Mit einem Vorschlag zugunsten von Kultur und Bildung befeuert der Mannheimer Schauspielintendant Burkhard C. Kosminski die Diskussion um die Zukunft des Solidaritätszuschlags. «Mit der Nutzung dieser Abgabe für Kultur- und Bildungszwecke kann die kulturelle Vielfalt unserer Gesellschaft erhalten werden und könnten auch die drängendsten bildungspolitischen Aufgaben erfüllt werden», erklärte er.
Am Mannheimer Nationaltheater tagt bis Samstag die Jahreshauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins. Dabei geht es vor allem um das Spannungsverhältnis zwischen Kultur und Ökonomie.
Der sogenannte Soli wurde 1991 kurz nach der Wiedervereinigung eingeführt, um den Aufbau Ost mitzufinanzieren. Mittlerweile ist es eine allgemeine Steuer, die von allen Steuerzahlern in Ost und West entrichtet werden muss. Die Zukunft des Solis ist umstritten. 2019 läuft der Solidarpakt zum Aufbau der neuen Bundesländer aus. Die Länder verlangen eine Beteiligung an den jährlich etwa 14 Milliarden Euro Einnahmen, die bisher allein dem Bund zustehen.
«Die Kultur erlebt einen Bedeutungsschwund in erschreckendem Ausmaß; die öffentlichen Diskussionen sind von Fatalismus geprägt; die Demokratie scheint auf diese Herausforderungen nur schleppend zu reagieren», schreibt Kosminski. «Es gibt keine Ziele mehr jenseits des Sparzwangs. Es gibt keine verbindenden Werte jenseits der Ökonomie.» Kosminskis Brief richtet sich unter anderen an Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) und Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU).
Kürzlich hatte der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Klaus Zehelein, vor einer Ökonomisierung der Kultur gewarnt. Das Kosten-Nutzen-Denken dürfe nicht alles bestimmen, sagte er. «Die Sprache der Ökonomie dringt ein in die Sprache der Kunst und der Kulturförderung.» Es werde nicht mehr getrennt zwischen profitorientierten Unternehmungen und künstlerischer Praxis.
Update (14.6.2014)
Mannheims Intendant spaltet Kollegen mit Soli-Forderung
Mit seinem offenen Brief zu den Sparzwängen an Theatern hat der Mannheimer Schauspielintendant bei seinen Kollegen ein geteiltes Echo hervorgerufen. Burkhard Kosminski hatte unter anderem gefordert, den Solidaritätszuschlag für Kultur und Bildung zu verwenden. Der Intendant am Theater Konstanz, Christoph Nix, hält diesen Vorschlag für verfassungswidrig, populistisch und kontraproduktiv. «Die Leute werden dadurch noch kunstfeindlicher, wenn sie für etwas bezahlen sollen, das sie nicht im Herzen tragen», sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Der Intendant am Heidelberger Theater, Holger Schultze, begrüßte den Brief indes. «Der Dialog über Inhalte und über Kulturkonzepte muss sich verstärken.»