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Nürnberg: «Baustelle Nationalmuseum» - Goppel streitet mit Bundesregierung über Finanzierung - Staatsministerin Weiss besucht Nürnberg
Nürnberg/München (ddp-bay). Die Proteste gegen die beabsichtigten Kürzungen des Bundeszuschusses für das Germanische Nationalmuseum haben erste Wirkung gezeigt. Am Montag wird Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) in Nürnberg erwartet, wie das Nationalmuseum am Mittwoch mitteilte. Sie wird sich einen Überblick über die Bauarbeiten verschaffen und mit Generaldirektor Ulrich Großmann zu einem Gespräch zusammenkommen. Derweil streitet sich der bayerische Kunstminister Thomas Goppel (CSU) mit der Bundesregierung über die Finanzierung.Dem größten deutschen Museum deutscher Kunst und Kultur droht ein Finanzloch bei der derzeit laufenden Sanierung von Sammlungsgebäuden. Goppel hatte jüngst kritisiert, dass der Bund beabsichtige, den Zuschuss für die laufende Sanierung ganz zu streichen und außerdem den Zuschuss für die Betriebskosten zu kürzen. Museums-Chef Großmann warnte jetzt: «Unsere Tätigkeit wäre elementar gefährdet.» Es würde bedeuten, dass die Sammlungen zur Vor- und Frühgeschichte, zum Hohen Mittelalter und der Alten Meister nicht fristgerecht 2006 eröffnet werden könnten.
Das Bundespresseamt wies die Vorwürfe zurück. Im Jahr 2004 erhalte das Nationalmuseum einen Bundeszuschuss für Betriebshaushalt und Bauinvestitionen von fast 4,2 Millionen Euro. Für Bauinvestitionen sei im Jahr 2005 kein Bundeszuschuss mehr vorgesehen, weil die laufenden Sanierungsarbeiten im Jahr 2004 beendet sein sollten.
Das Bundespresseamt wies darauf hin, dass das Museum entgegen der ursprünglichen Planung einen weiteren Investitionsbedarf von 3,8 Millionen Euro geltend gemacht habe - wegen einer Kostenexplosion bei den laufenden Umbauarbeiten um 56 Prozent. «Der erhöhte Bedarf kann jedoch beim Bund nicht durch den Haushalt 2005 realisiert werden, sondern erst in den kommenden Jahren», sagte ein Sprecher. Die Kostensteigerungen müssten sonst zu Lasten anderer nationaler Kultureinrichtungen aufgefangen werden.
Goppel wiederum bezeichnete am Abend die Äußerungen des Bundespresseamtes, für das Germanische Nationalmuseum seien Baumaßnahmen geplant, die der Bund nicht in 2005 mittragen könne, als «unseriös». Der Bund habe die Planungen von Anfang an mitgetragen und im Verwaltungsrat des Museums mitgeplant. Die geplante Streichung der Baumittel für das Jahr 2005 betreffe sogar Maßnahmen, die bereits 1998 beschlossen und gemeinsam durchgeführt und finanziert würden. Jetzt wolle der Bund seine Haushaltsausfälle auf Kosten Dritter kompensieren und sich plötzlich aus der Verantwortung stehlen, kritisierte Goppel.
Harry Luck