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Berlin: Brandauer will 80 000 Zuschauer in seine «Dreigroschenoper» locken +++ Frankfurt (O.) : «Musikfesttage an der Oder» im Zeichen von Schumann und Chopin +++ Berlin: Festkonzert für Komponist Aribert Reimann zum 70. Geburtstag +++ Salzburg: Start der Salzburger Mozartwochen 2006 +++ Berlin : Elblandfestspiele Wittenberge mit neuer Bühne +++ München: Gruberova singt Bellinis «Norma»
Berlin: Brandauer will 80 000 Zuschauer in seine «Dreigroschenoper» locken
Berlin (ddp-bln). Die private Theaterproduktion von Bertolt Brechts «Dreigroschenoper» in der Regie von Klaus Maria Brandauer wird insgesamt 40 Vorstellungen in Berlin geben. «Wenn es gut läuft, können wir rund 80 000 Zuschauer im Admiralspalast begrüßen», sagte Brandauer am Donnerstag in Berlin. Ob die Produktion anschließend auf Tournee geht, sei derzeit nicht geplant. «Aber wir sind nicht beleidigt, wenn uns jemand einlädt», sagte Brandauer. Die Hauptrolle des Mackie Messer hat er mit dem Sänger Campino von den Toten Hosen besetzt. «Er hat eine gute Haltung zum Heute und zu dem Stück», begründete er seine Wahl.
Die Neuinszenierung der «Dreigroschenoper» wird am 11. August in Berlin Premiere haben. Spielstätte ist der Admiralspalast in der Friedrichstraße, der derzeit noch restauriert wird. In weiteren Rollen stehen Gottfried John, Birgit Minichmayr und Katrin Saß auf der Bühne. Unter der musikalischen Leitung von Jan Müller-Wieland spielt das Deutsche Filmorchester Babelsberg. «Ich habe eine \'Räuberbande\' zusammengestellt aus Leuten, die alle eine fantastische Biografie und eine besondere Haltung zum Thema des Stückes haben», sagte Brandauer.
Initiator und Produzent ist Lukas Leuenberger, der mit Brandauer 1998 in Berlin bereits das Projekt «Speer» in der Akademie der Künste am Pariser Platz realisiert hat. Die Premiere findet drei Tage vor dem 50. Todestag von Bertolt Brecht statt.
Die Deutsche Bank, die das Theaterprojekt finanziell unterstützt, lädt Schüler ab der Klasse 9 sowie Kunststudenten zu einem Wettbewerb rund um die «Dreigroschenoper» ein. Gefragt sind Ideen zu einem Programmheft sowie zu Plakaten für die Aufführung.
http://www.deutsche-bank-stiftung.de
Frankfurt (O.): «Musikfesttage an der Oder» im Zeichen von Schumann und Chopin
Frankfurt (Oder) (ddp-lbg). Die diesjährigen "Musikfesttage an der Oder" werden vom 3. bis 19. März ganz im Zeichen der Romantik stehen.
Das Motto laute «Schumann-Chopin / Eine musikalische Freundschaft», kündigten die Veranstalter am Mittwoch an. Wie in den Vorjahren treffen sich wieder deutsche, polnische und osteuropäische Musiker in Städten beiderseits der Oder zu gemeinsamen Konzerten mit namhaften Künstlern.
Erstmals wird es Meisterklassen geben, in denen junge Musiker zusätzliche Kenntnisse erwerben und die Ergebnisse anschließend im Konzert vorstellen, wie es weiter hieß. Die Klassen werden von international renommierten Künstlern wie Bernard Greenhouse und Vladimir Mendelssohn geleitet.
Die »Musikfesttage an der Oder« sind aus den Frankfurter Festtagen der Musik und dem Festival »Ost-West" im westpolnischen Grünberg (Zielona Gora) hervorgegangen. Sie werden gemeinsam von der Stadt Frankfurt und der Philharmonie Zielona Gora ausgerichtet.
Berlin: Festkonzert für Komponist Aribert Reimann zum 70. Geburtstag
Berlin (ddp). Die Komische Oper Berlin ehrt den Komponisten Aribert Reimann zu dessen 70. Geburtstag heute mit einem großen Festkonzert. Reimann, der am 4. März 1936 in Berlin geboren wurde, zählt zu den bedeutendsten Komponisten der Gegenwart. Die Komische Oper, die mit dem Komponisten seit 30 Jahren eng verbunden ist, lädt heute zu einem Konzert mit ihrem Orchester, einer Gesangssolistin, einer Pianistin und einem Dirigenten, die zu den profiliertesten Interpreten von Reimanns Musik zählen, ein. Die Laudatio auf den Jubilar hält Opernsänger Dietrich Fischer-Dieskau.
