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Wanka kritisiert Patzelt wegen Orchestersparplänen

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Frankfurt (Oder) (ddp-lbg). Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka hat den Vorschlag von Frankfurts Oberbürgermeister Martin Patzelt (beide CDU) kritisiert, beim Staatsorchester drastisch zu sparen.

Das Orchester könne mit beispielsweise 20 Musikern seine Aufgaben im Theater- und Orchesterverbund des Landes nicht mehr wahrnehmen, sagte die Ministerin der «Märkischen Oderzeitung» (Freitagausgabe).

Sie wolle den Klangkörper als großes Orchester erhalten, betonte Wanka. Sie lehnte es jedoch zugleich ab, das Frankfurter Musikensemble vollständig als Landesorchester zu finanzieren. «Das Land zahlt innerhalb des Theater- und Orchesterverbundes bereits 500 000 Euro mehr als die Stadt», begründete Wanka ihre Haltung. Sie schlug im Gegenzug eine stärkere Kooperation der Orchester in Frankfurt (Oder) und Brandenburg/Havel vor. Dafür könnten dann auch weniger Musiker in den jeweiligen Orchestern spielen.




Staatsorchester in Gefahr!
Oberbürgermeister will Staatsorchester von 84 auf 20 verkleinern

Nachdem Oberbürgermeister Martin Patzelt im Juni dieses Jahres, als er in einer Handstreichaktion Bürgermeisterin und zugleich Kulturdezernentin Katja Wolle ab- und sich selbst als Kulturdezernent eingesetzt hatte, um seine Visionen eines um 2,5 Mio. Euro reduzierten Kulturetats den Stadtverordneten und der Öffentlichkeit vorzustellen, ließ er am Dienstag, 20. Dezember, in einem Interview mit der Märkischen Oderzeitung die Katze aus dem Sack und präsentierte seine eigentlichen Pläne: Das Brandenburgische Staatsorchester soll zukünftig statt mit 2,3 Mio. nur noch mit 1,1 Mio. Euro städtischem Zuschuß auskommen und von 86 auf 20 Planstellen reduziert werden! Als Vorbild für diesen radikalen Kulturkahlschlag dient dem Oberbürgermeister und ehemaligen Kulturdezernenten, der schon die Schließung des Kleisttheaters im Sommer 2000 zu verantworten hatte, das "Heilbronner Modell", das er sich aus Frankfurts Partnerstadt in Baden Württemberg "entliehen" hat.

Damit meint Patzelt aber nicht etwa das international renommierte Württembergische Kammerorchester Heilbronn, sondern das Heilbronner-Sinfonie Orchester. Hierbei handelt es sich um die Instrumentallehrer der Heilbronner Musikschule, die sich vier- bis fünfmal jährlich, verstärkt durch Musiker der Württembergischen Philharmonie Reutlingen, zu Konzerten zusammenfinden. Daß von solch einem semiprofessionellen Klangkörper in Zukunft keine großen Töne mehr zu erwarten sind, scheint Patzelt, dem erklärten Liebhaber der Amateurkunst, dabei egal zu sein. Er verschweigt, daß bei einem solch vergleichbaren Modell in Frankfurt (Oder) die Lehrer der Frankfurter Musikschule aber entlassen werden müßten!

Ebenfalls scheint den Oberbürgermeister dabei nicht zu interessieren, daß Frankfurt (Oder) mit seinem Orchester ein wichtiger Teil des Brandenburgischen Theater- und Konzertverbundes ist, in dem das Staatsorchester die Aufführung großer Symphonik im Lande Brandenburg zugewiesen bekommen hat. Eine Aufgabe, die ein halbprofessionelles Kammerorchester nicht erfüllen kann. Das Brandenburgische Ministerium für Forschung, Wissenschaft und Kultur hat zu Patzelts Plänen schon erklärt: "Grundlegende Änderungen der Kulturfinanzierung durch die Stadt würden in jedem Fall eine Neupositionierung des Landes bei seiner Förderung erfordern." An Zuschüsse in der bisherigen Höhe sei dann nicht mehr zu denken.

Die Fragen, die dieser Plan des Oberbürgermeisters aufwirft, sollen nach Vorstellung von Patzelt von einer auf Kulturmanagement spezialisierten Beraterfirma geklärt werden, wobei dem ehemaligen Kulturdezernenten eigentlich schon jetzt klar sein müßte, daß eine Auflösung des Brandenburgischen Staatsorchesters den städtischen Haushalt, den Patzelt ja eigentlich sanieren möchte, durch Abfindungszahlungen bis 2013 hinaus belasten würde. Schon die Abwicklung des Kleisttheaters vor fünf Jahren war viel teuerer als von ihm geplant und auch ein Blick in die Landeshauptstadt Potsdam, in der man ebenfalls 2000 die städtische Philharmonie aufgelöst hat, würde ihm zeigen, daß eine Orchesterabwicklung sehr viel mehr Geld kostet und sich die Einspareffekte am Ende auf Null summieren. Ganz abgesehen vom Imageschaden, den Frankfurt (Oder) erneut erleidet.

Das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt ist der kulturelle Leuchtturm der Stadt, der zusammen mit der Europa-Universität Viadrina und dem Olympiastützpunkt der Stadt Frankfurt (Oder) international Gesicht, Attraktivität, Identität und Ausstrahlung verleiht. Der Zwang zum Sparen darf nicht dazu führen, daß unsere Stadt ihre Lebensqualität verliert!

Quelle: Brandenburgisches Staatsorchester

http://www.bsof.de