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Salzburg: Ruzicka wehrt sich gegen Bürgermeister-Kritik +++ Berlin: Staatsoper eröffnete Club Apollo Saal +++
Schönau: Premiere für Alpen-Musical am Königssee +++
Weimar: Erstaufführung als Geburtstags-Ständchen für Bach +++
Erfurt: Mit «Don Giovanni» in die neue Spielzeit
Salzburg/München (ddp). Ein Streit um die angeblich zu häufige Abwesenheit von Festspielintendant Peter Ruzicka überschattet die Vorbereitungen der diesjährigen Salzburger Festspiele. Ruzicka wies am Mittwoch in München die entsprechende Kritik von Salzburgs Bürgermeister Heinz Schade vehement zurück. Der Erfolg eines Intendanten werde nicht «an der Stechuhr gemessen», sondern «an der Qualität der künstlerischen Produktionen», betonte der Festspielleiter.
Die Stadt habe sich bei seiner Berufung zum 1. Oktober 2001 wieder einen Künstler an der Festspielspitze gewünscht. «Dies bedeutet aber im Gegenzug, dass man mir etwas Zeit dafür geben muss», betonte Ruzicka. Er habe im vergangenen Jahr an 20 Abenden dirigiert, was im Vergleich zu seiner Anwesenheit in Salzburg nur ein kleiner Teil sei. Auch seine Tätigkeit als Komponist habe er «auf ein Minimum reduziert». Seit er Intendant sei, habe er kein einziges neues Werk geschrieben und viele Kompositionsaufträge abgelehnt.
Schade hatte Ruzicka vorgeworfen, er sei viel zu selten in Salzburg. Bei seiner Bestellung habe der Komponist, Dirigent und Musikmanager zugesichert, sein Engagement bei der Münchner Biennale auslaufen zu lassen, sagte Schade. Auch von den «vielen Dirigaten» sei damals keine Rede gewesen. Kritik äußerte der Kommunalpolitiker auch am Finanzmanagement Ruzickas insbesondere bezüglich des Mozartjahres 2006. Die mittelfristige Finanzplanung stehe noch aus. Schade kündigte an, die Themen bei der nächsten Sitzung des Festspielkuratoriums am 23. März zur Sprache bringen, «weil es so nicht weitergehen kann».
Ruzicka bezeichnete die Vorwürfe als nicht stichhaltig. Die detaillierten Finanzpläne für 2005 und 2006 würden noch im Mai vorgelegt. Für 2006 also ein Jahr früher, als laut Satzung erforderlich. Darin seien auch alle 22 Mozart-Opern, die im Mozartjahr präsentiert werden sollen, «genauestens durchgerechnet».
Berlin: Staatsoper eröffnete Club Apollo Saal
Berlin (ddp-bln). Die Berliner Staatsoper Unter den Linden öffnete gestern ihre Türen für eine neue Veranstaltungsreihe unter dem Titel Club Apollo Saal. Dort sollen ein bis zwei Mal im Monat hochkarätige Subkultur und Hochkultur einander begegnen, die Räumlichkeiten und Möglichkeiten der Staatsoper neu definiert werden.
Das Programm ermöglicht Live-Auftritte und Konzerte aus dem erweiterten Clubmusikbereich in historisch-opulentem Ambiente. Die Auswahl ist fokussiert auf Performances von namhaften Musikern, die im Club Apollo Saal fern von Routine und dem Normalen besondere Musikprojekte vorstellen.
Schönau: Alpen-Musical am Königssee feiert im April Premiere
Schönau am Königssee (ddp-bay). Nach dem Kino widmet sich nun auch das Theater dem Leben von Jesus Christus. Das Musical «2000 Jahre Jesus» ist in der Osterzeit erstmals im Theaterzelt Arena im oberbayerischen Schönau am Königssee zu sehen. Das deutschsprachige Musical feiert am Samstag, 3. April, Premiere, wie die Veranstalter am Donnerstag in München mitteilten. Insgesamt stehen 15 Aufführungen auf dem Spielplan. Die Neuinszenierung zeige die historische Geschichte über das Leben und die Botschaft Jesu. Die Musik dazu stammt aus der Feder des Komponisten Klaus Ammann, Barbara Mende
führt Regie.
