Hauptrubrik
Banner Full-Size

Zukunft Musik: Laienmusizieren in Deutschland

Publikationsdatum
Body

Resolution der Mitgliederversammlung des Deutschen Musikrates 2006
Die Mitgliederversammlung des Deutschen Musikrates hat gestern (20.6.) einstimmig die Resolution „Zukunft Musik: Laienmusizieren in Deutschland“ den kulturpolitischen Sprechern der im Bundestag vertretenen Parteien Wolfgang Börnsen (CDU), Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen), Monika Griefahn (SPD), Dr. Lukrezia Jochimsen (Die Linke.PDS) und Christoph Waitz (FDP) übergeben.

Die Resolution enthält u.a. eine Reihe von Vorschlägen und Forderungen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen zum Laienmusizieren.

Dazu Martin Maria Krüger, Präsident des Deutschen Musikrates: „Deutschland zeichnet sich, trotz mancher Einschnitte, weiterhin durch ein noch immer vielfältiges und hochqualifiziertes Musikleben aus. Das Laienmusizieren ist dessen Grundstein und Teil eines Netzwerkes, welches in alle Bereiche gesellschaftlichen Lebens hineinwirkt. Die rund 7 Millionen Menschen, die sich für das Musikland Deutschland ehrenamtlich engagieren, zeigen damit ein hohes Maß an Motivation, Identifikation und Mitverantwortung für die Zukunft unserer Gesellschaft, die in hohem Maße ihren spezifischen Lebensweg aus eben diesem Engagement bezieht. Mit ihrem Bürgerschaftlichen Engagement sind sie für die professionellen Orchester und Musiktheater genauso von grundlegender Bedeutung wie für die Kreativwirtschaft und die Einrichtungen der schulischen und außerschulischen Bildung. Mit der Resolution „Zukunft Musik: Laienmusizieren in Deutschland“ fordert die Mitgliedversammlung des Deutschen Musikrates eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für das Laienmusizieren und ein Umdenken im Umgang mit den Kreativpotentialen unserer Gesellschaft.“


Die Resolution im Wortlaut:

Zukunft Musik: Laienmusizieren in Deutschland
Lebendiges Musikleben in einer werteorientierten Gesellschaft

Resolution der Mitgliederversammlung des Deutschen Musikrates 2006

Deutschland zeichnet sich durch ein noch immer vielfältiges und hochwertiges Musikleben aus. Das Laienmusizieren ist ein Fundament dieses lebendigen Musiklebens und Teil eines Netzwerkes, das in alle Bereiche gesellschaftlichen Lebens hineinwirkt. Für viele Bürgerinnen und Bürger, gleich welcher sozialen oder ethnischen Herkunft, ist das Musizieren und das Erleben von Musik in unterschiedlichsten Stilrichtungen ein unverzichtbarer Teil ihres Lebens. Durch das Laienmusizieren eröffnen sich im Dialog der Kulturen und der Generationen Begegnungswelten, die Voraussetzung für eine humane Gesellschaft von heute und morgen sind.

Die rund 7 Millionen Menschen, die sich für das Musikland Deutschland ehrenamtlich engagieren, zeigen damit ein hohes Maß an Motivation, Identifikation und Mitverantwortung für die Zukunft unserer Gesellschaft. Mit ihrem Bürgerschaftlichen Engagement für ein lebendiges Musikleben sind sie für die professionellen Orchester und Musiktheater genauso von grundlegender Bedeutung wie für die Kreativwirtschaft und die Einrichtungen der schulischen und außerschulischen Bildung.

Die Laienmusikszene bildet die sichtbare Spitze eines Kreativitätspotentials. Sie droht zu zerfallen, wenn nicht dem Ausfall und dem Zurückdrängen von Musikunterricht in der Schule oder kürzungsbedingt verschlossene Musikschultüren endlich wirksam gegengesteuert wird. Diese Kreativitätspotentiale gilt es im Sinne des 2. Berliner Appells des Deutschen Musikrates zu entdecken, weiter zu entwickeln und zu fördern, weil sie eine der grundlegenden Voraussetzungen für den Weg Deutschlands in eine Wissens- und Kreativgesellschaft sind.

Die Mitgliederversammlung des Deutschen Musikrates fordert den Deutschen Bundestag, die Bundesregierung, die Länder und die Kommunen auf, eine nachhaltige Trendwende in der Kreativitätsförderung einzuleiten und damit auch die Rahmenbedingungen für das Laienmusizieren in Deutschland deutlich zu verbessern. Neben den ordnungspolitischen Maßnahmen gehört dazu die eindeutige Prioritätensetzung, mehr Haushaltsmittel in nachhaltige Strukturen des Laienmusizierens und der musikalischen Bildung zu investieren.

Dazu gehören u.a.:
• Die spürbare Entbürokratisierung in allen das Laienmusizieren betreffenden Regelungsgebieten

• Die Verschlankung des Zuwendungsrechts durch die durchgängige Einführung der Festbetragsfinanzierung und die Einführung einer Bagatellgrenze, die die Anzahl der Vorschriften reduzieren würde

• Vereinfachte Regelungen zur Erlangung der Gemeinnützigkeit für kleinere Vereine

• Anerkennung von Mitgliedsbeiträgen als steuerabzugsfähige Ausgaben

• Anpassung der Bemessung der Übungsleiterpauschale an die Lebenshaltungskosten und Erhöhung auf derzeit mindestens € 2.454,-

• Eine vereinfachte Steuererklärung, die bis zu einer noch Gewinngrenze von der Körperschaftssteuer befreit

• Die Initiierung und Finanzierung von Pilotprojekten des Bundes, die als Impulsgeber in die Länder und Kommunen hinein wirken

• Die stärkere Einbindung der Laienmusikensemble in die Auswärtige Kulturpolitik im Sinne eines verstärkten Dialogs der Kulturen

• Eine Anerkennungskultur bürgerschaftlichen Engagement, die sich über Symbole hinaus in der wirksamen Verbesserung der Rahmenbedingungen des Laienmusizierens ausdrückt

• Eine durchgängige musikalische Bildung im Kindergarten, Schule und außerschulischen Bildungs- und Kultureinrichtungen, die Musik vermitteln.


Berlin, 20. Oktober 2006

Deutscher Musikrat