Hauptrubrik
Banner Full-Size

19.6.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

Publikationsdatum
Body

Zwei Mal «Die Räuber» bei 12. Schillertagen in Mannheim +++ Susan Sontag erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2003 +++ CDU-Landtagsfraktion hält Friedenspreisvergabe für «unglückliche Wahl» +++ RuhrTriennale präsentiert die Uraufführung «Sentimenti» +++ Thüringer Schülertheatertage in Gera +++ Off-Theater-Festival Unidram in Potsdam wird eröffnet +++ «Happy» in Braunschweig - Drama von Doris Dörrie wird uraufgeführt +++ 18 Premieren am Dresdener Schauspielhaus


Zwei Mal «Die Räuber» bei 12. Schillertagen in Mannheim
Mannheim (ddp-bwb). Gleich zwei Versionen von Friedrich Schillers Drama «Die Räuber» bietet das Nationaltheater Mannheim als Gastgeber der 12. Schillertage. Zur Eröffnung des einwöchigen Theaterfestivals am Mittwoch feiert zunächst das klassische Schauspiel Premiere. Zum Abschluss steuert die Mannheimer Oper am 24. Juni eine musikalische Fassung des Klassikers von Giuseppe Verdi bei.
Die eigenen Produktionen des Mannheimer Hauses werden durch eine Reihe von Gastspielen und ein umfangreiches Begleitprogramm ergänzt. Zu Gast sind unter anderem die Theaterensembles aus Weimar und Göttingen, das Bayerische Staatsschauspiel und eine Kampnagel-Produktion aus Hamburg. In einer «Schiller-Werkstatt» setzen sich zudem junge Regisseure und Theatergruppen aus ganz Europa mit Schillers Dramen auseinander. Ihre Arbeitsergebnisse werden auf der Studiobühne präsentiert.

Susan Sontag erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2003
Frankfurt/Main (ddp). Als Vermittlerin der europäischen und vor allem der deutschen Literatur gebührt Susan Sontag allseits Anerkennung. Als Menschenrechtlerin und engagierte Medien- und Kulturkritikerin hat sich die US-Schriftstellerin, Filmregisseurin und Kulturwissenschaftlerin in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur Freunde gemacht. So kritisierte sie etwa im März 2002 in Weimar die Politik ihres Heimatlandes: «Amerika ist das verrückte Kind Europas», sagte Sontag und fügte hinzu, zurzeit sei Amerika auch ein «gefährliches Kind».
Für Aufregung hatte die Publizistin und diesjährige Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels auch im Mai 2001 gesorgt, als sie den Jerusalem-Preis entgegennahm und dies mit heftiger Kritik am Preisstifter, dem Staat Israel, und seiner Besatzungspolitik in den Palästinensergebieten verband. Nach dem 11. September 2001 geriet Sontag in Amerika in die Schlagzeilen, weil sie Kommentare zum Attentat auf das World Trade Center in New York als Kampagne von Politik und Medien bezeichnete, die die Öffentlichkeit verdumme.
Susan Sontag wurde im Januar 1933 als Tochter eines Exportkaufmanns und einer Lehrerin in New York geboren. Sie studierte Englisch und Philosophie und begann ihre berufliche Laufbahn 1959 als Mitherausgeberin der Zeitschrift «Commentary». 1963 veröffentlichte sie mit «The Benefactor» («Der Wohltäter») ihren ersten Roman. Er handelt von einem begabten Dandy, der sich zwischen Traumwelt und Wirklichkeit treiben lässt. In ihren Essays beschäftigte sich Sontag, die von der Presse auch als «Amerikas öffentliches Gewissen» bezeichnet wurde, unter anderem mit aktuellen Trends in Kunst, Literatur und Kultur.
Nach einer Vietnamreise wandte sie sich Ende der 60er Jahre dem Filmen zu. Ihr erster Film mit dem Titel «Duet for Cannibals» entstand 1969 in Schweden. 1974 drehte sie einen Dokumentarfilm über den Yom-Kippur-Krieg. 1989 organisierte Sontag den Protest amerikanischer Intellektueller gegen die Hetze des iranischen Religionsführers Ayatollah Khomeini gegen den Schriftsteller Salman Rushdie.
Ihren wohl größten kommerziellen Erfolg erzielte Sontag 1992 mit dem Roman «The Volcano Lover», der schnell die US-Bestsellerlisten eroberte. Das Buch über die Dreiecksgeschichte zwischen dem englischen Diplomaten Sir William Hamilton, seiner Ehefrau Lady Emma Hamilton und dem englischen Admiral Lord Horatio Nelson war nach Ansicht der US-Literaturkritk der erste ambitionierte erzählerische Versuch Sontags.
Sontag wurde bereits mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. So erhielt sie unter anderem den National Book Critics\' Circle Award (1978), die Wilhelm-Heinse-Medaille der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz (1979) und den National Book Award für ihren historischen Roman «In America» (2000).
Am 12. Oktober wird Sontag bei der Frankfurter Buchmesse nun der mit 15 000 Euro dotierte Friedenspreis des Deutschen Buchhandels überreicht. Ausgezeichnet wird sie für ihr erzählendes und essayistisches Werk, mit dem sie «den Begriff und den Wert der westlichen Kultur untersucht und verteidigt» habe.
Außerdem erhält Sontag 2003 auch den Prinz-von-Asturien-Preis, der mit 50 000 Euro und einer Miró-Skulptur dotiert ist. Die Jury der spanischen Auszeichnung würdigte «Gedankentiefe, ästhetische Qualität, Vielfalt der literarischen Gattungen und gesellschaftliches Engagement» der Publizistin.
Ulrike Geist

