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12.6.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Dresden: Professionelle freie Theater Sachsens gründen Landesverband +++ Bautzen: Theater-Gutachten empfiehlt 200 000 Euro-Zuschuss +++ Stuttgart: Vorstellung des Spielplans 2007/2008 der Staatstheater +++ Gera: Festival «Alles Theater» mit Künstlern aus sechs Ländern +++ Greifswald: Koeppentage widmen sich dem literarischen Frühwerken +++ Berlin: Elke Erb bekommt Hans-Erich-Nossack-Preis für Lebenswerk +++ Marbach: Deutsches Literaturarchiv erhält Walser-Manuskripte


Dresden: Professionelle freie Theater Sachsens gründen Landesverband
Dresden (ddp-lsc). Während des ersten Treffens der freien Theater Sachsens am Societaetstheater Dresden hat sich der Landesverband der Freien Theater in Sachsen als Verein gegründet. Eigenen Angaben vom Montagabend zufolge will der Dachverband die Interessen der im freien professionellen Theater und Tanz arbeitenden Künstler bündeln und gegenüber der Öffentlichkeit, der Politik und den Verwaltungen vertreten. Zugleich will er den Austausch der freien Theater untereinander befördern. Das Theatertreffen OFF 07, das an diesem Dienstag in Dresden zu Ende geht, sei ein ermutigender Anfang gewesen.
Gründungsmitglieder des Landesverbands waren unter anderem Marlen Melzow (theaterwerkstatt Chemnitz), Stefan Ebeling (TheaterschaffT Leipzig), Julius Skowronek (projekttheater dresden) und Knut Geißler (Büro für Off-Theater, Leipzig). Als Vorstände wurden Liane Günther (Armes Theater, Chemnitz), Martin Heering (LOFFT, Leipzig) und Andreas Nattermann (Societaetstheater, Dresden) gewählt. Der Sitz des Verbandes wird Dresden sein.
Nach der Sommerpause will der Verband auf seiner ersten Mitgliederversammlung konkrete Arbeitsvorhaben beschließen. Gleichzeitig soll der Vorstand um zwei weitere Personen erweitert werden.

Bautzen: Theater-Gutachten empfiehlt 200 000 Euro-Zuschuss
Bautzen (ddp-lsc). Das Deutsch-Sorbische Volkstheater Bautzen (DSVth) benötigt zur Erhaltung seines zweisprachigen Angebotes eine Zuschusserhöhung von mindestens 200 000 Euro. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten, das vom Landkreis Bautzen in Auftrag gegeben wurde. «Wir wollten kein Spargutachten, sondern eine Beurteilung über die Organisation, das Angebot und die Produktion des Hauses im Vergleich zu ähnlich großen Häusern», sagte Landrat Michael Harig am Dienstag in Bautzen.
Das Gutachten des Bayreuther Büros «KulturPartner. Lukas&Reichert», bescheinigte dem Eigenbetrieb des Landkreises, dass es ein hoch effizientes Haus sei und seine Aufgaben ökonomisch ausgezeichnet erfülle. Die Anzahl der Veranstaltungen liege mit 39 Prozent weit über den Zahlen der Vergleichstheater in Dresden, Brandenburg, Neuss und Oberhausen. Die Gesamteinnahmen mit Zuwendungen und Förderungen seien mit rund 6,6 Millionen Euro deutlich geringer als in den anderen Häusern, wobei das Bautzener Theater mehr als doppelt so hohe Einnahmen erwirtschafte. Die Hälfte erbringe das Sommertheater.
Das Minus bei den Einnahmen resultiert aus den Kürzungen der Zuschüsse durch die Stiftung für das Sorbische Volk. Sie gehört genauso wie der Landkreis, der Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien und die Stadt Bautzen zu den Finanzgebern. Das Deutsch-Sorbische Volkstheater Bautzen ist Deutschlands einziges bikulturelles Stadttheater.
«Ohne einen Zuschuss bleibt nur, das Leistungsangebot zu verändern und Sparten zu schließen. Das wollen wir als Träger des Theaters auf keinen Fall», sagte Harig. Mit den drei anderen Finanzgebern will sich der Kreis nach der Sommerpause Gespräche über die Kosten führen. «Vier Partner können leichter 200 000 Euro aufbringen als nur einer allein», sagte der Landrat.

