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11.6.: oper und konzert aktuell +++ oper und konzert

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Frankfurt/M.: Das Ensemble Modern zu Gast in Japan +++ Passau/Bad Kissingen: Die bayrischen Sommerfestivals beginnen +++ Dresden: Wagners «Liebesmahl der Apostel» erklingt in der Frauenkirche +++ Hamburg: Laeiszhalle vor 100 Jahren als Deutschlands größtes Konzerthaus eingeweiht


Frankfurt/M.: Das Ensemble Modern zu Gast in Japan
Mit großem Erfolg ist in Tokyo ein Japan-Gastspiel des Ensemble Modern mit Werken von Steve Reich und Karlheinz Stockhausen zu Ende gegangen.
Neben zwei ausverkauften Konzerten in der Tokyo Opera City, dem bedeutendsten Opern- und Konzerthaus in Japan, das die diesjährige Ausgabe seines Festivals »Composium« dem Lebenswerk des amerikanischen Komponisten Steve Reich widmete, der auch selbst als Musiker an der Aufführung seiner Werke Music for 18 Musicians und Drumming mitwirkte, spielte das Ensemble Modern bei einer vom Goethe-Institut Tokyo initiierten Veranstaltung »in memoriam Karlheinz Stockhausen« Werke des Ende 2007 verstorbenen Komponisten.
Bereits zum zweiten Mal fand außerdem ein Meisterkurs der Internationalen Ensemble Modern Akademie (IEMA) in dem jungen Kunstzentrum Tokyo Wonder Site (TWS) statt. Dieser soll nach der großen Resonanz in Zukunft regelmäßig wiederholt werden, wie die Veranstalter mitteilten.
Mit den Konzerten in Tokyo knüpft das Ensemble Modern auch in diesem Jahr an seine langjährige Tradition von Gastspielen in Asien an. Im Herbst 2008 ist es eingeladen, beim New Vision Arts Festival in Hongkong zu gastieren.
http://www.ensemble-modern.com
http://www.operacity.jp/en
http://www.tokyo-ws.org


Passau/Bad Kissingen: Die bayrischen Sommerfestivals beginnen
Bad Kissingen/Passau (ddp-bay). In Bad Kissingen und Passau beginnen am Donnerstag (12. Juni) Musik- und Theaterfestivals. Das 23. Internationale Musikfestival «Kissinger Sommer» startet am Abend im Regentenbau der unterfränkischen Kurstadt mit einer Gesangs-Gala. Die italienische Star-Sopranistin Cecilia Bartoli präsentiert virtuose Belcanto-Arien unter anderem von Vincenzo Bellini und Gioachino Rossini. Italienische Opernarien erklingen auch bei der Ouvertüre zu den 56. Europäischen Wochen Passau in der Glashütte des Museumsdorfes Bayerischer Wald in Tittling. Am Freitag eröffnet Bayerns Finanzminister Erwin Huber (CSU) das Festival im Großen Rathaussaal der Dreiflüssestadt offiziell.
Die Europäischen Wochen Passau stehen dieses Jahr unter dem Motto der Tugenden «Glaube, Hoffnung und Liebe» Insgesamt werden bis 20. Juli 62 Veranstaltungen aus den Bereichen Musik, Theater, Lesung, Film und Ausstellung sowie Vorträge und Podiumsdiskussionen geboten. Zu den Höhepunkten zählen Auftritte der Cellisten David Geringas und Jan Vogler, der Pianisten Martin Stadtfeld und Rudolf Buchbinder, der Sopranistin Christine Schäfer und des Emerson String Quartetts.
Der 23. Kissinger Sommer präsentiert bis 13. Juli mehr als 50 Veranstaltungen. Dabei geben sich große europäische Orchester in der traditionsreichen Kurstadt die Klinke in die Hand: die Tschechische Philharmonie, das Royal Philharmonic Orcestra sowie das BBC Symphony Orchestra aus London, die Bamberger Symphoniker und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Zu den herausragenden Solisten zählen der Pianist Jean-Yves Thibaudet und die Klarinettistin Sabine Meyer. Einen Ausflug ins Theater macht Klaus Maria Brandauer, der William Shakespeares «Sommernachtstraum» erzählt.