CDU-Landtagsfraktion hält Friedenspreisvergabe für «unglückliche Wahl»
Magdeburg (ddp-lsa). Die geplante Vergabe des Friedenspreises der Deutschen Buchhandels an die US-amerikanische Schriftstellerin Susan Sontag ist nach Ansicht der CDU-Landtagsfraktion eine «unglückliche Wahl». Mit «absurden Vergleichen der US-Regierung mit einer Junta» habe sich die scharfzüngige Intellektuelle nicht für einen der angesehensten deutschen Preise qualifiziert, sagte der kulturpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Reiner Schomburg, am Mittwoch in Magdeburg. Ebenso bedenklich sei Sontags Aussage, die Anschläge vom 11. September 2001 seien nicht gegen die Zivilisation und die Freiheit im allgemeinen gerichtet, sondern Folge der Supermacht-Außenpolitik der USA.
«Auch mit Blick auf das belastete deutsch-amerikanische Verhältnis hätte ich mir gewünscht, dass die Juroren eine weniger kontroverse Preisträgerin küren», sagte Schomburg. Er freue sich immer, wenn wahre Menschlichkeit und geistige Brillanz prämiert würden. Die bisherigen literarischen Arbeiten und Ansichten von Sontag zählten nicht dazu.

RuhrTriennale präsentiert die Uraufführung «Sentimenti»
Bochum (ddp-nrw). Innerhalb der RuhrTriennale hat das Theaterstück «Sentimenti» Weltpremiere. Am Mittwoch kommt das Werk von Johan Simons und Paul Koek in der Jahrhunderthalle zur Aufführung und ist eine Hommage an die Arbeitertradition des Ruhrgebiets sowie eine Verbeugung vor dem italienischen Komponisten Giuseppe Verdi. Grundlage für die Produktion der niederländischen Theatergruppe Zuidelijk Toneel Hollandia ist der Roman «Milch und Kohle» von Ralf Rothmann. Im Mittelpunkt von «Sentimenti» steht ein Mann, der sich am Totenbett seiner Mutter an deren Romanze mit einem italienischen Gastarbeiter in den 60er Jahren erinnert. Für die Uraufführung wurde die Bühne aus 16 Tonnen Brikett hergestellt, wie ein Pressesprecher erklärte.

Thüringer Schülertheatertage in Gera
Gera (ddp-lth). Schülertheatergruppen aus ganz Thüringen schlagen von heute bis zum Sonntag in Gera ihre Zelte auf. 10 Laienensembles mit rund 150 Akteuren werden zu den 11. Thüringer Schülertheatertagen erwartet. Insgesamt hatten sich 24 Gruppen mit aktuellen Inszenierungen um die Teilnahme beworben.
Zusätzlich zu den zehn Festivalbeiträgen finden innerhalb der fünf Festivaltage zehn Werkstätten statt, so in Improvisation, Stimmbildung, Sprachgestaltung, Bewegung und Tanz. Außerdem treffen sich auch die Spielleiter zu einem Workshop. Werkstattleiter sind dafür aus dem gesamten Bundesgebiet nach Gera eingeladen worden.

