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Dresden (ddp-lsc). Gegen die neuerlichen Rückgabeforderungen des ehemaligen sächsischen Herrscherhauses der Wettiner regt sich breiter Widerstand. Die Politik forderte das Adelshaus in teilweise schroffen Worten auf, verantwortungsvoller mit dem sächsischen Kulturerbe umzugehen.
Kunstministerin Eva-Maria Stange (SPD) sagte, sie sei enttäuscht, dass immer neue Forderungen nachgeschoben würden. Man werde alles daran setzen, mit den jetzigen Nachforderungen auch einen Schlussstrich unter die Debatte zu ziehen.Die Wettiner hatten am Dienstag ihre Ansprüche auf insgesamt 139 Gemälde aus den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden angemeldet. Die Wettiner, die bis 1918 in Sachen herrschten, hatten sich mit dem Freistaat Sachsen 1999 auf einen Vertrag geeinigt, demzufolge ein Großteil enteigneter Kunstobjekte in den Museen bleiben darf. Das ehemalige Herrscherhaus erhielt damals rund zwölf Millionen Euro als Entschädigung. Bei ihrem neuen Vorstoß Ende Oktober 2006 beriefen sich die Wettiner indes auf eine Klausel in der Abmachung, die Nachforderungen möglich macht.
Der kulturpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Andreas Schmalfuß, sagte, die Wettiner sähen in Sachsen offenbar keine Heimat mehr, «sondern eine Zitrone, die sie bis auf den letzten Tropfen ausquetschen wollen». Die Staatsregierung, die für den «missratenen» Rückgabevertrag von 1999 verantwortlich sei, müsse jetzt mit aller Entschiedenheit um den Verbleib der Kunstschätze im Freistaat kämpfen.
Der kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Dresdner Stadtrat, Wilm Heinrich, forderte die Staatsregierung auf, alles zu tun, um eine weitere Übergabe von Kunstgegenständen zu verhindern. «Die nimmersatten Ansprüche der Familie sind ein Skandal und ein Affront gegen die Menschen in Sachsen», sagte Heinrich. «Die Kunstschätze gehören in ein sächsisches Museum und sonst nirgendwo hin.»
Für die Linkspartei erklärte der kulturpolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Volker Külow, die Wettiner scherten sich nicht im Geringsten um das öffentliche Interesse an den Kunstschätzen. «Was einmal der Stolz der Vorfahren und der Bürger der Stadt Dresden war, das dient einzig noch der privaten Bereicherung.» Die Staatsregierung müsse die dreisten Begehrlichkeiten der Familie zurückweisen, forderte er.
Die CDU-Fraktion im Landtag sprach von einem «unsensiblen» Vorgehen der Wettiner und forderte von der Familie die Bereitschaft zu einer umfassenden und endgültigen Lösung in dem Streit um die Rückgabe der Kunstschätze.