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Weimars Stadtväter wollen den städtischen Anteil an der Finanzierung der Stiftung Weimarer Klassik von jährlich knapp 2,1 Millionen Euro ab dem Jahr 2003 aussetzen.
Weimar (ddp). Das beschlossen sie auf der Stadtratssitzung am Mittwochabend, um den kommunalen Haushalt zu konsolidieren. Gleichzeitig sprachen sie sich in der hitzigen Debatte um den Doppelhaushalt 2003/04 mehrheitlich für den Erhalt des Kunstfestes aus. die Stiftung kritisierte die Entscheidung.Der Stadtrat bekräftigte seine Zusage, das Kunstfest mit jährlich 250 000 Euro zu unterstützen, um die Ko-Finanzierung durch Bund und Land nicht zu gefährden. Der Kunstfest-Etat beläuft sich auf insgesamt 1,15 Millionen Euro. Angesichts der angespannten Haushaltslage soll jedoch nach alternativen Möglichkeiten der Finanzierung gesucht werden.
Der amtierende Direktor des Goethe-Nationalmuseums, Lothar Ehrlich, erklärte am Donnerstag, für die Stiftung Weimarer Klassik stehe mit der Entscheidung des Stadtrates nicht nur der Gesamthaushalt in Frage, sondern auch die ab 2003 geplante Fusion mit den städtischen Kunstsammlungen. Die Aussetzung komme einem Rückzug aus dem im Dezember vergangenen Jahres unterzeichneten Finanzierungsabkommen gleich. Die Vereinbarung greift bis zum Jahr 2006 und geht von einem Gesamtetat von knapp 19 Millionen Euro aus. Davon trägt der Bund die Hälfte, das Land Thüringen 40 Prozent und die Stadt Weimar die restlichen zehn Prozent.
Die geplanten Kürzungen seien kurzsichtig, betonte Ehrlich. Die Stiftung mit ihren jährlich mehr als 600 000 Besucher zählenden Museen, darunter die Wohnhäuser Goethes, Schillers und Liszts, zähle zu den wesentlichen Standortfaktoren. Auch die Stiftung müsse in Zeiten knapper Kassen sparen, räumte Ehrlich ein, doch führe jeder Eingriff in den Haushalt zu Folgen, die nicht ohne Rückwirkungen auf die Stadt blieben. Das reiche von Schließung einzelner Museen bis hin zu nicht mehr leistbaren Pflegearbeiten in den weitläufigen Parkanlagen. Er appellierte an die Stadtväter, ihre Entscheidung noch einmal zu überprüfen und sich zu einer Institution zu bekennen, die das Ansehen Weimars als Kulturstadt wesentlich präge.
Der parteilose Oberbürgermeister Volkhardt Germer und die Stadträte hatten bekräftigt, zwar müsse der Rotstift in vielen Bereichen angesetzt werden, doch seien Kunst und Kultur die wichtigsten Standortfaktoren für Weimar. Sie bestimmten nicht nur das internationale Image der Stadt, sondern seien damit auch für deren wirtschaftliche Entwicklung von entscheidender Bedeutung.
Uschi Lenk
(www.weimar.de; www.weimar-klassik.de)