Stuttgart: Vorstellung des Spielplans 2007/2008 der Staatstheater
Stuttgart (ddp). Das Schauspiel Stuttgart startet mit einem Schwerpunkt zum Deutschen Herbst 1977 in die kommende Saison. Wie Schauspielintendant Hasko Weber am Dienstag bei der Vorstellung des Spielplans 2007/2008 der Staatstheater Stuttgart mitteilte, sind von September bis November unter dem Motto «Endstation Stammheim» drei Projektwochen zum Thema RAF geplant. Die mehrfach zum Opernhaus des Jahres gekürte Staatsoper Stuttgart widmet sich derweil in der neuen Spielzeit vor allem französischen Werken. Das Stuttgarter Ballett begeht den 80. Geburtstag seines Gründers John Cranko.
Mit der Veranstaltungsreihe «Endstation Stammheim» will das Schauspiel 30 Jahre nach dem Deutschen Herbst den RAF-Komplex künstlerisch aufarbeiten. «Es geht nicht um eine historische Rückschau», betonte Weber. Vielmehr wolle das Theater Position im kreativen Sinne beziehen. Der Intendant sieht allerdings auch eine «gewisse Verpflichtung», sich in Stuttgart mit der RAF zu beschäftigen.
Im Rahmen des Schwerpunkts sind an fast 20 Spieltagen Theateraufführungen, Lesungen, Ausstellungen und Gesprächsforen zum Thema geplant. Zum Programm gehört etwa die Uraufführung von René Polleschs Stück «Liebe ist kälter als das Kapital». Weber selbst wird Rainer Werner Fassbinders Manuskript «Die dritte Generation» auf die Bühne bringen. Und Entertainer Harald Schmidt plant gemeinsam mit dem Ensemble einen Liederabend zu den Ereignissen von 1977.
Auch die Staatsoper wird mit dem Konzert «Deutscher Herbst» einen Beitrag zum Stammheim-Projekt leisten. Ansonsten stehen in der zweiten Saison unter der Intendanz von Albrecht Puhlmann vor allem die französische «Grand Opéra» und Werke von Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Opernplan 2007/2008. Insgesamt sind zehn Neuproduktionen geplant. Eröffnet wird die Opernsaison am 26. Oktober vom neuen Generalmusikdirektor Manfred Honeck und Regisseur Joachim Schlömer mit Louis Hector Berlioz\' «Les Troyens».
Zu den weiteren Höhepunkten des Opern-Spielplans gehört eine Neuinszenierung der Wagner-Oper «Der Fliegende Holländer» durch den katalanischen Regisseur Calixto Bieito, der das Werk gemeinsam mit dem italienischen Dirigenten Enrique Mazzola erarbeitet. Von Mozart werden unter der Regie von Waltraud Lehner «Idomeneo» und unter der Regie von Olga Motta sein Jugendwerk «Lucio Silla» gespielt.
Das Stuttgarter Ballett erinnert in der kommenden Spielzeit an den 1973 verstorbenen Ensemblegründer Cranko, der im August 80 Jahre alt geworden wäre. Ihm zu Ehren werden einige seiner bedeutenden Choreografien wieder auf die Stuttgarter Bühne gebracht, darunter eine Neufassung seines Balletts «Carmen», die von Ballettintendant Reid Anderson und Georgette Tsinguirides erarbeitet wird. Zum Saisonauftakt gibt es mit «Schwanensee» einen Klassiker - in der Cranko-Fassung von 1963. 2008 stehen dann mehrere Uraufführungen anderer Choreographen wie Marco Goecke und Eric Gauthier auf dem Spielplan.

Gera: Festival «Alles Theater» mit Künstlern aus sechs Ländern
Gera (ddp-lth). «Alles Theater» heißt es vom 6. bis 8. Juli wieder in Gera. Dann werden Künstler aus sechs Ländern den Hofwiesenpark bei einem internationalen Open-Air-Event in eine riesige Bühne verwandeln. Diese inzwischen 15. Auflage des Festivals sei etwas Besonderes, sagte Oberbürgermeister Norbert Vornehm (SPD) am Dienstag bei der Präsentation des Programms in Gera.
Nachdem «Alles Theater» im vergangenen Jahr aus organisatorischen wie finanziellen Gründen ausfiel, habe die Gefahr bestanden, dass das Festival trotz langjähriger Erfolge nicht fortgesetzt werde. Zusammen mit der Bundesgartenschau (Buga) GmbH habe man nach einem neuen Konzept gesucht und das Spektakel in die derzeit in Gera und Ronneburg stattfindende Buga integriert. Damit gebe es erstmals kein eigenes Ticket für «Alles Theater». Alle Veranstaltungen könnten über die Buga-Eintrittskarte besucht werden.
Das diesjährige Programm wartet mit 45 Veranstaltungen auf. Das Spektrum reicht von Theaterofferten über Musik aller Couleur bis hin zu Aktionen für Kinder. Den Hauptpart übernimmt dabei Theater & Philharmonie Thüringen, die mit allen Sparten das Programm bereichern. Darüber hinaus können sich die Besucher unter anderem auf Folklore aus Georgien und Kolumbien, Tanz, Gesang und Akrobatik aus dem Kongo sowie Country und Blues aus den USA freuen.
Der Etat von «Alles Theater» sei in diesem Jahr mit einem «ansehnlichen sechsstelligen Betrag» so hoch wie nie zuvor, sagte Vornehm. 5000 Euro steuere das Land Thüringen bei. 2005 standen dem Festival, das seit 1991 jährlich an drei Tagen rund 20 000 Besucher anlockt, 76 000 Euro zur Verfügung. Davon kam rund ein Zehntel vom Land.
http://www.stadtfeste-gera.de

