Hauptbild
Der Nikolaisaal Potsdam wird 10 Jahre alt. Foto: ddp
Der Nikolaisaal Potsdam wird 10 Jahre alt. Foto: ddp
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Musik in breiter Vielfalt - Vor zehn Jahren wurde der Nikolaisaal Potsdam eröffnet

Publikationsdatum
Body

Potsdam - Andrea Palent hat in den vergangenen Jahren einiges erlebt: Eskapaden hinter dem Vorhang, Heiratsanträge vor der Bühne, Künstler beim Schäferstündchen in der Garderobe. Doch das sind nur Randnotizen in der Geschichte des Potsdamer Nikolaisaals, dessen zehnjähriges Bestehen am Freitag (27. August) mit einer Festveranstaltung gefeiert wird. Wichtiger ist der Intendantin desKonzerthauses zu bilanzieren, dass der «Nikolaisaal eine kulturelle Ausstrahlung weit über die Stadtgrenze hinaus entfaltet hat».

Als am 27. August 2000 an traditioneller Stätte unweit des Potsdamer Stadtkanals der Konzertsaal eingeweiht wurde, gab es neben Freude und Neugier auch Skepsis. Palent erinnert sich an Fragen, ob sich Potsdam eine eigene Spielstätte leisten könne und solle, wenn es doch bereits in Berlin klassische Konzerthäuser gebe.

Schon damals wollte sie für das Profil des Nikolaisaals nicht nur ein klassisches Programm, sondern «Musik in breiter Vielfalt». Als damalige Chefin des Musiktheaters am Potsdamer Hans Otto Theater schrieb Palent im Herbst 1999 im Auftrag der Stadt in nur zwei Wochen das Konzept für den Nikolaisaal, überzeugte damit und übernahm fortan die Führung der heutigen Nikolaisaal Potsdam gGmbH. Die Mixtur aus Pop, Weltmusik, Filmkonzerten, Crossover und Lesungen erwies sich neben klassischen Konzerten als erfolgreiches Konzept.

Als Palent vor dem zehnjährigen Bestehen des Hauses vom Chefredakteur eines Musik-Fachblattes gefragt wurde, wie es sich anfühle, das dritte Berliner Konzerthaus zu leiten, schlussfolgerte sie aus dieser Frage: «Offenbar haben wir es geschafft, uns neben Berlin zu etablieren und in die Hauptstadt auszustrahlen.»

5250 Veranstaltungen stehen in der Zehnjahresbilanz: «An 2200 Tagen wurde gespielt, wir hatten insgesamt 850 000 Besucher», sagt Palent. Das vergangene Geschäftsjahr avancierte zum Rekordjahr: «Wir hatten bei unseren Veranstaltungen eine durchschnittliche Auslastung von 91 Prozent, es kamen 100 000 Besucher», sagt die Intendantin.

Als Highlights in der Rückschau auf das vergangene Jahrzehnt markieren Palent und ihre Dramaturgin Astrid Weidauer den Beethoven-Marathon, in dem der Pianist Rudolf Buchbinder an zwei Tagen alle Klavierkonzerte des Komponisten spielte. Auch die «Apokalyptica Symphony» gehöre dazu sowie das Konzert von
Deep-Purple-Gründungsvater John Lord mit dem Filmorchester Babelsberg.

Im «Goldenen Buch» haben Künstler wie Jane Birkin, Konstantin Wecker und die Söhne Mannheims ihre Referenz hinterlassen. «Es war wunderbar in Potsdam», schrieb Loriot. «Und Bruno Ganz», sagt Weidauer über den Schauspieler, «das war das Beste.»

Der im Sommer 2000 vollendete Um- und Neubau des Konzerthauses, dessen Vorgeschichte bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht, galt nicht nur als ein Renommee-Beitrag für die Potsdamer Kulturlandschaft. «Es war auch eine ganz wesentliche Maßnahme zur städtebaulichen Vitalisierung», sagt Palent. Die nach Entwürfen des französischen Architekten Rudy Ricciotti realisierte Konzertstätte galt als Aufwertung der lange Zeit brachliegenden historischen Mitte, «die jetzt durch den Schlossneubau in der politischen Diskussion erst ihre eigentliche Gewichtung bekommen hat», sagt sie.

«Ich hätte nicht gedacht, dass der Nikolaisaal mein Leben derart umkrempelt», sagt Palent. «Es ist so, als ziehe man noch mal ein Kind groß.» Und Programmdirektorin Weidauer schwärmt: «Ein Traumjob.» Sie kenne nur wenige Häuser, in denen man so viel Gestaltungsvielfalt habe. «Künstleragenturen wissen, dass wir immer auf der Suche nach Besonderem sind», sagt Weidauer. Nach welcher Rezeptur Palent und Weidauer das jährliche Programm basteln, wollen sie nicht preisgeben. Sie verraten nur so viel: Bei der «Balance zwischen Experimentieren und Etabliertem» vertrauen sie ihrem «siebten Sinn und Bauchgefühl».
 

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!