Das Kulturereignis stelle die aktuelle Thematik von Glauben und Religion in den Bezug zur Gegenwart und vermittele dabei ein hoffnungsvolles Bild von einer der herausragendsten Persönlichkeiten aller Zeiten: Jesus Christus. «Ich bin von der zeitlosen Bedeutung des exemplarischen Lebensschicksals und der bleibenden Aktualität dieser Botschaft überzeugt», sagte der Komponist Ammann. Seit der Uraufführung im Musical Schwaben haben bereits mehr als 30 000 Zuschauer das Stück gesehen.
12 Profidarsteller, 50 Laienschauspieler, überwiegend aus der Region, und ein Live-Orchester, bestehend aus 16 Musikern, wirken an dem Musical in Schönau mit. Die Crew bekommt bei ihren Aufführungen prominente Unterstützung: Der Bürgermeister von Schönau am Königssee, Stefan Kurz (CSU), übernimmt bei «2000 Jahre Jesus» eine Statistenrolle ebenso wie der Rodel-Weltmeister Alexander Resch aus Berchtesgaden. Das Musical «2000 Jahre Jesus» wird auf einer 500 Quadratmeter großen Doppelbühne inszeniert. Die Karten kosten zwischen 19 und 59 Euro.
Seit einem Jahr hat die oberbayerische Region Königssee bereits ihr eigenes Musical direkt am See. Mit dem Musical «Salzsaga», das auf dem Roman «Mann im Salz» des Heimatschriftstellers Ludwig Ganghofer basiert, hat Schönau in 182 Vorstellungen 65 0000 Besucher angelockt. Das Theater wurde speziell für das Musical «Salzsaga» direkt am Fuß des 2713 Meter hohen Watzmann gebaut. Die Theater-Arena besteht aus drei miteinander verbundenen Zelten: dem Theaterzelt mit knapp 1000 Sitzplätzen, dem Foyerzelt sowie dem Backstagezelt.
Die «Salzsaga» wird auch heuer wieder im Theater am Königssee zu sehen sein. Vom 14. Mai bis 17. Oktober 2004 sind von Donnerstag bis Sonntag jeweils ein bis zwei Vorstellungen vorgesehen.
http://www.musical-jesus.de
Weimar:Erstaufführung als Geburtstags-Ständchen für Bach
Weimar (ddp-lth). Ein besonderes Ständchen wollen Studenten der Weimarer Musikhochschule Johann Sebastian Bach (1685-1750) an seinem 319. Geburtstag am Sonntag bringen. Im Rahmen eines Konzertes mit Kammermusik- und Cembalowerken des Barockmeisters erklingt erstmals die rekonstruierte Frühfassung des 6. Brandenburgischen Konzertes B-Dur. Sie wurde von dem Studenten Alexander Ferdinand Grychtolik geschaffen. Bei näherer Beschäftigung mit dem Werk sei er auf einige Eigenheiten gestoßen, die eine bereits früher aufgestellte These einleuchtend erschienen ließen, dass dieses Werk ursprünglich eine Triosonate war, sagte er der Nachrichtenagentur ddp.
Der Cembalo-Student im dritten Studienjahr, der sich auf historische Aufführungspraxis spezialisiert, setzte sich näher mit dem selten gespielten 6. Brandenburgischen Konzert auseinander. Das werde von der Alt- und Basslage der Instrumente mit einem geheimnisvoll verhangenen Klangbild dominiert. Grychtolik, der selbst auch komponiert, fand in der Partitur «Brüche», die er auf die damals am Köthener Hof, wo Bach zu jener Zeit wirkte, mögliche Aufführungspraxis zurückführte. Mit diesem Wissen im Hinterkopf und seiner eigenen Erfahrung als Komponist habe er versucht, das Werk so zu rekonstruieren, wie Bach es seiner Meinung nach einst ursprünglich komponierte.
