In der Diskussion um die neuen Medien geistert ein Begriff: „Fremdgesteuerte Energie“. Mit diesem Begriff soll gesagt werden, dass es in der Kritik im Umgang mit den neuen Medien darauf ankäme, möglichst die so genannte „fremdgesteuerte Energie“ aus dem musikalischen Schaffensprozess herauszuhalten. Inhaltlich wird damit unterstellt, dass der kreativ schaffende Mensch seine Ursprünglichkeit (Originalität) verlöre und zunehmend zur Marionette des neuen Mediums würde. Die Kritik beklagt weiterhin, dass damit das seelenlose Musizieren und damit verbunden, die Ausdruckslosigkeit großen Eingang in den musikalischen Schaffensprozess fände. Man wirft dem Computer vor, zu viel dieser fremdgesteuerten Energie zu enthalten, und er damit als Werkzeug für den musikalischen Schaffensprozess möglichst zu meiden sei. Er dürfe nur zum Zweck des Notenschreibens und anderer „niederer Arbeiten“ eingesetzt werden. Alles gipfelt in dem Vorwurf, dass der kreative Umgang mit dem Computer schlichtweg nicht möglich sei, also diametral anerkannten Grundsätzen der Musikerziehung zuwiderlaufe. Die folgende Untersuchung soll zeigen, wie unsinnig dieser Vorwurf ist.
In der Diskussion um die neuen Medien geistert ein Begriff: „Fremdgesteuerte Energie“. Mit diesem Begriff soll gesagt werden, dass es in der Kritik im Umgang mit den neuen Medien darauf ankäme, möglichst die so genannte „fremdgesteuerte Energie“ aus dem musikalischen Schaffensprozess herauszuhalten. Inhaltlich wird damit unterstellt, dass der kreativ schaffende Mensch seine Ursprünglichkeit (Originalität) verlöre und zunehmend zur Marionette des neuen Mediums würde. Die Kritik beklagt weiterhin, dass damit das seelenlose Musizieren und damit verbunden, die Ausdruckslosigkeit großen Eingang in den musikalischen Schaffensprozess fände. Man wirft dem Computer vor, zu viel dieser fremdgesteuerten Energie zu enthalten, und er damit als Werkzeug für den musikalischen Schaffensprozess möglichst zu meiden sei. Er dürfe nur zum Zweck des Notenschreibens und anderer „niederer Arbeiten“ eingesetzt werden. Alles gipfelt in dem Vorwurf, dass der kreative Umgang mit dem Computer schlichtweg nicht möglich sei, also diametral anerkannten Grundsätzen der Musikerziehung zuwiderlaufe. Die folgende Untersuchung soll zeigen, wie unsinnig dieser Vorwurf ist.1. These Fremdgesteuerte Energie ist in der Musik normal.Wenn man zum Thema „fremdgesteuerte Energie“ die Energie anschaut, die in einem musikalischen Werk gespeichert ist und die einen Musiker steuert, dann muss man sich nur zunächst einmal irgend eine Komposition vornehmen, die heute millionenfach musiziert wird (etwa ein Violinkonzert von Johann Sebastian Bach). Es ist hier zunächst einmal nicht die Energie des ausführenden Musikers, die hier zum Tragen kommt, sondern es ist die Energie von Johann Sebastian Bach, vor Hunderten von Jahren hineingesteckt! Niemand käme auf die Idee, Bachs Genialität, die man auch als musikalische Energie definieren kann, als „fremdgesteuert“ abzulehnen. Ganz im Gegenteil: Ganze Heerscharen von Musikern bemühen sich darum, diese Energie erfolgreich in die Gegenwart umzusetzen und hörbar zu machen. Sie geben der kompositorischen Energie von Bach ihre eigene musikalische Energie dazu und zusätzlich natürlich ihr Handwerk. Bereits an diesem Punkt sieht man Folgendes ganz genau: Es gibt keine einzelne Energie im musikalischen Schaffensprozess, sondern es gibt nur Synergie.
