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Ein "Opernprogramm für Südosteuropa" präsentierte am Donnerstag Kunststaatssekretär Franz Morak (V) gemeinsam mit Staatsoperndirektor Ioan Holender, Bundestheaterholding-Chef Georg Springer und Walter Homolka von der Kulturstiftung Deutsche Bank.
orf - Wien - Drei Jahre lang soll Musiktheater in zwölf Beitrittskandidaten-Ländern mit 1,8 Millionen Euro strukturell unterstützt werden. Vorgesehen sind Stipendien für junge Talente, Gagenzuschüsse und Inszenierungsbeihilfen, Austausch von Sängern mit westeuropäischen Opernhäusern innerhalb des Programms "Opernstudio", Produktionsassistenzen und Inszenierungsförderungen.
"Der Kapitalismus hat gewonnen, aber die Kultur hat verloren und leidet schrecklich", sagte Holender auf der heutigen Pressekonferenz. "Seit dem Fall des Eisernen Vorhanges weiß keiner mehr vom anderen, was er tut". Also wolle man mit Hilfe dieses Projektes auf allen Ebenen näher aneinander rücken, zumal es sich ja um einen einstmals gemeinsamen kulturellen Raum handle.
Morak meinte, er habe es immer politisch unerträglich gefunden, dass die Wirtschaft schon längst in Südosteuropa war, aber die Kultur nicht. "Es geht darum, wie es den Künstlern dort geht. Und wir haben die Möglichkeit, etwas aufzubauen, den Künstlern die Möglichkeit zu geben, sich sowohl in ihrer Heimat auszuprobieren als auch nach Wien zu kommen".
Homolka ergänzte: "Es handelt sich nicht um eine westliche Zwangsbeglückung. Aber die Talente sollen mit unserer Hilfe in ihren Ländern gehalten werden und nicht durch bessere Gagen in den Westen gelockt werden. Also erhalten sie Gagenzuschüsse, und umgekehrt sollen etwa westliche Künstler sich in Südosteuropa ausprobieren können, was sie an den großen westlichen Häusern vielleicht weniger könnten".
Das gilt für Sänger, Regisseure, Bühnenbildner und Dirigenten. Insgesamt stehen für drei Jahre 1,8 Millionen Euro zur Verfügung, die im Sinne einer Private Public Partnership zur Hälfte von der Kulturstiftung der Deutschen Bank und zur anderen von der Republik Österreich stammen. Vergeben werden sie durch ein operatives Gremium, in dem Holender, Springer, Homolka und der Züricher Opern-Intendant Alexander Pereira vertreten sind. Zusätzlich soll ein Beirat mit Kennern der jeweiligen Opernszene installiert werden.
Holender betonte den glücklichen Umstand, die "Akademie Musiktheater Heute" der Deutschen Bank als Sponsor gewonnen zu haben, und verabsäumte nicht, den Medien eine Rüge zu erteilen: "Alle fordern immer mehr Sponsoren, und wenn dann endlich einmal einer gefunden ist, schreibt keiner darüber in vornehmer Zurückhaltung". Sponsorenvertreter Homolka meinte, Österreich hinke in dieser internationalen Diskussion ohnedies hinterher.
"Der State of the Art besagt aber im Gegensatz zur hier verbreiteten Meinung, dass Sponsoren großzügige Spendierer sind: Es ist die unternehmerische Verantwortung gegenüber der Zivilgesellschaft, Kultur zu fördern. Aus geschäftlicher Sicht wäre dieses Projekt für uns widersinnig, denn wir profitieren in Südosteuropa überhaupt nicht".