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Dirigent Marcello Viotti ist hirntot - Offizielle Bestätigung steht noch aus +++ Komponist Helmut Eder 88jährig verstorben +++ Wolfram Huschke erhält das Bundesverdienstkreuz +++ Intendantenwechsel: Rainer Mennicken von Oldenburg nach Linz +++ Henning Ritter erhält Preis für unkonventionelle Kunstvermittlung +++ Schriftsteller Gerhard Rühm wird 75 +++ Essener GMD Gustav König 94jährig verstorben
Dirigent Marcello Viotti ist hirntot - Offizielle Bestätigung steht noch ausMünchen (ddp-bay). Das Leben des Stardirigenten Marcello Viotti ist offenbar nicht mehr zu retten. Nach ddp-Informationen vom Dienstag ist Viotti bereits hirntot und wird in einem Münchner Krankenhaus nur noch von einer Maschine am Leben erhalten. Die offizielle Erklärung seines Todes wurde noch am Dienstag erwartet. Der weltweit bekannte italienische Dirigent, der bis vor kurzem Chef des Münchner Rundfunkorchesters war, ist 50 Jahre alt und hat eine Frau und vier Kinder.
Viotti hatte vergangenen Mittwoch bei den Proben zur konzertanten Aufführung von Jules Massenets Oper «Manot» in München einen Schlaganfall erlitten. Am Wochenende verschlechterte sich sein Zustand. Er wurde in ein Münchner Krankenhaus eingeliefert, am Gehirn operiert und in ein künstliches Koma gelegt. Dann traten neue, schwere Komplikationen auf.
Der in der französischen Schweiz als Sohn eines Schmieds geborene Künstler leitete das Rundfunkorchester seit 1998, wo er sich durch temperamentvolles Musizieren und eine Programmgestaltung abseits des Mainstream großes Ansehen erwarb. Besonderen Zuspruch fand seine Konzertreihe «Paradisi gloria» mit geistlicher Musik des 20. Jahrhunderts.
Die Chefposition legte er im Herbst nieder, nachdem der Intendant des Bayerischen Rundfunks, Thomas Gruber, die Auflösung des Rundfunkorchesters aus Spargründen bekannt gegeben hatte. Allerdings wollte Viotti noch seine Konzertverpflichtungen bis zum formellen Ende seines Vertrages im Juli 2006 wahrnehmen.
2002 wurde Viotti Musikdirektor des nach einem Brand wieder aufgebauten «Teatro La Fenice» in Venedig. Neben seinen festen Engagements war der Spezialist für italienische und französische Opern auch ein weltweit gefragter Gastdirigent. In diesem Sommer hätte er bei den Salzburger Festspielen die Premiere von Verdis «La
Traviata» mit Anna Netrebko in der Titelrolle leiten sollen.
Viotti studierte in Lausanne Klavier, Gesang und Cello und gab sein Dirigentendebüt als Leiter eines von ihm selbst gegründeten Bläserensembles in Genf. 1982 gewann er den ersten Preis beim Gino-Marinuzzi-Wettbewerb in Italien. Dieses Ereignis wurde zum Sprungbrett für seine Karriere.
In Deutschland war Viotti zuerst Generalmusikdirektor in Bremen und dann Chefdirigent des Rundfunksymphonieorchesters Saarbrücken. Von 1996 bis 1999 war er einer der drei Hauptdirigenten des Symphonieorchesters des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) in Leipzig.
Der polyglotte Künstler lebte im französischen Lothringen in einem schlossähnlichen Anwesen. Dort hütete er auch seine Sammlung von Originalpartituren vor allem französischer Musikwerke. Bei einem Brand in seinem Wohnsitz im Jahre 1998 war allerdings ein Teil seiner Sammlung in Flammen aufgegangen.
Komponist Helmut Eder 88jährig verstorben
Der österreichische Komponist Helmut Eder ist, wie der Musikverlags Doblinger erst jetzt bekannt gab, bereits am 8. Februar nach langer schwerer Krankheit im 89. Lebensjahr in Salzburg verstorben. Als einer der Großen des österreichischen Musiklebens der 2. Republik war Helmut Eder dem Verlagshaus seit Jahrzehnten aufs Engste verbunden. Vom Eder-"Hit", "Melodia – Ritmica" für die zwölf Cellisten der Berliner Philharmoniker (1972/73), über ein reiches Schaffen an Kammermusik und Orchesterwerken (darunter fünf der insgesamt sieben Sinfonien – die letzte "Burleska" von 1998/99) bis zur abendfüllenden Oper "Mozart in New York" nach einem Libretto von Herbert Rosendorfer (1990) feierte er international vielbeachtete Erfolge, die auf der profunden technischen Könnerschaft und dem bis ins hohe Alte nicht versiegenden Einfallsreichtum und Esprit beruhten. Bei der Uraufführung des "Konzerts für Orchester" op. 129 (2003) durch die Junge Philharmonie Salzburg und Elisabeth Fuchs am Mittwoch der Vorwoche, 9. Februar 2005, im Großen Salzburger Festspielhaus wurde die Abwesenheit des Komponisten vermerkt – dass hier bereits ein klingendes Vermächtnis zu hören war, war zu diesem Zeitpunkt noch keinem der Anwesenden bewusst.
