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Fusion gelungen, Zukunft gefährdet - Intendant Serge Mund nimmt wegen Differenzen um die Zukunft der Ostthüringer Bühne seinen Hut.
Gera (ddp-lth). Das Theater Altenburg-Gera steht aus Sicht des scheidenden Generalintendanten Rene Serge Mund als Beispiel für eine geglückte Fusion zweier Bühnen. «Es war eine politisch kluge Entscheidung, weil es heute sonst weder in Gera noch in Altenburg ein funktionierendes Mehrsparten-Haus gebe», sagte Serge Mund am Freitag.Während seiner vierjährigen Amtszeit wurden mit großer Verzögerung auch die beiden Orchester zusammengeführt und damit die seit 1. August 1995 wirksame Fusion endgültig vollzogen. Serge Munds Vertrag endet auf eigenen Wunsch mit Beginn des August, seine Nachfolge wurde hausintern mit Eberhard Kneipel geregelt.
Serge Mund das Theater Altenburg-Gera ein Jahr früher als es sein Vertrag vorsah. Hintergrund dafür sind Differenzen um die Zukunft der Ostthüringer Bühne. Seine Vorschläge, darunter weitere Einschnitte beim Personal, wurden von Gesellschaftern wie Betriebsrat nicht akzeptiert. Mit seinem Konzept habe er die Perspektive des Theaters auch über 2008 hinaus sichern wollen, ohne eine Sparte zu schließen.
Dazu seien andere Strukturen notwendig, forderte der Intendant. Doch statt solche zu schaffen, hätten «Populismus und viel Lobbyismus zu einer Vogel-Strauß-Politik» geführt. «Damit wurde in Altenburg-Gera die Chance vertan, die das Land Thüringen seinen Theatern und Orchestern mit der bundesweit einmaligen festen Finanzierungszusage bis 2008 gegeben hat», beklagte Serge Mund. Mit dem Festschreiben des Status quo in einem Haustarifvertrag und dem damit verbundenen Verzicht auf weitere Tarifsteigerungen würden die Probleme nicht gelöst, sondern nur aufgeschoben und zugleich verschärft. Das Nachdenken über die Zeit nach 2008 müsse jetzt beginnen, und zwar an allen Thüringer Theatern, sonst sei es zu spät.
Der 55-jährige, in Malta geborene Theatermann zieht für sich dennoch eine positive Bilanz seines Wirkens. Seit seinem Amtsantritt stieg die Zahl der Zuschauer um rund 25 000 auf 175 000 pro Jahr, die Auslastung um 2,5 Prozentpunkte auf 77 Prozent und die Einnahmen um jährlich durchschnittlich 30 Prozent. Außerdem hinterlässt er 2,7 Millionen Euro Rücklagen.
Serge Mund führt die «breite Akzeptanz» des Theaters beim Publikum auf gewachsene künstlerische Qualität zurück, insbesondere auf die Auswahl der Stücke sowie die fruchtbare Zusammenarbeit mit Gastregisseuren wie Christoph Schroth und Johann Kresnik. Auch mit den internationalen Gastspielen ist der scheidende Intendant zufrieden. So waren die Ensembles in Frankreich, der Schweiz, Norwegen und New York auf Tournee. Im Inland allerdings sei das noch ausbaufähig.
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