Auch andere außerhalb liegende Energien wirken auf die Musiker ein. Nehmen wir zum Beispiel die Energie, die ich als „Klangenergie“ bezeichnen möchte und die in einem Instrument vorhanden ist. Jeder, der zum Beispiel Geige spielt, weiß, dass diese „Klangenergie“ in seinem Instrument zunächst einmal Geld kostet, und zwar nicht wenig. Ein neuer Mercedes als Preisvergleich muss schon investiert werden, um ein Instrument zu bekommen, dessen „Klangenergien“, sprich klanglichen Möglichkeiten, so beschaffen sind, dass es eben nicht am Instrument liegt, wenn es nicht schön tut, sondern am Musiker. Auch hier wieder dasselbe: Das ganze Arbeiten und Üben des Musikers zielt darauf ab, die im Instrument gespeicherte „Klangenergie“ zu mobilisieren und hörbar zu machen. Auch hier würde wiederum niemand sagen, der Musiker sei „fremdgesteuert“.
Es gibt aber auch noch andere „fremdgesteuerte Energie“: Ich meine hier die sekundären Motivationen, die Musiker oft haben. Zunächst einmal ist auch ein Musiker ein Mensch, der in dieser Gesellschaft sein Geld verdienen muss, um all die Sachen zu bezahlen, die wir heute zum normalen Status zählen (Miete, Versicherungen, Lebenshaltungskosten...); und jeder, der schon einmal miterlebt hat, wie schwierig es für junge Musiker ist, in Positionen zu kommen, eben um dieses Leben finanzieren zu können, weiß um diese „fremdgesteuerte Energie“ im musikalischen Schaffensprozess. Dazu gehört aber auch der Wille, eine bestimmte Position im Musikermilieu zu erreichen, sprich Ruhm und Anerkennung zu erlangen. Neben dieser sekundären Motivationen kommt auch noch eine andere „fremdgesteuerte Energie“ dazu: Jeder Lernende an einem Instrument bekommt vollständig die Energie mit, die ein Lehrer für ihn bereithält und bereit ist, zu investieren. Nicht umsonst fahren manche Schüler zu Spitzenlehrern um den halben Erdball, um einen Unterricht bei Starlehrer XY zu bekommen, sprich diese Energie für sich zu nutzen. Wenn man also diese vier Punkte nun zusammennimmt (und zu jedem einzelnen ließe sich noch eine Menge sagen), kommt ein sehr ernüchterndes Bild zusammen, was den Mythos „eigengesteuerte Energie“ anbelangt. Sie macht nämlich nur einen begrenzten Bestandteil des musikalischen Schaffensprozesses aus. Natürlich ist sie unverzichtbar, um die Originalität des musikalischen Wirkens zu erhalten. Doch allein gibt es sie nicht. Es gibt nur Synergie, also das Zusammenwirken verschiedener Energien. Und schon gar nicht taugt diese These von der „Fremdsteuerung“ zur Verteufelung der neuen Medien.
