bildung einer unabhängigen Fachstelle an, die auf empirischer Grundlage die bislang fehlende regelmäßige Kulturfinanzstatistik erarbeiten soll.

Der Arbeitskreis Kulturstatistik e.V. ist ein unabhängiges Gremium von 30 Vereinsmitgliedern aus dem nicht-staatlichen Kultursektor. Rund 150 Experten aus Kultur- und Medienverbänden, Kulturadministration, statistischen Behörden, Wissenschaft und Forschung zählen zum Teilnehmerumfeld. Der Arbeitskreis will den fachlichen, wissenschaftlichen und kulturpolitischen Austausch wichtiger Akteure in der Kulturstatistik erfassen und so zur Verbesserung des Datenangebots beitragen. Dazu werden Fachkonferenzen ausgerichtet, Expertengruppen einberufen, Verbände und statistische Behörden beraten. Der Arbeitskreis legt Gutachten und Stellungnahmen zu kulturstatistisch relevanten Themen und Expertisen zur Qualität spartenspezifischer Kulturstatistiken vor.

Cornelia Krüger

http://www.kulturpolitik.de