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Zwei neue Konzepte zur Zukunft der drei Berliner Opernhäuser

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Alt-Bundespräsident und Ex-Regierender Bürgermeister Richard von Weizsäcker, der frühere Intendant der Berliner Festspiele Ulrich Eckhardt sowie Bundestags-Vizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne) haben zwei Konzepte auf den Tisch gelegt. Gemeinsames Anliegen ist es, alle drei Opernhäuser zu erhalten.

Berlin (ddp-bln). Der Berliner Landeshaushalt krankt schon seit Jahren. An allen Ecken und Enden muss der Senat den Rotstift ansetzen - auch bei der Kultur. Schiller-Theater und Metropol-Theater sowie freie Projekte blieben schon auf der Strecke. Damit nicht bei weiteren Bühnen der letzte Vorhang fällt, suchen Experten seit langem fieberhaft nach Lösungen, um Kosten zu senken. Bei den drei Opernhäusern der Hauptstadt ist das bislang nicht gelungen. Starre Tarifstrukturen, Ablehnung bei den Künstlern und unfähige Politiker ließen das Geld immer knapper werden. Folgen sind eine sinkende Qualität und oftmals leere Zuschauerreihen.

Doch die Zeit drängt. Inzwischen reichen die öffentlichen Finanzen nicht mehr, die weltweit einzigartige Opernlandschaft dauerhaft auf hohem künstlerischen Niveau zu halten. Alt-Bundespräsident und Ex-Regierender Bürgermeister Richard von Weizsäcker sowie der frühere Intendant der Berliner Festspiele Ulrich Eckhardt sowie Bundestags-Vizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne) haben nun zwei Konzepte auf den Tisch gelegt. Gemeinsames Anliegen ist es, alle drei Opernhäuser zu erhalten, Synergieeffekte durch gemeinsame Verwaltungen zu nutzen und den Bund stärker in die finanzielle Verantwortung zu nehmen.

Alle drei Autoren betonten bei der Vorstellung ihrer Ideen am Donnerstag in Berlin, nicht im Auftrag von Kultursenator Thomas Flierl (PDS) zu handeln, sondern gewissermaßen als «Kultur-Bürgerinitiative» zu handeln. Weizsäcker schlägt vor, die Staatsoper Unter den Linden, die Komische Oper, die Musikhochschule «Hanns Eisler» und das Konzerthaus am Gendarmenmarkt zu einem «Kulturforum Mitte» zusammenzufassen, wie es schon Friedrich II. plante. Eckardt und Vollmer plädieren für eine «Opern-Holding» in Form einer Stiftung öffentlichen Rechts oder einer GmbH. Von einer Fusion der drei Häuser wollen beide aber nichts wissen.

Gegenwärtig schießt das Land Berlin der Deutschen Oper 41,1 Millionen, der Staatsoper 42,5 Millionen und der Komischen Oper 31,2 Millionen Euro zu - insgesamt fast 115 Millionen Euro. Wie viel Geld Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) künftig noch für die drei Einrichtungen ausgeben muss, darauf wissen die drei Autoren keine Antwort. Ihr ehrenwertes Anliegen ist es, in allen Opernhäusern alle Künstler und Mitarbeiter in Ruhe arbeiten zu lassen. Das «russische Roulette», welche Bühne geschlossen wird, müsse aufhören, fordert Vollmer. Man will niemandem weh tun

Kultursenator Flierl bleibt zunächst zurückhaltend. Eine Generalintendanz für alle Opernbühnen sei «äußerst diffizil». Er wolle die «Verklammerung der Stadt» erhalten, umschreibt er seine Ablehnung der Schließung eines Opernhauses. Dennoch hat der Politiker ein Problem: Er soll bis Jahresende eine Strukturreform für die Opernhäuser auf die Beine stellen.

Holger Lunau