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Im Wittenberger Theater wird es voraussichtlich Ende des Jahres wieder Aufführungen geben. Das teilte der neue Eigentümer, ein Ehepaar aus Abtsdorf bei Wittenberg, mit. Thomas und Diana Pielorz hatten das seit anderthalb Jahren geschlossene Theater auf einer Berliner Grundstücksauktion für 29 500 Euro ersteigert.
Zunächst blieben sie anonym, sie wollten die Weihnachtsfeiertage in Ruhe verbringen, gibt Diana Pielorz als Begründung an. Die zweifache Mutter hat gemeinsam mit ihrem Mann, einem selbstständigen Handwerker, das Ziel fest vor Augen. Ende des Jahres soll es nach mehr als zweieinhalbjähriger Ruhepause wieder die ersten Vorstellungen auf der Bühne geben. Doch zuvor steht den beiden viel Arbeit und sicher auch so manch bürokratische Hürde bevor.
Eine der ersten ist schon in der Tatsache begründet, das den beiden zwar jetzt das Haus, aber weder die Heizungs- noch die Klimaanlage gehören. Die sind im Besitz einer benachbarten Erbengemeinschaft, weiß Andrea Pielorz. Daher werde man zunächst mit Ihnen ins Gespräch kommen. Zudem hofft das theaterbesessene Ehepaar auf Unterstützung von der Stadt, dem Landkreis und dem Land Sachsen Anhalt. So ganz allein werde man es nicht schaffen, da machen sich die beiden keine Illusionen.
Um sich dem ehrgeizigen Projekt in vollem Umfang widmen zu können, will die junge Frau Ende nächsten Jahres sogar ihren Job als Bibliothekarin am Institut für Hochschulforschung der Leucorea aufgeben. Was dann Ende 2004 möglicherweise auf dem Spielplan steht, daran wagen die beiden noch nicht zu denken. Ausgeschlossen sei jedoch ein festes Ensemble. Man wolle Stück für Stück Besucher anlocken vor allem mit Musikveranstaltungen. Doch auch der in Wittenberg sehr engagierte Theaterjugendclub soll Gelegenheit bekommen, sich auf der Bühne einem breiten Publikum zu präsentieren, erklärt Diana Pielorz mit Blick in die Zukunft. Was die künstlerische Beratung angeht, das braucht dem Ehepaar nicht bange zu sein, schließlich waren Dianas Eltern jahrelang Schauspieler am Wittenberger Theater.
Das Aus für das Mitteldeutsche Theater kam im Sommer 2001. Dem vorausgegangen war im Mai 2000 ein Beschluss des Landkreises die Förderung für das Theater ab 2002 von vier Millionen auf zweieinhalb zu kürzen. Damit sanken auch die daran gekoppelten Zuschüsse durch die Stadt Wittenberg und das Land Sachsen Anhalt. An einen normalen Theaterbetrieb war damit nicht mehr zu denken. Nach 53 Jahren verlor die Lutherstadt Wittenberg ihre Bühne und rund 130 Mitarbeiter ihren Job. Nachdem sich kein Käufer für das 3800 Quadratmeter große Areal in Innenstadtnähe fand , entschloss sich der Landkreis das Objekt zu versteigern. Am 16. Dezember wurde das Ehepaar Pielorz der neue Eigentümer.
Grit Lichtblau