Wolfram Huschke erhält das Bundesverdienstkreuz
Das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland übergibt Thüringens Kultusminister Prof. Dr. Jens Goebel am Mittwoch, 16. Februar 2005, um 16:00 Uhr im Barocksaal der Thüringer Staatskanzlei an Professor Dr. Wolfram Huschke. Huschke lehrt Musikdidaktik und Musikanalyse am Institut für Schulmusik und Kirchenmusik, das er von 1989 bis 1998 auch leitete. Von 1993 bis 2001 war er Rektor der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar.
In zwei bewegten Wahlperioden gelang es Wolfram Huschke als Rektor, die baulich-räumliche Situation der Hochschule für Musik maßgeblich zu verbessern. Er hinterließ ein nahezu konkurrenzloses Ensemble hochwertig sanierter historischer Gebäude an herausgehobenen Standorten in Weimar, die den Studierenden optimale Studienbedingungen bieten. Zu Huschkes Verdiensten zählen auch die Schaffung einer Grundordnung, eines stringenten Personalkonzepts sowie zukunftsträchtiger Lehr- und Organisationsmodelle für die Musikhochschule. Er wirkte außerdem an der Gründung der Institute für Musikwissenschaften und Jazz sowie der Einführung des Fachs Kulturmanagement mit.
1946 in Weimar geboren, ist Wolfram Huschke der Stadt an der Ilm immer verbunden geblieben. Nach einem Schulmusikstudium an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar arbeitete er von 1968 bis 1983 als Musiklehrer und Chorleiter an der Erweiterten Oberschule „Friedrich Schiller“ in Weimar. Bereits 1972 kam ein Lehrauftrag an der Weimarer Musikhochschule hinzu. 1977 promovierte er zum "Weimarer Musikleben 1756-1861" an der Martin-Luther-Universität zu Halle-Wittenberg, wo er sich später auch habilitierte. In den Jahren 1982 bis 1987 leitete Huschke den Jenaer Madrigalkreis und Kammerchor der Jenaer Philharmonie. 1993 wurde er zum Professor für Musikdidaktik an die Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar berufen.
Parallel zu seiner Tätigkeit als Rektor der Franz-Liszt-Hochschule war Huschke von 1995 bis 1997 Vorsitzender der Thüringer Landesrektorenkonferenz sowie von 1998 bis 2000 Vorsitzender des europäischen Musikhochschul-Verbundes CHAIN. Seit 2000 ist er Präsident der deutschen Franz-Liszt-Gesellschaft und seit 2001 Leiter des Franz-Liszt-Zentrums der Hochschule für Musik FRANZ LISZT. Die Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeit liegen in den Bereichen der der Liszt-Forschung, der regionalen Musikforschung zu Weimar sowie der umfassenden Historie der Weimarer Musikhochschule, die voraussichtlich 2006 veröffentlicht werden soll.
Intendantenwechsel: Rainer Mennicken von Oldenburg nach Linz
Oldenburg/Hannover (ddp-nrd). Rainer Mennicken, Generalintendant des Oldenburgischen Staatstheaters, wechselt 2006 an das Landestheater im österreichischen Linz. Trotz unvermeidbarer Kürzungen habe Mennicken in Oldenburg eine beachtliche Steigerung der Zuschauerzahlen erreicht, sagte der niedersächsische Kulturminister Lutz Stratmann (CDU) am Dienstag in Hannover. Das sei ein deutlicher Hinweis auf die Qualität des Programms, mit dem er sein Publikum erobert habe. Die neue Aufgabe in Linz biete mit der Bewerbung der Stadt um den Titel der Kulturhauptstadt 2009 interessante Herausforderungen für Mennicken.
