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Neben den traditionellen Fächern im Studiengang Musikgeschichte, die an Italiens Universitäten gelehrt werden, gibt es auch ein Fach mit dem Abschluß zum Operatore dei Beni Culturali (Kulturwirt). Der Studiengang wird an der Universität Udine (mit Sitz in Gorizia) angeboten, dauert drei Jahre und ist durch Numerus Clausus beschränkt (25 Plätze pro Fachrichtung). Das Studium ist aufgeteilt in drei Fachrichtungen (Informatik, Musikwissenschaft und Archäologie) und zeichnet sich durch einen zeitgemäßen Lehrplan aus. In Udine wird den Studenten eine Spezialisierung angeboten, die sie zur technischen Restaurierung historischen Dokumentenmaterials befähigt.
Im Zentrum steht dabei die Werkstatt der Musikinformatik Mirage, die seit sechs Monaten in Betrieb ist und die in Zusammenarbeit mit der DAMS in Bologna und der Universität von Trento das „Projekt Maderna“ erarbeitet hat. Ziel ist es, die Tonbandaufnahmen des venezianischen Maestros aus den 50er Jahren (und nicht nur diese) zu restaurieren und wieder nutzbar zu machen, indem man sie auf einen Datenträger überspielt und dann instandsetzt.
Mit dieser Werkstatt wurde ein Pilotprojekt der Tonrestaurierung konzepiert, das mit den passenden „chirurgischen“ Behandlungen nicht nur erlauben wird, eine kritische Edition der Werke von Bruno Maderna herauszugeben (geleitet von Mario Baroni und Rossana Dalmonte), sondern auch ein komplettes Bild des Vermächtnisses des Komponisten.
Nach dem ersten Arbeitsschritt, der das Material konserviert, folgen das Abmischen der elektronischen Klänge, das im phonologischen Studio der RAI in Mailand durchgeführt wird, dann folgt die Bearbeitung von Madernas Radiowerken. Wenn also Bologna der Ort ist, an dem die Papierdokumente von Maderna bearbeitet werden, so ist Gorizia die technische Werkstatt, die die über Italien und Europa verstreuten Tondokumente des Musikers (und das sind nicht wenige) restauriert. Es werden die Quellen verglichen, um den Tonarchetyp herauszufinden und daraufhin die verschiedenen Phasen der Werkrealisation auf der Basis direkter und indirekter Zeugnisse zu rekonstruieren. Wenn die Sparten Technik, Philologie und Geschichte zukünftig enger kooperieren werden, dann bekommt man auf diese Weise die Möglichkeit, nicht nur die Geräte zu bestimmen, die von Bruno Maderna benutzt wurden, sondern die ganze Werkstatt Madernas und seine Arbeitsinstrumente zu erhalten.
Die Werkstatt am Isonzo, die von Angelo Orcalli geleitet wird (er arbeitet mit Alvise Vidolin, Giovanni De Mezzo, Paolo Zavagna, Alessandro Argentini, Sergio Canazza und Giuliano Michelini zusammen) ist mit dem Hardware- und Softwaresystem „No Noise“ der Sonic Solution ausgestattet, für die aktuell in der Werkstatt, aufgrund offensichtlicher Schwierigkeiten beim Arbeiten, auch neue Algorithmen ausgearbeitet und angewandt werden. Angemerkt sei noch, daß die Werkstatt auch der Überspielung von Tonmaterialien aus einem volkskundlichen Archiv dient, welches der Stadtbücherei „V. Joppi“ in Udine angegliedert ist.
Maria Girardi, in Giornale della Musica, Turin
Übersetzung: Heide Grünert