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Streiks gibt es faßt nur in Italien

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Europas Musikergewerkschaften im Vergleich
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Daniele Martino ist Chefredakteur der italienischen Musikzeitung „Giornale della Musica“. Für die nmz schaute er sich im „Musikland Europa“ um. Ihn interessierten dabei weniger Stars und neue Kompositionen, sondern die Situation von Orchestermusikern, Chorsängern und Tänzern. In Italien arbeiten im musikalischen Sektor zirka 5.000 Personen. Genaue Daten gibt es allerdings nicht. Nicht mehr als die Hälfte der angestellten Beschäftigten sind Mitglied in einer Gewerkschaft. Die Verbände und die autonomen Gewerkschaften geben wegen des Datenschutzgesetzes keine Informationen über Mitgliederzahlen weiter. Dem vom Ministerium eingesetzten „Osservatorio dello Spettacolo“, das diese Vorgänge offiziell dokumentieren soll, fehlen die Mittel zur gesicherten Datenerhebung. Orchesterstreiks gibt es in Italien derzeit immer wieder. In Frankreich und Deutschland sind Orchestermitglieder öffentliche Angestellte und werden nach Tarif bezahlt. In Großbritannien, wo die Leitung des Orchesters eher privatrechtlicher Natur ist und wo der Staat nur zum Teil mit Finanzierungshilfen, Steuerfreiheit und dem Bereitstellen von Gebäuden die Orchester unterstützt, haben die Orchestermusiker der wichtigsten Theater Jahresverträge und sind ohne Ausnahme im Musikerverband (einer Körperschaft) eingeschrieben. Sie werden wöchentlich bezahlt und haben die Möglichkeit, im Ausland zu arbeiten. In Frankreich erhält ein Orchestermusiker, der auf unbestimmte Zeit angestellt ist, einen Tarifvertrag. Es besteht dieAlternative, auf einen Vertrag zu verzichten, um mehr Raum für Nebentätigkeiten zu haben. In Deutschland sind die Arbeitsverträge für Orchestermusiker – nach einer Probezeit – unbefristet; befristet dagegen für Chorsänger und Tänzer. Sichere Garantien auf Vertragsverlängerung erhalten nur Chormitglieder. Daniele Martino sprach mit Daniel Barda, der 20 Jahre lang Hauptsekretär des Syndicat National des Chefs d’Orchestre et Solistes war, sowie mit Stefan Meuschel, dem Geschäftsführer der Vereinigung Deutscher Opernchöre und Bühnentänzer (VDO) in München und Mitherausgeber der Zeitschrift „Oper & Tanz“, über die Situation von Musikern in Frankreich und Deutschland. Daniele Martino: Wie sind die Musiker bei Ihnen organisiert? Barda: Die gewerkschaftliche Organisierung im musikalischen Bereich ist in Frankreich sehr schwach, der Anteil der Mitglieder beträgt ungefähr zehn Prozent. Die Franzosen charakterisieren sich durch ihre Unabhängigkeit. Bei uns wird man nicht gern Mitglied bei irgendeiner Organisation. Es gibt nur wenige musikalische Gewerkschaften: die SNAM (Syndicat National des Artistes Musicales), Teil der CGI, die wiederum von der kommunistischen Partei abhängig ist; sie ist die wichtigste. Dann gibt es die Fédération de la Communication et du Spectacle, Teil der Force Ouvrière und des Syndicat National des Chefs d’Orches-tre et Solistes, für die auch ich arbeitete, die wiederum zur Confédération Générale des Quadres gehört, bei denen auch die Leiter der großen Orchester Mitglied sind. Meuschel: Die Gewerkschaften im musikalischen Bereich sind die Deutsche Orchestervereinigung in der DAG (DOV) in Hamburg mit 13.000 Mitgliedern (Orchestermusiker an Theatern, Chorsänger, Rundfunkchöre), unsere Vereinigung Deutscher Opernchöre und Bühnentänzer mit 4.100 Mitgliedern, die Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger in der DAG (GDBA) in Hamburg mit 7.000 Mitgliedern, der Sänger und Tänzer angehören und die Industriegewerkschaft Medien (IG Medien) in Stuttgart, mit Solisten und Musikern, die auch aus dem Bereich Pop kommen. Martino: Streiken französische und deutsche Musiker? Barda: In Frankreich gibt es im musikalischen Bereich eine hohe Arbeitslosenquote. Deshalb wird hier auch nicht gestreikt. Denn wenn man keine feste Stelle hat, wird man gefeuert. Aber der letzte Streik von Orchestermusikern mit unbefristetem Arbeitsvertrag ist sehr lang her... Ich glaube, es gab einen vor zirka zehn Jahren... und man forderte das Recht, ersetzt werden zu können, wenn man auswärtige Verpflichtungen hatte (Aufnahmen, Unterricht) und man deshalb zu einer Probe nicht erscheinen konnte. Der Streik hatte Erfolg, und heute besitzt ein Orchestermusiker dieses Recht. Meuschel: Es gibt wenige Streiks, aber sie sind möglich (sowohl realisierbar als auch rechtlich). Ein Beispiel: es gab Streiks der Chorsänger und Tänzer in der Theatersaison 1982/83 und im letzten Jahr auch bei einigen Orchestern. Übersetzung: Heide Grünert

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