Hauptbild
Johnny Cash
Johnny Cash
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Der schwarze Mann des Country ist tot

Untertitel
Die musikalische Seele Amerikas: Legende Johnny Cash
Publikationsdatum
Body

Er war der „Man in Black“: Johnny Cash. Und er war eine der „Stimmen“ Amerikas, wie Frank Sinatra, Elvis Presley oder Bob Dylan. Um seine Kunst zu verstehen, muss man zurückgehen in die Roaring Twenties, als die ersten Country Music-Aufnahmen entstanden. Damals setzten die legendäre Carter Family und der jodelnde Jimmie Rodgers die hohen Standards der „Hillbilly Music“, wie sie noch genannt wurde. Als diese Musik im Jahre 2000 durch den Coen-Brothers-Film „O Brother, Where Art Thou?“ wiederentdeckt wurde, merkte dazu der Cash & Country-Fan Franz Dobler treffend an: „Die Musik ist von gestern, der Sound nicht mehr von unserer Welt. Aber der Drive, die Art zu singen, die Songs und das, was sie zu sagen haben, wurden am Anfang des dritten Jahrtausends plötzlich so überraschend beliebt wie der kubanische Son des Buena Vista Social Club.“ Ein verlorener musikalischer Kontinent war plötzlich wieder am Horizont aufgetaucht, der Lichtjahre entfernt schien vom zeitgenössischen Nashville-Sound. Johnny Cash war mit diesem Kontinent immer verbunden gewesen – auch durch seine Heirat mit June Carter.

Hank Williams war gerade in seinem Cadillac verstorben, als Johnny Cash aus Arkansas in Sam Phillips’ Sun-Studios in Memphis auftauchte, um dort Probeaufnahmen zu machen. Kurze Zeit später nahm er dort 1955 zusammen mit seinen Label-Kumpels Elvis, Jerry Lee Lewis & Carl Perkins noch einige Rockabilly-Songs auf, die erst in den Siebzigern veröffentlicht wurden. Sein doppelseitiger Hit „I Walk The Line/Get Rhythm“ war in noch in den Charts, als er sich von Sun Records verabschiedete und einen Plattenvertrag mit Columbia schloss, der bis 1986 hielt. In diesen 30 Jahren prägte der ewige Drifter mit seinen Songs („Ring Of Fire“, „A Boy Named Sue“) und Alben („Ride This Train“, „At San Quentin“) wie kein zweiter Country-Sänger das musikalische Unterbewusstsein Amerikas.

Als Cash 1993 in die Produzentenhände des HipHop-Fans Rick Rubin geriet, sollte sich das noch einmal als Glücksfall erweisen. Die „American Recordings“-Serie festigte erneut seinen Ruf als Country-Ikone. In den letzten Jahren war Cash schwer von seiner Krankheit gezeichnet, und so dürfte er bei den Aufnahmen seiner letzten Platte gewusst haben, warum er mit gebrochener Stimme das „Dr. Seltsam“-Lied sang: „We’ll meet again, don’t know where, don’t know when ...“. Am 12. September starb Cash im Alter von 71 Jahren in Nashville, Tennessee.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!