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„La Finta giardiniera“, nicht von Mozart, sondern von Anfossi. Foto: Hanne Engwald
„La Finta giardiniera“, nicht von Mozart, sondern von Anfossi. Foto: Hanne Engwald
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Das gibt’s nur einmal: Pasquale Anfossis „La finta giardiniera“ in Leverkusen

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Mit soviel Schwung und Feuer wird selten musiziert – auch in Leverkusen. Dabei ist das Erholungshaus, traditionelles Zentrum der Werkskultur der Bayer AG, mittlerweile ein Geheimtipp geworden für erlesenes, konzertant dargereichtes Musiktheater aus Barock und Klassik.

Dass sich dies in Leverkusen selbst, vor allem aber im benachbarten Düsseldorf und Köln noch nicht so richtig herumgesprochen hat, war auch jetzt mit der neuen Gemeinschaftsproduktion von Bayer Kultur und l'arte del mondo wieder zu beobachten: eben an den nur zur Hälfte gefüllten Rängen eines gar nicht einmal so üppig ausgestatteten Veranstaltungshauses. Meistgehörte These in den Pausengesprächen: Ja, da sieht man sie wieder einmal, die Arroganz, die Ignoranz der Metropolen! Tatsächlich fürchtet (und kennt) man Leverkusen in Köln eben doch nur auf dem Fußballplatz. Andererseits gründet das Gefühl der Missachtung respektive Geringschätzung aus Leverkusen-Perspektive doch wohl auch in der Besonderheit dieser Veranstaltungen, die organisiert werden in insgeheimer Befolgung des kongenialen Heymann-Schlagers: Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder.

Es ist ja schon eine Seltenheit im bundesrepublikanischen E-Musik-Betrieb, dass Premierenabend und Schlussvorstellung prinzipiell zusammenfallen. Doch nur so geht und rechnet sich offenbar die ganze Konstruktion. Trotz dieses übergroß an den Tag gelegten Ehrgeizes des Veranstalters wie des ausführenden Ensembles reichen die Kräfte augenscheinlich gerade für diesen einen Auftritt. Wie schon im Fall von „Medonte“, jener schönen l'arte del mondo/Werner Ehrhardt-Ausgrabung des Mozart-Zeitgenossen Josef Myslivecek (nmz-online 15.12.2010), so war es jetzt auch mit der konzertanten Aufführung der "La finta giardiniera" von Pasquale Anfossi. Auch wenn es das Publikum so gar nicht registriert – das Konzert im Leverkusener Erholungshaus fungiert doch wesentlich als Musiker-stimulierender öffentlicher Mitschnittermin für die Bayer Kultur-Partner. Da ist der Westdeutsche Rundfunk, der den unbekannten Anfossi senden (18.3.) und da ist die Deutsche Harmonia Mundi, die die Anfossi-CD produzieren wird. Grund genu, sich von Veranstalterseite damit zu trösten, eine „Weltersteinspielung“ auf die Beine gestellt zu haben. Doch, daran nun geht kein Weg vorbei, konzertiert wird – für die Konserve. Eine nicht uninteressante Fußnote im schönen Fortsetzungsroman „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“.

Andererseits: So vergleichsweise bescheiden der Besuch zum finalen Premierenabend ausgefallen ist – über die Qualität der Produktion sagt dies nichts. Was wir erlebt haben, war ein feurig-spritziges Sängerensemble, das, begleitet von einem auf den Stuhlkanten sitzenden l'arte del mondo unter Werner Ehrhardt, eine konzertante Aufführung von Anfossis „Gärtnerin aus Liebe“ hingelegt hat, dass es eine Freude war. Dies, so ging es dem Rezensenten durch den Kopf, müsste man doch unbedingt weitersagen, müsste Folgetermine empfehlen! Bis ihm dann, siehe oben, das leidige Realitätsprinzip wieder in Erinnerung kam: Das gab’s nur einmal …

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