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17.9.: literatur aktuell +++ literatur

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Aus für den "Deutschen Bücherpreis" +++ Bücher-Bergung in Weimar abgeschlossen +++ Jugendbuchautoren tagen in Hannover +++ Literaturtage in Heidelberg +++ Rheingau Literatur Preis Ralf Rothmann


Aus für den "Deutschen Bücherpreis"
Nach nur drei Jahren wird der jeweils im März auf der Leipziger Buchmesse vergebene "Deutsche Bücherpreis" wieder eingestellt. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels teilte am Donnerstag in Frankfurt/Main mit, künftig werde es in Leipzig keine Fernsehgala mit der Preisverleihung mehr geben. Stattdessen soll ab 2005 der neue "Deutsche Buchpreis" vergeben werden - bei der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse im Oktober für einen deutschsprachigen Autor.
Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD) und Buchmessechef Oliver Zille kündigten an, nun nach Alternativen zu suchen. "Wir werden in der kommenden Woche an die Presse gehen und ein eigenes Projekt vorstellen", sagte Zille. Tiefensee sagte, es gebe Gespräche mit der Messe, der sächsischen Landesregierung und dem Mitteldeutschen Rundfunk. Dessen Fernsehdirektor Wolfgang Vietze erklärte: "Wir respektieren die Entscheidung des Börsenvereins und hegen keinerlei Groll." Nach dem ausgelaufenen Drei-Jahres-Vertrag habe jede Seite frei nachdenken können. Der MDR sei weiter an einer Buchpreis-Verleihung im März 2005 interessiert.
Wie Tiefensee und Zille weiter sagten, solle bei der Leipziger Buchmesse künftig der Preis für Europäische Verständigung aufgewertet werden. Der Börsenverein habe Unterstützung angeboten, hier etwas Neues zu etablieren. Noch aber sei dies nicht spruchreif.
"Das Experiment, in dieser Form Buch, Fernsehen und Messe zusammenzubringen, ist über die Probephase nicht hinausgekommen", sagte Tiefensee. Unter anderem war der Buchbranche anscheinend die Resonanz auf den Leipziger Preis zu gering. Leipzigs Kulturbeigeordneter Georg Girardet (SPD) sagte, er sehe keinen Affront gegen die Messestadt. Die Frankfurter Buchmesse sei nun mal die einzige in Frage kommende Plattform mit großer Öffentlichkeit. Trotzdem werde der Börsenverein die Leipziger Buchmesse nicht im Regen stehen lassen, gab Girardet sich zuversichtlich.
Mit dem "Deutschen Buchpreis" will der Dachverband der Buchbranche künftig in Frankfurt/Main jeweils am Montag vor der Eröffnung der weltgrößten Buchmesse den besten deutschen Roman jedes Jahres auszeichnen. Der Preis ist nach den Angaben des Börsenvereins mit insgesamt 37.500 Euro dotiert. Eine neue TV-Show sei nicht geplant.
Quelle: http://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/1593476.html