Dresden: Wagners «Liebesmahl der Apostel» erklingt in der Frauenkirche
Dresden (ddp-lsc). Die Sächsische Staatskapelle führt am Samstag das «Liebesmahl der Apostel» von Richard Wagner erstmals in der wiedereröffneten Frauenkirche in Dresden auf. Gemeinsam mit der Staatskapelle konzertieren 220 Mitglieder des Chors der Sächsischen Staatsoper, des Sinfoniechors Dresden, der Philharmonischen Chöre Dresden, Prag und Brünn, des Dresdner Kreuzchores und des Vocal Concert Dresden, wie die Semperoper am Mittwoch mitteilte. Der französische Dirigent Marc Minkowski leite das Konzert. Der damalige Dresdner Hofkapellmeister Wagner hatte das Stück für ein Sängerfest der «Dresdner Liedertafel» komponiert. Es wurde 1843 in der Frauenkirche mit einem Chor und der Dresdner Hofkapelle uraufgeführt. Seitdem ist es den Angaben nach nur viermal in der Frauenkirche wiederholt worden, zuletzt im Mai 1913 anlässlich des 100. Geburtstags von Wagner.


Hamburg: Laeiszhalle vor 100 Jahren als Deutschlands größtes Konzerthaus eingeweiht
Hamburg (ddp-nrd). Es ist der 17. November 1930, als ein 14-jähriger Junge auf die Bühne im großen Saal der Hamburger Laeiszhalle tritt. Er hebt seine Geige und beginnt zu spielen. Und löst am Ende einen wahren Begeisterungssturm im Publikum aus. Der Junge heißt Yehudi Menuhin, und sein Name wird einmal weltweit zum Inbegriff des Geigenvirtuosen werden. Wie mit seinem Namen ist die Hamburger Musikhalle mit denen fast aller großen Künstler der vergangenen 100 Jahre verbunden. Am kommenden Wochenende feiert die Laeiszhalle mit einem großen Fest ihr 100-jähriges Bestehen.
Der neobarocke Bau war am 4. Juni 1908 als damals größte und modernste Konzerthalle Deutschlands feierlich eröffnet worden. Die Laeiszhalle steht seit Jahrzehnten für einen einzigartigen Mix aus klassischen Konzertaufführungen wie auch Veranstaltungen populärer Musik von Jazz bis Pop, aus hoher Kunst und Laienbewegung. Praktisch alle bedeutenden Orchester und Solisten der Welt haben hier gastiert. So musste ein kaum bekannter Pianist namens Vladimir Horowitz am 20. Januar 1926 plötzlich für ein Konzert einspringen - völlig unerwartet feierte er damit seinen ersten großen Erfolg und begann so seine Weltkarriere.
Am 27. Juni 1987 gab der nun 83-Jährige in der Laeiszhalle schließlich auch sein letztes öffentliches Konzert. In den ersten Jahrzehnten wirkte in der Laeiszhalle unter anderem Richard Strauss als Gastdirigent, spielten die Berliner Philharmoniker unter Arthur Nikisch mit der jungen Pianistin Elly Ney. Über elf Jahre bis 1933 leitete der berühmte Bayreuth-Dirigent Karl Muck das Philharmonische Orchester, dessen Heimstatt die Laeiszhalle ist.
Eine Ausnahmesituation herrschte von Mai 1945 bis Januar 1953: In dieser Zeit war das Haus ständiger Stützpunkt des Rundfunks der alliierten Britischen Streitkräfte British Forces Network (BFN). Garderoben wurden zu Aufnahme- und Sendestudios, das Brahms-Foyer zu Redaktionsbüro und «Record-Library» mit einem 60 000 Schellackplatten umfassenden Archiv, aus dem Haus wurde «on air» gesendet. Doch parallel ging der Konzertbetrieb weiter. Am Podium stand von 1946 bis 1954 häufig auch Wilhelm Furtwängler bei Gastspielen der Berliner Philharmoniker.