Das Ergebnis dessen wird in dem Geburtstags-Konzert am Sonntag erklingen. In dem werden außerdem die Triosonate B-Dur für zwei Bratschen und Basso Continuo sowie die Sonate e-Moll für Blcokflöte und Basso Continuo zu hören sein.
http://www.hfm-weimar.de
Erfurt: Mit «Don Giovanni» in die neue Spielzeit
Erfurt (ddp-lth). Das neue Haus des Theaters Erfurt erfreut sich eines regen Zuspruchs. Seit der Eröffnung im September 2003 seien die 153 Vorstellungen von insgesamt 61 910 Gästen besucht worden, sagte Generalintendant Guy Montavon am Donnerstag in Erfurt. Damit habe die Spielstätte eine Auslastung von 85,2 Prozent erreicht. «Das Haus gefällt dem Publikum, was wir hier machen auch», sagte Montavon. Besonders großer Beliebtheit erfreuten sich die Sinfoniekonzerte, die zu durchschnittlich 97 Prozent ausgebucht seien.
Für die nächste Spielzeit kündigte Montavon eine Reihe von neuen Projekten an. Gestartet werde am 18. September mit Mozarts Oper «Don Giovanni». Es handle sich um eine moderne Inszenierung in deutscher Sprache in der Regie von Rupert Lummer.
Einer der Höhepunkte werde ein Doppelprojekt «Hänsel und Gretel». Während eine Inszenierung der 1893 in Weimar uraufgeführten historischen Opernvorlage Engelbert Humperdincks folge, werde es eine zweite, nicht jugendfreie Inszenierung nur für Erwachsene geben. Dieses Stück werde «viel mit Sexualität, Gewalt, Kindesmissbrauch zu tun haben», sagte Montavon. In Zusammenarbeit mit dem Innen- und dem Justizministerium gebe es ergänzende Projekte zu Jugendkriminalität, Sozialarbeit, Prävention, Strafverfolgung und Resozialisierung.
Uraufgeführt wird im März 2005 die Oper «Cuba libre» des Chinesen Cong Su, der die Musik zu Bertoluccis «Der letzte Kaiser» geschrieben und dafür einen Oscar erhalten hatte. Diese Oper sei bereits fertig und werde «eine Brücke zwischen E- und U-Musik bauen», sagte Montavon. Wieder im Programm wird Verdis «Aida» sein, die in der laufenden Spielzeit mit großem Erfolg aufgeführt worden war.
Montavon kündigte eine Reihe von Gastspielen im Sprech- und Tanztheater an. So kämen die Hubbard Street Dance Chicago II, die Zürich «Juniors» und das Leipziger Ballett nach Erfurt. Das Deutsche Nationaltheater Weimar (DNT) komme mit fünf Aufführungen nach Erfurt. So werde das Stück «Level 13» von Thomas Alexander Schmidt, dass sich mit dem Massaker am Erfurter Gutenberg-Gymnasium beschäftigt, in der Landeshauptstadt uraufgeführt. Zu sehen seien auch Goethes «Faust», Shakespeares «Romeo und Julia» und Schillers «Maria Stuart».
Wie Generalmusikdirektor Walter E. Gugerbauer sagte, werde die kommende Konzertsaison unter dem Motto «Werkstatt Wiener Klassik» stehen. Insgesamt vier der zehn Konzerte würden in Zusammenarbeit mit der Philharmonie Gotha/Suhl aufgeführt.
Für die Domstufenfestspiele 2005 kündigte Montavon «Jesus Christ Superstar» von Andrew Lloyd Webber an. Er habe darüber bereits mit dem Erfurter Bischof gesprochen und dessen Zustimmung bekommen. In diesem Jahr wird während des Festivals «Pagliacci» von Ruggero Leoncavallo aufgeführt.
http://www.theater-erfurt.de