Greifswald: Koeppentage widmen sich dem literarischen Frühwerken
Greifswald (ddp). Dem literarischen Schaffen des jungen Wolfgang Koeppen (1906-1996) widmen sich die diesjährigen Koeppentage in dessen Geburtsstadt Greifswald. Im Mittelpunkt stehe sein erster, 1934 erschienener Roman «Eine unglückliche Liebe», teilten die Veranstalter des Literaturfestivals am Dienstag mit. Am 22. Juni, am Vorabend des 101. Geburtstages des Literaten, wird im Greifswalder Koeppenhaus aus dem Erstlingswerk lesen.
Bereits am 20. Juni wird in der Galerie des Geburtshauses von Koeppen eine neue Ausstellung zu den «Literarischen Gegenwelten» eröffnet, die sich abseits des gängigen DDR-Literaturkanons im Osten Deutschlands herausgebildet hatten. Dazu werden Studenten der Berliner Hochschule für Schauspielkunst «Ernst Busch» in einer szenischen Lesung Texte aus dem nach der Wende angelegten «Archiv unterdrückter Literatur in der DDR» vortragen. Die von Literaturwissenschaftlern zusammengestellte Sammlung umfasst inzwischen Arbeiten von mehr als 100 Autoren.
Für den 23. Juni wird eine«Lange Nacht der jungen Literatur» vorbereitet, in der deutsche Nachwuchsautoren ihre neuesten Arbeiten vorstellen. Im Anschluss daran wird die Leipziger Alfred-Döblin-Preisträgerin Heike Geißler aus ihrem zweiten Roman «Nichts, was tragisch wäre» lesen. Den Abschluss der Koeppentage bildet eine Lesung von Sasa Stanisic, der 2006 mit seinem Roman «Wie der Soldat das Grammofon repariert» für den deutschen Buchpreis nominiert wurde.
http://www.koeppenhaus.de

Berlin: Elke Erb bekommt Hans-Erich-Nossack-Preis für Lebenswerk
Berlin (ddp). Die Dichterin Elke Erb wird für ihr Lebenswerk mit dem mit 15 000 Euro dotierten Hans-Erich-Nossack-Preis ausgezeichnet. Der Nachwuchsautor Thomas Stangl bekommt den mit 10 000 Euro dotierten Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI, wie der Kulturkreis am Dienstag in Berlin mitteilten. Die Preisverleihung findet am 6. Oktober in Leverkusen statt.
Die 1938 in der Eifel geborene Erb arbeitete von 1949 bis 1989 in Ost-Berlin und war eine der bedeutendsten Autorinnen der DDR. Zu ihrem Werk gehören Lyrik und skurrile Kurzprosa. Die Jury urteilte, Erb "versteht es wie kein anderer Schriftsteller, Dinge und Wahrnehmungen zu betrachten und zu bedenken und nicht nur zu benennen und zu deuten».
Den 1966 in Wien geborenen Stangl («Der einzige Ort», «Ihre Musik») würdigte die Jury als einen Autor, dessen Werk «auf einzigartige Weise Bewusstseinszustände erforscht. Stangl ist ein Reisender in Bereiche, in denen nur die Literatur Ergebnisse zutage bringt».

Marbach: Deutsches Literaturarchiv erhält Walser-Manuskripte
Marbach am Neckar (ddp). Der Schriftsteller Martin Walser stellt dem Deutschen Literaturarchiv Marbach einen Teil seines Archivs als Dauerleihgabe zur Verfügung. Wie das Archiv am Dienstag mitteilte, umfasst die Leihgabe die Manuskripte von Walsers wichtigsten erzählerischen und dramatischen Werken. Einzelne Manuskripte sind fast 2000 Seiten lang.
Die rund 30 Archivkästen beinhalten den Angaben zufolge unter anderem die Vorarbeiten und Handschriften zu den Werken «Das Einhorn» (1966), «Der Sturz (1973), »Ein fliehendes Pferd« (1978), »Das Schwanenhaus« (1980, »Ohne einander« (1993) und »Ein springender Brunnen» (1998). Auch Walsers Dramen und Essays sowie die Schriften zu seinen Frankfurter Poetik-Vorlesungen sind dabei.
Walser hatte im Oktober 2004 mit dem Deutschen Literaturarchiv vereinbart, dass Marbach nach seinem Tod der endgültige Ort für die Bewahrung und Erforschung seines Nachlasses sein soll. Der 80-jährige Schriftsteller hat sich nun entschlossen, Teile seines Archivs noch zu Lebzeiten zu übergeben.