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Wiederaufbau der Unikirche: Rektor der Universität Leipzig tritt zurück

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Nach der Sitzung des Uni-Senats am heutigen Donnerstag tritt der Rektor der Universität Leipzig, Bigl, zurück. Er zieht damit die angekündigte Konsequenz aus dem Beschluss der Landesregierung, den Wiederaufbau der früheren Universitätskirche zu unterstützen.

mdr - Der Studentenrat der Universität will nach Informationen von mdr.de am Freitag auf dem Leipziger Augustusplatz demonstrieren. Auch die Studenten wenden sich gegen den Beschluss der Landesregierung.
Bigl hatte bereits Anfang der Woche mit seinem Rücktritt gedroht, falls die Landesregierung sich für den Wiederaufbau der 1968 zerstörten Paulinerkirche am angestammten Platz aussprechen sollte. Dies tat sie am Dienstag, worauf Bigl zunächst erklärt hatte, seinen Rücktritt noch einmal zu überdenken.
Seine Drohung hatte Bigl mit nicht eingehaltenen Absprachen begründet, die der Universität das Gestaltungsrecht für die strittigen Flächen zusicherte. Falls sich die Regierung nicht mehr daran halte, sei dies ein Vertrauensbruch, hatte Bigl erklärt.
Sachsens Wissenschaftsminister Rößler (CDU) bedauerte den Rücktritt Bigls. "Das tut uns leid", sagte Sprecher Große. Doch sei das "seine Entscheidung". Rößler hatte versichert, für die Uni gebe es keine Nachteile. Falls die strittige Fläche freigehalten werde, stünden andere bereit.
Die Universität aber lehnt einen Wiederaufbau ab, weil sie einen neuen Campus an der Stelle plant und unter anderem mit einer Aula an die Kirche erinnern will. Darauf hatten sich die Gremien der Hochschule 1999 geeinigt. Das Areal soll bis 2009, wenn die drittälteste Universität Deutschlands 600 Jahre alt wird, neu gestaltet werden.
Der Streit um den Wiederaufbau schwelt seit Jahren. Seit seiner Amtseinführung 1997 hatte Bigl sich für einen Campus-Neubau eingesetzt. Die Regierung verpflichtete sich im Jahr 2000, die Pläne zu unterstützen. Im September 2001 lobte sie einen Architekten-Wettbewerb aus, zu dessen Aufgaben der Wiederaufbau der Paulinerkirche nicht gehörte.
Mehrfach hatte die Universität danach an die Regierung als Bauherr appelliert, die Entscheidung über den Neubau einer multifunktionalen Aula nicht länger zu verschieben. Der in den 70er Jahren entstandene Neubau-Komplex mit Seminarräumen, Hörsälen, Mensa, Bibliothek und Verwaltungstrakt wird heutigen Anforderungen an eine Massen-Universität nicht mehr gerecht.
Im Zweiten Weltkrieg war der historische Gebäudekomplex des Augusteums am Augustusplatz ausgebrannt. Einzig die gotische Paulinerkirche blieb ohne Schäden. Sie aber wurde 1968 auf Geheiß der SED-Bezirksleitung ebenfalls gesprengt, was damals seltene öffentliche Proteste unter den Studenten und der Bevölkerung auslöste.
Seit der Wende 1989 aber machten sich namhafte Persönlichkeiten wie der Nobelpreisträger Günter Blobel oder Trompeten-Virtuose Ludwig Güttler für einen Wiederaufbau der Paulinerkirche stark. Der in den USA lebende Medizin-Nobelpreisträger Blobel brachte sogar den Vatikan ins Spiel und verfasste einen Aufruf, in dem er es als "nationale Schande" bezeichnete, dass der Kirchenbau nicht auf der Agenda der Landesregierung stehe.
http://www.mdr.de/nachrichten/kultur/533499.html