Ein Affengesicht mustert das Publikum, dann flimmern Berliner Nachtszenen in verfremdeter Film-Noir-Ästhetik über der Bühne. Die Affen sind unter uns – und mischen gehörig mit in der Großstadtsinfonie des Peter Fox! Bis irgendwann die Nacht zum Morgen und eben „schwarz zu blau“ wird, wie einer seiner neuen Songs heißt. Guten Morgen Berlin… oder „Hallo Oberhausen“, denn an diesem Abend bebt eine ausverkaufte Köpi-Arena zur expressiven Großstadt-Lyrik des angesagten Berliners, der soeben für sein Solo-Album „Stadtaffe“ bei der Echo-Preisverleihung abräumte.
Dass die Solopfade, auf denen der „Seeed“-Sänger zurzeit wandelt, so erfolgreich sein würden, hat er sich selbst wohl kaum ausgemalt.
Elf Akteure geben auf der Bühne so ziemlich alles, agieren als vollwertige, gleichberechtigte Parts innerhalb eines vollwertigen Band-Konzepts. Humoristisch-surreal spiegelt ein Co-Rapper mit Affenmaske die Aktionen des Frontmanns. Zwei Sängerinnen und ein Sänger sind für melodische Gesangslinien und so manch eingestreute Prise R´n´B zuständig. Posaunen und Keyboards machen guten Breitwand-Sound, fast so wie es ein komplettes Filmorchester bei der Einspielung des Albums besorgte.
Und Peter Fox kocht jetzt feinste Rhythmen auf Höchst-Level und greift für deren zündende Live-Präsenz besonders dezidiert in die Trickkiste. Vier Extra-Trommler aus den USA, die sich „Cold Steel“ nennen, wirbeln mit umgeschnallten Marching Drums über die Bühne und synchronisieren nicht selten ihre megacoolen Aktionen mit den Jubelgesten des Publikums.
Peter Fox selbst animiert und kommuniziert hyperenergetisch und spielt zuweilen selbst Gitarre zu seinen Songs und feuert seine Lyrik auf die Massen. Zwar ist er kaum „Sänger“ und melodisches Phrasieren ist seine Sache eher nicht. Dafür fühlt sich sein Organ umso wohler bei messerscharfem, vom Raggamuffin beeinflussten Sprechgesang, der durchaus „schwarze“ Nuancen hat.
Das passt zu den Songs, die eine Menge Stimmungen durchleben, den Puls der Zeit erfassen und dabei auch viel Optimismus und Selbstironie verströmen. Den Berg aus Dreck besteigen, um hoch oben dann doch klare Luft zu atmen – erst dann wird „alles neu“. Hat man sich erst erfolgsverwöhnt das „Haus am See“ gegönnt, bleibt man doch Affe dabei – das zumindest suggeriert das Hintergrundbild zum Top-Hit. Vanessa Mason gibt alles, um auf der Bühne wie „Zucker“ zu zerfließen – im gleichnamigen Song läuft das Balzritual schließlich charmant-ironisch aufs Häuslebauen und Hemdenbügeln hinaus.
Peter Fox erstes Solo-Album überzeugt durch ein konzentriertes Gesamtkonzept bei gerade mal 45 Minuten Spieldauer. Um den Abend zu komplettieren, werden Stücke von seiner Band „Seeed“ angekoppelt. Das hält zwar die gute Laune konstant, schwächt aber merklich den Spannungsbogen der Show. Die Abschluss-Zugabe zeigt dann wieder, welche Überraschungen Peter Fox auch zu vorgerückter Stunde aus dem Hut zaubern kann: In einer wilden Trommelsession lassen es alle Beteiligten noch einmal richtig krachen – eine herrlich ausgelassene, improvisierte Einlage mit Seltenheitswert, wo viele Pop-Konzerte in der Regel doch auf völlig durchgestylte Dramaturgie setzen.