Bücher-Bergung in Weimar abgeschlossen
Weimar (ddp). Zwei Wochen nach dem verheerenden Brand in der Anna Amalia Bibliothek Weimar ist die Bergung der beschädigten Bücher abgeschlossen. Ein letzter Transport mit Bücherresten und Fragmenten sei ins Leipziger Zentrum für Bucherhaltung gegangen, teilte die Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen am Freitag mit. Insgesamt seien etwa 21 Tonnen von Wasser und Feuer schwer beschädigtes Material geborgen worden, darunter auch einzelne noch nicht näher identifizierte Notenhandschriften.
In den ersten Tagen nach dem Brand waren schon 34 000 Bücher mit Wasser- und leichten Brandschäden zur Gefriertrocknung nach Leipzig gebracht worden. Insgesamt befänden sich dort jetzt 46 Tonnen Bücher und Bücherreste aus Weimar.
Allein für die Erstversorgung des beschädigten Materials werde mit Kosten von 1,5 Millionen Euro gerechnet. Die Restaurierung eines Buches mit Wasserschaden werde etwa 400 Euro kosten, bei Exemplaren mit Brandschäden sei mit 2600 Euro zu rechnen. Ob und in welchem Umfang Bücher mit schweren Brandschäden noch gerettet werden können, sei derzeit noch nicht absehbar.
Nach Stiftungsangaben soll zuerst die wertvolle Bibelsammlung aus der Weimarer Bibliothek restauriert werden. Die etwa 600 Bibeln aus der Zeit ab dem 16. Jahrhundert waren in der Brandnacht mit Wasserschäden aus dem historischen Rokokosaal gerettet worden.
Für die Restaurierung der Bücher soll auch das Geld vom Spendenkonto der Stiftung eingesetzt werden. Dort sei am Freitag die Grenze von einer halben Million Euro überschritten worden.
Die Welle der Hilfsangebote aus ganz Deutschland und dem Ausland hält an. So bot die Thüringer Partnerregion Kleinpolen die Hilfe von Papier- und Buchkonservatoren bei der Wiederherstellung beschädigter Bücher an. Nach Angaben der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen gingen bis Donnerstag 405 000 Euro an Geldspenden auf den Konten der Stiftung und des Freundeskreises der Bibliothek ein. Hinzu kämen vielfältige Sachspenden wie das Angebot der Jenaer Universität, bei der Restaurierung Fachkräfte zur Verfügung zu stellen.
Ein Arzt aus Mühlhausen erklärte sich bereit, 12 000 Euro für die Wiederstellung des Deckengemäldes «Der Genius des Ruhms» zu spenden. Zahlreiche Künstler und Prominente wie die Weimarer Sängerin Ute Freudenberg oder der Ex-Profi-Boxer Axel Schulz wollen sich für die Bibliothek engagieren.
Der frühere Chef der Jenoptik, Lothar Späth, hat unterdessen Solidaritätskonzerte in ganz Deutschland angeregt. In einem Interview in der «Thüringischen Landeszeitung» sagte Späth, es würden rund 20 Millionen Euro an Spenden zur Rettung der beschädigten rund 40 000 Bücher gebraucht. Denkbar wären auch Patenschaften für Bücher.
http://www.swkk.de

Jugendbuchautoren tagen in Hannover
Hannover (ddp-nrd). Das «stille Medium» Buch hat es angesichts der überbordenden Medienlandschaft bei Kindern und Jugendlichen schwer. Diese hätten heute im Vergleich zu früher immer weniger Zeit zum Lesen, wenn auch die anderen Medien wie Computer, Rundfunk und Fernsehen zum Zuge kämen, sagte der Bundesgeschäftsführer des Friedrich-Bödecker-Kreises, Udo von Alten, am Freitag im Vorfeld einer Tagung von Kinder- und Jugendbuchautoren in Hannover.
Tatsache sei, dass bei Jungen und Mädchen ein Rückgang des Lesens konstatiert werden müsse. Damit sich das Buch behaupten könne, seien Elternhaus, Schule und Leseförder-Initiativen wie der Bödecker-Kreis gefordert, sagte Alten. Er erinnerte daran, dass gerade das Buch als Gegenstück zur oft anzutreffenden Medienberieselung jungen Menschen die nötigen Ruhephasen verschaffe.
Der Leseforscher Heinrich Kaulen von der Universität Hannover kritisierte die Lehrpläne an den Grund- und Hauptschulen. Diese seien vor allem für die Entwicklung der Lesekultur von Jungen schlicht «falsch». Die dort empfohlene Literatur sei zu sehr auf Mädchen zugeschnitten: «Jungs interessieren sich in dem Alter aber nicht für psychologische Komplexe, sondern für Fantasy.»
Weil die Jungen oft nur unzureichende Lesekompetenz entwickelten, fehlten ihnen später in vielen Fällen kreatives Vorstellungsvermögen, Sprachgefühl und Rechtschreibkenntnisse, sagte Kaulen. Dabei gebe es ein großes Angebot an guter Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland. Er fügte hinzu: «Leider gehen an den Schulen ganze Strömungen vorbei, weil viele Lehrer kaum Neuerscheinungen kennen.»
Aus Sicht Altens werden Verlage und Autoren ihrer Verantwortung gegenüber jugendlichen Lesern nicht immer gerecht. Nur gute Literatur könne auch begeistern, sagte er. Es sei jedoch zu beobachtet, dass der Bereich der Trivialliteratur «manchmal seltsame Blüten treibt», sagte er mit Blick auf das Überangebot von Mädchen- und Pferdebüchern sowie Gruselkrimis. Aus seiner Sicht sollte Literatur die Erfahrungswelten von Kindern und Jugendlichen reflektieren.
Zu der dreitägigen Tagung, die am Freitagabend beginnen sollte, werden in Hannover insgesamt etwa 140 Kinder- und Jugendbuchautoren aus Europa erwartet. Die Teilnehmer des alle zwei Jahre stattfindenden «Treffpunkts Hannover» wollen aktuelle Entwicklungen der Kinder- und Jugendliteratur erörtern. Der Friedrich-Bödecker-Kreis widmet sich seit 50 Jahren der Förderung des Lesens und unterstützt die Kinder- und Jugendliteratur.
http://www.boedecker-kreis.de