2. Energie in der Software nutzen
Auch in der Software des Computers ist musikalische Energie gespeichert, die wie bei den obigen Beispielen vom Musiker genauso genutzt werden kann. Was mich bei der Diskussion um die „ fremdgesteuerte Energie“ so erschreckt ist die Tatsache, dass die Protagonisten dieses Begriffes oft wenig Ahnung von den Möglichkeiten haben, die dieses Medium/Handwerkszeug zur Verfügung stellt. Insbesondere ärgert mich, dass die Leistung der Softwareentwickler, die vor allem in den letzten Jahren ein erstaunliches Maß angenommen hat, hier pauschal verteufelt wird. Als Beispiel sei hier die Firma Emagic in Rellingen bei Hamburg genannt (die ich ein bisschen kenne), die sich von einem Dreimannbetrieb zu einem der führenden Softwarehersteller im Musikbereich in den letzten zehn Jahren entwickelt hat. 60 Menschen arbeiten am Vertrieb eines exzellenten Produkts, etwa dem Logic Platinums. Ein gutes kooperatives Verhältnis zu den Schulen mit einem eigenen Berater, ein (zwar überlastetes aber) sehr effektives Beratersystem am Telefon und Möglichkeiten durch ihre Software, von denen Musiker vor zehn Jahren nur träumen konnten – das sind alles Punkte, die zwar Geld kosten, aber auch Achtung verdienen. Dies umso mehr, als diese Software von veritablen Musikern entwickelt wurde, von denen ein jeder seinen Mann auch auf der Bühne steht. Aber es ist natürlich notwendig, diese Energie anzuzapfen, sprich zu lernen, wie man damit umgeht. Hier scheint es mir so zu sein, dass der Einwand der „fremdgesteuerten Energie“ als ein toller Vorwand dient, sich diese Arbeit zu ersparen. Aus meinen Kursen weiß ich, wie mühsam oft der Prozess ist, effektiv gerade mit dem oben genannten Programm umzugehen. Ich weiß aber auch, dass, wenn das grundsätzlich Handwerkliche damit erlernt worden ist, ein großes Staunen und Sich- Freuen beginnt, über das, was man damit machen kann. Dieser handwerkliche Umgang mit dem Programm bedarf eines ganz ausgeklügelten methodischen Konzeptes, das ich an anderer Stelle darstelle. Ist nun einmal dieses Handwerk erlernt, ist der Schritt zum kreativen Umgang und zum Nutzen dieser Energie nicht mehr weit. Meiner Erfahrung nach machen dies vor allen Dingen junge Menschen mit einer derartig großen Selbstverständlichkeit, dass es nur so eine Freude ist.
3. Was ist zu tun?
Welche Folgerungen ergeben sich zum Beispiel für die Musikschulen daraus? Ich glaube, vor allem die Musikschulen können es sich nicht mehr leisten, diese Diskussion um die „fremdgesteuerte Energie“ zu führen und den Computer draußen zu lassen. Der Weg der Erlernung der sinnvollen Nutzung des Computers in den Musikschulen geht nur über den geschulten und kompetenten Lehrer. Gerade die Diskussion beim Regensburger Medienkongress (siehe Bericht, S. 25!) hat klar ergeben, dass die Verbände und auch die einzelnen Musikschulen hier händeringend nach Lösungen suchen und große Hilflosigkeit bekunden. Ganz anders ist hier schon die staatliche Lehrerfortbildung ausgestattet, die seit Jahren in Dillingen Kurse zur Verfügung stellt, in denen eine Woche lang Musiklehrer aller Schularten in Ruhe und in speziell dafür eingerichteten Studios geschult werden können. Wieso ist es eigentlich nicht möglich, dass die Musikschulen diese Abteilungen nutzen?
Wieso gibt es keine Kooperation zwischen den Fortbildungsstellen im Fachbereich Musik Dillingen und den bayerischen Musikschulen? Unterkunftsmöglichkeiten und natürlich die Geräte wären vorhanden. Auch Bereitschaft seitens der Akademieleitung ist meines Erachtens vorhanden, will man doch das Konzept der externen Kurse in Zukunft ausbauen. Es fehlt augenscheinlich an dem Verbindungsglied zwischen diesen Institutionen. Auch hier könnte man einmal ganz nüchtern fragen, wo denn die entsprechenden Stellen dafür im Kultusministerium sind. Ist es nicht ihre Aufgabe, diese Koordination zu leisten?
Doch hier sieht man auch wieder das Politische ganz deutlich: Musikschulen werden von den Kommunen betrieben, und somit außerhalb des kultusministeriellen Aufgabenbereichs. Tatsächlich wäre hier ein gerütteltes Maß an „Eigensteuerung“ auf beiden Seiten nötig, die Möglichkeiten zu nutzen. Komisch – hier warten alle auf „Fremdsteuerung“, die sie sonst gar nicht mögen.