Mennicken tritt in Linz die Nachfolge von Michael Klügl an, der 2006 an die Staatsoper Hannover wechselt. Die Suche nach einem Nachfolger Mennickens in Oldenburg werde umgehend begonnen, kündigte Stratmann an. Dabei würden keine Experimente zugelassen. Mennickens Konzept habe sich bewährt.
http://www.oldenburg.staatstheater.de
Henning Ritter erhält Preis für unkonventionelle Kunstvermittlung
Berlin (ddp). Der «Friedlieb Ferdinand Runge - Preis für unkonventionelle Kunstvermittlung» geht in diesem Jahr an Henning Ritter. Die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung der Stiftung Preußische Seehandlung wurde Ritter von der Jurorin Nike Wagner zuerkannt, wie die Stiftung am Dienstag in Berlin mitteilte. Ritter ist seit 20 Jahren verantwortlicher Redakteur der Seite «Geisteswissenschaften» in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».
Der Preis wird am 2. April in der Berlinischen Galerie verliehen. Die Laudatio hält Wagner. Die nach dem Chemiker und Künstler Friedlieb Ferdinand Runge (1794-1867) benannte Auszeichnung wird alle zwei Jahre vergeben. Sie wurde 1994 zu Ehren des Gründers und langjährigen Direktors der Berlinischen Galerie, Eberhard Roters (1929-1994), ins Leben gerufen.
Schriftsteller Gerhard Rühm wird 75
Krefeld (ddp-nrw). Zum 75. Geburtstag des österreichischen Schriftstellers und Komponisten Gerhard Rühm gratuliert das Theater am Marienplatz (TAM) in Krefeld mit einer Werkschau. Am Donnerstag präsentiert das Ensemble um TAM-Leiter Pit Therre Texte und Kompositionen von Rühm aus den Jahren 1954 bis 2004.
Der in Köln lebende Rühm gilt neben Ernst Jandl als wichtigster Vertreter der sogenannten «auditiven Poesie», in der vorgetragene Sprechtexte durch den musikalischen Ausdrucksgestus der Stimme eine neue Bedeutung erlangen. Neben den «Lautgedichten» aus den 1950er Jahren und Klavierstücken wie das 2004 komponierte «Entfaltung zum Endpunkt» gibt es szenische Aufführungen - unter anderem für einen Sprecher und zwanzig Sektgläser. Als Zugabe trägt Gerhard Rühm einige neue Chansons vor, wie Pit Therre am Dienstag gegenüber ddp erklärte.
Der gebürtige Wiener Gerhard Rühm war in den 1950er und 1960er Jahren als Mitbegründer der legendären advantgardistischen «Wiener Gruppe» überwiegend literarisch tätig. Er entwickelte Dichtung in Grenzbereichen zur bildenden Kunst, zur Musik und zur akustischen Kunst weiter.
Von 1972 bis 1996 war er Professor an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Die Entwicklung des neuen Hörspiels beeinflusste Rühm durch zahlreiche innovative akustische Arbeiten. Seine Werke wurden mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet (Karl-Sczuka-Preis, Hörspielpreis der Kriegsblinden, Großer
Österreichischer Staatspreis).
Für das «Studio Akustische Kunst» des WDR realisierte er über zehn Hörstücke und Klangkompositionen wie «Ophelia und die Wörter», «Wintermärchen» sowie «Wald. Ein deutsches Requiem».
http://www.tamkrefeld.de
Essener GMD Gustav König verstorben
Die Theater und Philharmonie Essen GmbH trauert um Gustav König, den langjährigen Generalmusikdirektor der Städtischen Bühnen Essen, der in der Nacht zum Montag im Alter von 94 Jahren verstorben ist.
Geboren am 12. August 1910 in Schwabach bei Nürnberg, begann Gustav König nach dem Studium in München seine Dirigentenlaufbahn in Osnabrück, Stettin, Berlin und Aachen. Ab 1943 war Gustav König Leiter des Städtischen Musikwesens und Musikalischer Leiter der Oper in Essen, 1951 wurde er Generalmusikdirektor. In den insgesamt 32 Dienstjahren in Essen hat er dem Essener Konzertleben, vor allem aber auch dem Musiktheater eine unverwechselbare Prägung verliehen.
Besonders widmete sich König der zeitgenössischen Oper: Mehr als 30 Gegenwartswerke, darunter die Deutsche Erstaufführung der "Lulu" von Alban Berg, präsentierte er in seinem Spielplan. "König Gustav", wie man ihn mit Respekt nannte, stand für den Wiederaufbau des Städtischen Orchesters nach dem Zweiten Weltkrieg. 1950 dirigierte er das Festkonzert zur Wiedereröffnung des Essener Saalbaus.
Im Konzertbereich gründete er u.a. eine eigene Konzertreihe für Jugendliche, veranstaltete Volksschulkonzerte und Besuche des Orchesters in den Schulen. Als Gustav König sich 1975 in den Ruhestand verabschiedete, folgte Heinz Wallberg ihm als Generalmusikdirektor nach.
Quelle: http://www.theater-essen.de