Literaturtage in Heidelberg - Dichtung in unterschiedlichem Kontext
Heidelberg (ddp-bwb). Der Präsident des internationalen PEN-Verbands, Jiri Grusa, eröffnet am Freitag (20.00 Uhr) die 21. Baden-württembergischen Literaturtage in Heidelberg. Bis 14. November stehen rund 100 Veranstaltungen auf dem Programm, darunter Ausstellungen, Führungen, Theateraufführungen, Konzerte, Vorträge und Lesungen. Die Literaturtage haben keinen festen thematischen Schwerpunkt. Stattdessen wird Literatur in sehr unterschiedlichem Kontext angeboten.
Zu den Gästen zählen die Krimiautorinnen Ingrid Noll und Fanny Morweiser, die als «Ladies of Crime» auftreten. Über die literarische Bedeutung von Songtexten tauschen sich Smudo von den «Fantastischen Vier», BAP-Sänger Wolfgang Niedecken und der Popsänger Xavier Naidoo aus. Der Freiburger Schriftsteller Patrick Roth hat die diesjährige Poetik-Dozentur übernommen. Zu ihrem 95. Geburtstag wird die in Heidelberg lebende Lyrikerin Hilde Domin geehrt.
Die Literaturtage wurden vom Land Baden-Württemberg ins Leben gerufen. Sie finden jährlich in einer anderen Stadt des Landes statt.
http://www.literaturtage-bw2004.de

Rheingau Literatur Preis für Berliner Autor Ralf Rothmann
Oestrich-Winkel (ddp). Den mit 7700 Euro dotierten Rheingau Literatur Preis 2004 erhält der Schriftsteller Ralf Rothmann. Das teilte eine Sprecherin des Rheingau Literatur Festivals am Donnerstag in Oestrich-Winkel mit. Der im Ruhrgebiet aufgewachsene und heute in Berlin lebende Rothmann wird für seinen Roman «Junges Licht» ausgezeichnet. Dieser bildet den vorläufigen Schluss eines vierbändigen Erzählwerks über Kindheit und Jugend im Ruhrgebiet.
Die Jury des Rheingau Literatur Preises lobte, Rothmann rufe in dem Roman in «bestechend genauen Bildern Arbeit, Sprache und Dingwelt der Bergbauregion wach". Der Autor erweise sich «in seinem Gang durch Milieu und Arome einer Provinz der sechziger Jahre und durch Kälte, Sehnsucht und Erotik von Jugend als ein subtiler Fährtenleser menschlicher Dunkelheiten».
Der Rheingau Literatur Preis wird in diesem Jahr zum elften Mal vergeben. Das Preisgeld stiftet das Land Hessen. Verliehen wird die Ehrung zum Abschluss des Rheingau Literatur Festivals am 26. September auf Schloss Vollrads in Oestrich-Winkel.
http://www.rheingau-literatur-festival.de