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Vermittlungsfunktion im Dialog mit dem Islam

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GOETHE-INSTITUT INTER NATIONES e.V.: Vorausschauend zur Verständigung beitragen - Generalsekretär Joachim-Felix Leonhard zur Kulturarbeit in Krisengebieten

"Wenn wir eine Vermittlungsfunktion im Dialog mit dem Islam wahrnehmen wollen, muss unsere Arbeit weiterhin vorzeitig, nachhaltig und auf Dauer angelegt sein." So definierte Joachim-Felix Leonhard, Generalsekretär des Goethe-Instituts Inter Nationes, am Mittwoch, den 23. Oktober 2002, im Südwestrundfunk die Voraussetzungen auswärtiger Kulturarbeit in islamisch geprägten Ländern.

Er warnt vor naiver Überschätzung der Möglichkeiten auswärtiger Kulturpolitik: "Wenn die Panzer auffahren, sollte sich das Goethe-Institut nicht als Friedensstifter gerieren." Gleichwohl könne Kulturarbeit im Ausland beitragen zum Aufbau zivilgesellschaftlicher Strukturen und vorausschauend "in die Köpfe und Herzen der Menschen etwas einpflanzen, das schlicht und einfach Verständigung heißt und auf die Akzeptanz von verschiedenen religiösen und ideologischen Positionen zielt."

Wie in Sarajevo, wo auf Vermittlung des Goethe-Instituts in einer religionspädagogischen Konferenz die Grundlagen für einen multireligiösen Unterricht an den Schulen in Bosnien-Herzegowina gelegt wurden. Dort ist inzwischen eine kontinuierliche Arbeit möglich, während anderswo die kulturelle Arbeit des Goethe-Instituts durch terroristische Bedrohungen und militärische Auseinandersetzungen nur eingeschränkt möglich ist.

In Jakarta soll am Donnerstag, 24. Oktober 2002, das Internationale Filmfestival beginnen, bei dem das Goethe-Institut neue Filme aus Deutschland zeigt, unter anderem "Toter Mann" von Christian Petzold und "Bella Martha" von Sandra Nettelbeck. In vier Wochen startet in Tel Aviv und Ramallah eine Veranstaltungsreihe zum Thema "Gewalt, Gedächtnis und Verständigung": "Wie wir lernen zu respektieren, was nicht so ist, wie man selbst" lautet das hoffnungsvolle Motto dieser Plattform für Künstler und Intellektuelle aus Israel, den palästinensischen Autonomiegebieten und Deutschland.

In Kabul hat das Goethe-Institut mit der Fortbildung afghanischer Deutschlehrkräfte begonnen und richtet gegenwärtig in der Universitätsbibliothek einen Lesesaal für Bücher und Zeitschriften ein. Keine Arbeit ist derzeit möglich in der pakistanischen Hafenstadt Karachi. Nach einer Reihe von Anschlägen in der Stadt und einer Bombendrohung gegen das Goethe-Institut veranlasste das Auswärtige Amt die zeitweilige Stilllegung. "Man kann es gegenwärtig nicht verantworten, Künstler oder Referenten zu Veranstaltungen nach Karachi einzuladen", sagt die bisherige Institutsleiterin Marla Stukenberg. Dies sei bedauerlich, denn für viele weltoffene Intellektuelle in dem moslemischen Land seien die ausländischen Kulturinstitute mit ihren Veranstaltungen und den ausländischen Zeitungen das einzige "Fenster nach draußen".

Quelle:
http://www.goethe.de/prs/deindex.htm