Off-Theater-Festival Unidram in Potsdam wird eröffnet
Potsdam (ddp-lbg). Das osteuropäisch-deutsche Festival für Off-Theater «Unidram 2003» wird am Donnerstag in Potsdam eröffnet. Bis zum 28. Juni präsentieren rund 100 Theatermacher aus 11 Ländern ihre Produktionen, wie die Veranstalter mitteilten. Das Spektrum reicht von Tanz- und Bewegungstheater über Figurentheater bis hin zu Performances und multimedialen Installationen. Die insgesamt 17 Inszenierungen im Programm wurden aus mehr als 200 Bewerbungen ausgewählt.
Zur Eröffnung zeigt das russische Bewegungstheater «Derevo» in der Reithalle A des Hans-Otto-Theaters die Produktion «La Divina Commedia». Zu den Höhepunkten des Festivalprogramms zählen Gastspiele des georgischen «Basement Theatre», der italienischen «Compagnia Abbondanza/Bertoni» und des polnischen Theaters «Cinema».
Zum Rahmenprogramm gehören Diskussionsrunden, Workshops und eine Fotoausstellung in den Bahnhofspassagen. Im Theater-Nacht-Café bietet das Festival darüber hinaus die Möglichkeit zu einem intensiven Austausch zwischen Publikum und Theatermachern.
http://www.unidram.uni-potsdam.de

«Happy» in Braunschweig - Drama von Doris Dörrie wird uraufgeführt
Braunschweig (ddp). Das Drama «Happy» von Filmemacherin und Autorin Doris Dörrie erlebt am Donnerstag in Braunschweig seine Theater-Uraufführung. Das von Kay Neumann am Staatstheater inszenierte Stück diente bereits als literarische Vorlage für Dörries Film «Nackt».
«Happy» führt die Zuschauer in eine Berliner Abendgesellschaft: Drei befreundete Paare haben sich zum Essen verabredet. Emilia (Steffi Harrer) und Felix (Mattias Schamberger) haben sich gerade erst getrennt. Charlotte (Marion Bordat) und Dylan (Andreas Bruno Beeke) sind an der Börse zu Reichtum gekommen und emotional zusehends verarmt. Allein Anette (Ulrike Requadt) und Boris (Götz van Ooyen) machen einen etwas glücklicheren Eindruck.
Beim gemeinsamen Abendessen in der schicken Wohnung von Charlotte und Dylan lassen sich die Freunde auf ein Experiment ein: Wer kann den nackten Körper seines Partners mit verbundenen Augen erkennen? Eine Wette mit Folgen. Unvermeidliche Grundsatzdiskussionen über Liebe, Glück, Erfolg und Beziehungen halten die sechs Freunde den Rest des Abends in Atem.
Dörrie ist als Autorin und Filmemacherin bekannt («Männer», «Bin ich schön?»). 2001 debütierte sie in Berlin als Opernregisseurin mit Mozarts «Cosi fan tutte». Ihr Film «Nackt» lockte im vergangenen Jahr knapp eine Millionen Zuschauer in die Kinos.

18 Premieren am Dresdener Schauspielhaus
Dresden (ddp). Das Dresdner Staatsschauspiel bringt in der nächsten Spielzeit 18 Premieren auf die Bühne. Dazu gehören Brechts «Leben des Galilei», Molières «Menschenfeind», Plenzdorfs «Die neuen Leiden des jungen W.» sowie eine Theaterfassung des norwegischen Films «Elling», wie die Intendanz des Hauses am Mittwoch in Dresden mitteilte.
Begleitet wird die Spielzeit laut Intendant Holk Freytag von Peter Weiss\' Roman «Die Ästhetik des Widerstands», der in mehreren Matinéen vorgestellt werden wird. Den Angaben zufolge werden die Schäden des Hochwassers vom August 2002 am Schauspielhaus bis zum Ende der Sommerferien endgültig beseitigt sein. Auf die Flut führt die Einrichtung auch ihre Mindereinnahmen im vergangenen Jahr in Höhe von 150 000 Euro zurück. Die Publikumsauslastung habe flutbedingt je nach Spielstätte zwischen 55 und 70 Prozent geschwankt.
http://www.staatsschauspiel-dresden.de