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Falsche Entscheidungen im BR-Rundfunkrat. Foto: Hufner
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Rundfunkrat beschließt umstrittenen Wellentausch von „BR-Klassik“

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Der Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks (BR) hat am Donnerstag den umstrittenen Wellentausch zwischen „BR-Klassik“ und dem BR-Jugendradio „Puls“ genehmigt. Demnach wird die UKW-Frequenz des Klassiksenders ab dem Jahr 2018 dem Jugendsender zur Verfügung gestellt. „BR-Klassik“ wird dann nur noch über Digitalradio (DAB+), Kabel, Satellit und Internet zu empfangen sein. Das Projekt wurde von dem Gremium nach einer kontroversen Diskussion mit Dreiviertelmehrheit genehmigt.

Zu Beginn der Sitzung hatte BR-Intendant Ulrich Wilhelm noch einmal für den Frequenztausch geworben. Die Klassik solle ein Markenzeichen des BR bleiben, aber es sei auch ein wichtiges Ziel des Senders, die junge Generation zu erreichen. Wilhelm betonte, dass in die Beschlussvorlage bis zuletzt noch weitere Konsenspunkte eingearbeitet worden seien. Zuvor hatte der BR das Projekt bereits von 2016 um zwei Jahre auf 2018 verschoben. Mehrere Rundfunkräte betonten den Kompromiss zwischen den unterschiedlichen Positionen.

Die BR-Pläne waren auf heftige Kritik gestoßen, auch bei einigen Rundfunkräten. Privatradios befürchten, dass der Jugendsender der öffentlich-rechtlichen Anstalt auf UKW ihnen Hörer abspenstig macht und ihnen Werbeeinnahmen in zweistelliger Millionenhöhe pro Jahr verloren gehen. Der BR hält das für überzogen und sicherte zu, dass „Puls“ werbefrei bleibe.

Auch aus der Kultur kam heftiger Widerstand gegen den Wechsel der Klassik ins Digitale. Organisationen wie der Deutsche Kulturrat, die Deutsche Orchestervereinigung oder der Bayerische Musikrat beteiligten sich an der Petition „BR-Klassik muss bleiben“. Viele Klassikfans wollten auf das UKW-Angebot nicht verzichten, obwohl laut BR bisher schon 40 Prozent der Klassikhörer alternative Verbreitungswege wie DAB nutzen. Im Rahmen des Wellentauschs will der Sender verstärkt für sein Digitalangebot werben.

Der BR will mit dem UKW-Angebot von „Puls“ einen „drohenden Generationenabriss“ verhindern. Vier der fünf UKW-Programme erreichten bislang nur ein Publikum, das älter als 50 Jahre sei. Einzig die Popwelle „Bayern 3“ habe Hörer, die durchschnittlich 43 Jahre alt seien. „Puls“ zielt hingegen auf die 14- bis 29-Jährigen.

Viele aus dieser Zielgruppe verfolgten aufmerksam die mehrstündige Diskussion im Rundfunkrat.

Medienministerin Ilse Aigner begrüßte den Kompromiss. Der Wechsel der UKW-Frequenz erst 2018 „gibt Hörern und Wettbewerbern Zeit, sich auf den Frequenzwechsel einzustellen“, sagte die CSU-Politikerin. Die digitale Verbreitung DAB+ müsse ausgebaut werden. Digitalradio erhöhe nicht nur die Qualität für die Hörer, es verbessere auch die Marktchancen des privaten Rundfunks gegenüber dem BR.

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