Auf dem Konzertprogramm stehen unter anderem Robert Schumanns «Manfred-Ouvertüre», Reimanns «Tarde» für Sopran und Orchester, die «Geister-Variationen» für Klavier von Schumann und Reimanns «Sieben Fragmente für Orchester». Dirigent des Abends ist Stefan Soltesz, die Solistinnen sind Sopranistin Melanie Walz und Sarah Tysman am Klavier.
Salzburg: Start der Salzburger Mozartwochen 2006
Salzburg (ddp-bay). Ein Festakt und ein Festkonzert zum offiziellen Start des Mozartjahres 2006 sowie eine Opern-Neuinszenierung von Doris Dörrie sind die Höhepunkte der Mozartwoche in Salzburg. Das von der Internationalen Stiftung Mozarteum organisierte Winterfestival an der Salzach beginnt am Freitag und dauert erstmals zwei volle Wochen. Bis 5. Februar stehen 33 Veranstaltungen auf dem Programm.
Die Mozartwoche 2006 beginnt mit der Neuinszenierung von Mozarts Jugendoper «La finta giardiniera». Regie führt die deutsche Regisseurin und Schriftstellerin Doris Dörrie. Am Freitag nächster Woche wird vormittags mit einem Festakt im Großen Saal des Mozarteums in Anwesenheit von Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer das Mozartjahr eröffnet. Die Wiener Philharmoniker spielen dazu unter Leitung des Dirigenten Nikolaus Harnoncourt, der in diesem Jahr «artist in residence» des Festivals ist.
Zu Mozarts 250. Geburtstag am Abend des 27. Januar geben die Philharmoniker unter Leitung von Riccardo Muti ein Festkonzert im Großen Festspielhaus. Im Mozarthaus in der Getreidegasse erklingen zur Geburtsstunde Originalinstrumente Mozarts, seine Violine und ein Hammerklavier, die sich im Besitz der Stiftung Mozarteum befinden.
Darüber hinaus stehen in der Mozartwoche zahlreiche weitere Orchesterkonzerte sowie Kammer- und Solistenkonzerte mit hochkarätigen Künstlern auf dem Spielplan. Der Pianist Daniel Barenboim wird zusammen mit dem jungen palästinensischen Pianisten Saleem Abboud Ashkar und dem in Israel geborenen Pianisten Shai Wosner Mozarts selten gespieltes Konzert für drei Klaviere vortragen. «Orchestra in residence» der Mozartwoche 2006 ist das Mahler Chamber Orchestra unter Leitung des jungen britischen Pultstars Daniel Harding.
Die Konzertreihe der Wiener Philharmoniker wird außer von Harnoncourt, Muti und Barenboim auch von Valery Gergiev geleitet. Zu den Solisten und Ensembles gehören außerdem Gidon Kremer, Sabine Meyer, Thomas Quasthoff, Vesselina Kasarova und das Juilliard String Quartett.
Berlin: Elblandfestspiele Wittenberge mit neuer Bühne
Berlin (ddp-lbg). Die diesjährigen Elblandfestspiele in Wittenberge werden am 21. und 22. Juli auf dem Gelände der ehemaligen Märkischen Ölwerke ausgerichtet. Wie die Veranstalter am Donnerstag in Berlin mitteilten, spielt auf dem Festival erneut das Deutsche Filmorchester Babelsberg unter Leitung von Generalmusikdirektor Manfred Rosenberg. Das Programm ist mit «Melodie der Herzen» betitelt und beinhaltet Melodien aus Operette, Musical und Unterhaltungsmusik. Zu Gast sollen auch wieder namhafte in- und ausländische Gesangssolisten sein.
Die Veranstalter planen in diesem Jahr anstatt des Provisoriums eine neue Bühne, die mit einer Art freischwebendem Segel überdacht ist. Von den hinteren Reihen nahe der Elbe sollen die Zuschauer von einer leichten Schräge aus besser sehen können als bislang. Das in Norddeutschland bis Hamburg hin zunehmend populäre Festival geht 2006 in sein siebtes Jahr.
