Hauptrubrik
Banner Full-Size

Theatersituation in Thüringen

Publikationsdatum
Body

Theaterdonner in Thüringen - Finanzierung steht, doch Konzepte fehlen - Schipanski sieht Bewusstseinswandel an den Bühnen

Erfurt (ddp-lth). Nach einem weiteren Akt im Drama um die Zukunft der Thüringer Theater hat sich der Vorhang geschlossen. Mit Vehemenz wurden noch vor Weihnachten alle Verträge zwischen den Trägern der Bühnen und dem Land Thüringen zur Finanzierung bis 2008 unter Dach und Fach gebracht. Doch die Vorstellung ist längst nicht zu Ende. Schon bei der Unterzeichnung der Dokumente musste allen Beteiligten klar sein, dass es trotz der insgesamt mehr als 60 Millionen Euro, die das Land jährlich für seine Theater und Orchester zuzuschießen bereit ist, dramatische Einschnitte geben muss - nicht zuletzt wegen der ständig steigenden Gagen und Gehälter, was durch Personalabbau und Haustarifverträge aufgefangen werden muss.

Ein Drei-Sparten-Angebot an allen bisherigen Theaterstandorten zu erhalten, ist erklärtes politisches Ziel. Das heißt aber nicht in jedem Fall mit eigenen Produktionen oder gar eigenem Ensemble. Deshalb ist nach Fusion, wie sie Altenburg und Gera sowie Rudolstadt/Saalfeld und Eisenach vollzogen haben, nun Kooperation das neue Zauberwort. Doch dazu wird erst einmal geschieden, trennt sich doch Eisenach von seinem bisherigen Partner, um sich in Meiningen einen neuen zu suchen. Die Rudolstadt/Saalfelder ihrerseits wollen es mit Nordhausen probieren, wobei sie einzig die Entfernung als Hürde sehen. Erfurt und Weimar haben sich zwar mit Händen und Füßen gegen eine Zweckehe gewehrt, eine Liaison jedoch in Form des Austausches von Produktionen bleibt auch ihnen nicht erspart, denn auch sie müssen Sparten schließen, um mit den zur Verfügung stehenden Mitteln auszukommen.

Kulturministerin Dagmar Schipanksi (CDU) sagt optimistisch, der Streit der vergangenen zwei Jahre habe bei Trägern und Theaterleuten einen Bewusstseinswandel bewirkt. «Man ist sich bewusst, dass man allein und abgeschottet keine tragfähige Zukunft gestalten kann. Man geht daher auf einander zu», betont sie. Mit den Finanzierungsvereinbarungen erhielten die Häuser mittelfristige Planungssicherheit bis 2008. Das sei «eine einmalige Leistung in Deutschland».

Den von der Landespolitik vorgegebenen finanziellen Rahmen gilt es nun thüringenweit an allen Theatern mit Leben zu erfüllen. Doch entsprechende Visionen, sprich tragfähige Konzepte, fehlen bislang. Unterschiedliche Auffassungen zu künstlerischem Profil und Entwicklung der beiden Häuser Eisenach und Rudolstadt/Saalfeld führten dazu, dass Intendant Johannes Steurich zum Ende dieser Spielzeit nach acht Jahren vorfristig seinen Hut nehmen wird. Seine langjährigen Erfahrungen und sein Engagement waren schon in dem gemeinsamen Gremium nicht mehr gefragt, das die Feinheiten der künftigen Kooperation Eisenachs mit Meiningen klären sollte.

Von den Gesellschaftern der Bühne hart gefordert ist der Altenburg-Geraer Generalintendant Rene Serge Mund. Er muss bis 2004 mindestens 44 der gegenwärtig rund 340 Stellen einsparen. Das betrifft den kompletten Chor sowie 20 Musiker der Philharmonie. Außerdem soll er einen Haustarifvertrag aushandeln, um alle Sparten retten zu können. Der Geraer Stadtrat macht sich derweil Gedanken darüber, ob das Theater auch weiterhin «Altenburg-Geraer» heißen soll oder angesichts des höheren finanziellen Beitrags, den Gera leistet, nicht doch besser «Gera-Altenburger».

Uschi Lenk

http://www.tmwfk.de