Der 30. Mai 1950 aber leitete eine neue Ära ein: Duke Ellington und sein Orchester rissen die Zuschauer mit Swing-Rhythmen von den Plätzen. Trotz Bangen konservativer Kräfte um die «Würde des Hauses» hielten auch Schlager-, Jazz- und Chansonabende Einzug. Dirigenten wie Herbert von Karajan und Leonard Bernstein oder Ausnahmesolisten wie Beniamino Gigli oder Maria Callas standen ebenso auf der Bühne wie Lale Andersen bei ihrem großen Abschiedskonzert, Udo Jürgens, die Bee Gees, Ella Fitzgerald, Ray Charles, Louis Armstrong oder Tina Turner und Otto Waalkes. Für Konzertveranstalter Karsten Jahnke gehört die Laeiszhalle zu den besten Häusern überhaupt: «Wenn die Bühne im Hamburger Stadtpark mein ´grünes Wohnzimmer´ ist, dann ist die Laeiszhalle mein ´Konzert-Wohnzimmer´, akustisch hervorragend.» Besonders würdigt er den angenehmen und intimen Charakter des Hauses: «Wenn man auf der Bühne steht und in den Saal sieht, merkt man nicht, dass da 1200 Leute sitzen.»
Ihre Entstehung verdankte die Musikhalle der hanseatischen Tradition der Bürgeroper. 1678 war mit der Hamburger Staatsoper die älteste Bürgeroper Deutschlands entstanden. «Und somit lag das Anliegen des Reederehepaars Carl Heinrich und Sophie Laeisz in dieser Tradition, unternehmerischen Erfolg dem Gemeinwesen wieder zurückzugeben», sagt Laeiszhallen-Geschäftsführer Gereon Röckrath. Laeisz (1828-1901) war Mitglied der Hamburger Philharmonischen Gesellschaft. 1863 gründeten einflussreiche Hamburger Kaufleute ein «Comité zum Bau einer Musikhalle». Der Reeder und seine Frau vermachten testamentarisch der Hansestadt eine Spende von 1,2 Millionen Mark für den Bau einer Musikhalle. Nach Laeisz´ Tod stockte seine Frau den Betrag um eine weitere Million auf. Die Architekten Martin Haller und Emil Meerwein orientierten sich für ihren Entwurf an einigen der seinerzeit bedeutendsten Konzerthallen der Welt, darunter am Leipziger Gewandhaus und an der Liverpooler Philharmonic Hall.
Die besondere Ausstrahlung des Hauses hält auch nach 100 Jahren immer noch an. «Bis heute gilt der große Saal mit seinen mehr als 2000 Plätzen bei allen Dirigenten als einer der schönsten und weltweit akustisch besten Konzertsäle überhaupt», so Röckrath. «Anne Sophie Mutter sagt, sie könne hier Piani spielen, wie sie an anderen Häusern so nicht möglich seien.» In den nächsten Jahren bekommt die Laeiszhalle nun eine «große Schwester», die Elbphilharmonie.
Ebenso wie Generalintendant Christoph Lieben-Seutter ist auch Röckrath für beide Häuser zuständig, die damit eine gemeinsame künstlerische und organisatorische Leitung haben. Eine Konkurrenz habe der Senat so bewusst ausgeschlossen. Mit mehr als 500 Veranstaltungen im Jahr stoße die Laeiszhalle an ihre Grenzen. Die Elbphilharmonie solle zudem gänzlich neue Besucherströme nach Hamburg locken. «Die Laeiszhalle behält die Symphoniker als Residenzorchester. Und mit ihrer Architektur und ihrer unübertroffenen natürlichen Akustik wird sie immer etwas Besonderes sein», ist Röckrath überzeugt.