München: Gruberova singt Bellinis «Norma»
München (ddp-bay). Lange hat sie sich Zeit gelassen, um den vielleicht höchsten Gipfel des Opernschaffens zu erklimmen. Jetzt erst, im Jahr ihres 60. Geburtstages, fühlt sich die Starsopranistin Edita Gruberova reif genug, eine der schwersten Rollen der Opernliteratur, Vincenzo Bellinis «Norma», in einer szenischen Aufführung zu verkörpern.
Der Premiere der Neuinszenierung am 21. Januar im Münchner Nationaltheater, einem der Stammhäuser der Gruberova, fiebern das Opernpublikum und Enthusiasten aus aller Welt seit Monaten entgegen.
Die slowakische Sopranistin gilt als eine der größten Koloratur- und Belcanto-Sopranistinnen unserer Tage, als wahre «Primadonna assoluta». Joachim Kaiser, Musikkritiker der «Süddeutschen Zeitung», stellte sie anlässlich einer Münchner Aufführung von Gaetano Donizettis «Lucia di Lammermoor» im Jahr 1991 in eine Reihe mit legendären Operndiven wie Maria Callas oder Joan Sutherland.
Dank einer geschickt aufgebauten Karriere hat sich die Gruberova eine perfekte Intonation bis in Schwindel erregende Regionen und die Atem beraubende Durchschlagskraft bis heute weitgehend erhalten. Mit ihrer in vielen Jahren gewachsenen darstellerische Präsenz vermag sie sogar von der Musikindustrie gepushte Opernstars wie Anna Netrebko in den Schatten zu stellen.
Edita Gruberova war kein Shooting-Star, obwohl sich ihr außergewöhnliches Gesangstalent schon in der Schule in ihrer slowakischen Heimatstadt Bratislava (Pressburg) zeigte, wo sie bei Schulfeierlichkeiten ihre Gesangskünste präsentierte. Gefördert durch einen evangelischen Pfarrer in ihrem Geburtsort nahe Bratislava studierte sie von 1961 bis 1968 Gesang und Klavier am Konservatorium von Bratislava und unternahm mit einem Chor erste Konzertreisen nach England und Italien.
Als Solistin debütierte sie noch vor Abschluss ihres Studiums in Gioachino Rossinis «Barbier von Sevilla» am Nationaltheater von Bratislava. Nach einem ersten Engagement in der slowakischen Provinz schaffte sie 1969 nach dreimaligem Vorsingen den Sprung an die Wiener Staatsoper.
Mit ihrem Debüt als Königin der Nacht in Wolfgang Amadeus Mozarts «Zauberflöte» machte sie 1970 erstmals international auf sich aufmerksam. Den internationalen Durchbruch brachte 1976 ihre Interpretation der Zerbinetta in Richard Strauss\' «Ariadne auf Naxos». Seither gastiert sie auf Bühnen in aller Welt. Einen Schwerpunkt ihres Schaffens nehmen Opern von Verdi, Bellini und Donizetti ein. Neben «Lucia di Lammermoor» und «Norma» ist die Rolle der Violetta in Verdis «La Traviata» ein Schlüsselwerk in der Karriere der Gruberova.
Die Gruberova singt die schwierigsten Partien mit einer von Kritikern immer wieder bejubelten Leichtigkeit. Sie selbst bekannte in einem Interview: «Das muss eben so sein, dass die Menschen sagen: Ach, das ist doch die leichteste Sache der Welt - so muss es ausschauen.»
Vor der enorm schwierigen Rolle der «Norma» schreckte die Sängerin lange zurück. 2003 sang sie die Partie erstmals konzertant und riss Publikum und Kritik zu Jubelstürmen hin. Die Oper spielt im von den Römern besetzten Gallien und erzählt von Norma, einer Oberpriesterin der Druiden, und ihrer tragischen Liebe zu einem römischen Prokonsul.
Auf den Bühnen der Welt und bei Liederabenden begleitet die Gruberova oft ihr Mann, der Dirigent und Pianist Friedrich Haider. Auch bei der bevorstehenden Münchner «Norma» steht der Belcanto-Spezialist Haider im Orchestergraben. Von der Inszenierung Jürgen Roses, des langjährigen Bühnenbildners des Theater- und Opernregisseurs Dieter Dorn, werden keine Extravaganzen erwartet.
Moderne Inszenierungen sind Gruberovas Sache ohnehin nicht. «Wenn ich kann, hüte ich mich davor», sagte sie. Sie sei zwar gegen altes «Muff-Theater» und das «Rampen-Singen», doch müsse die Inszenierung immer «konform mit der Musik» gehen.
Georg Etscheit