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20.10.: oper und konzert aktuell +++ oper und konzert

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BR-Chefdirigent Jansons verzichtet auf eigenen Konzertsaal +++ Oper «Penthesilea» im Staatstheater Cottbus +++ Karl-Sczuka-Preis an Hamburger Klangkünstler Tietchens verliehen +++ Mozart-Konzert der Staatskapelle mit Pinchas Zukerman +++ München: Nationaltheater eröffnet Saison mit Glucks «Orfeo ed Eurydice» +++ Musical «Swing Time!» feiert Premiere +++ "Versuchslabor" Donaueschinger Musiktage +++ RuhrTriennale: Flimm setzt auf Zusammenarbeit


BR-Chefdirigent Jansons verzichtet auf eigenen Konzertsaal
München (ddp-bay). Der neue Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons, rückt von seiner Forderung nach einem eigenen Konzertsaal ab. Die neue Musikhalle sei «von der Prioritätenliste gestrichen», sagte Jansons dem Nachrichtenmagazin «Focus». «Wir hatten viele Diskussionen. Über diese Frage müssen wir noch weiter nachdenken», fügte der Kapellmeister hinzu.
Vor Beginn der neuen Spielzeit hatte Jansons für das Symphonieorchester einen eigenen Konzertsaal gefordert. Damals kritisierte er die jetzige Situation als «unakzeptabel». Nun müsse er jedoch anerkennen, dass die «ökonomische Situation» für alle Kulturinstitutionen bestimmend sei, sagte er dem Nachrichtenmagazin. Wegen der gespannten finanziellen Situation hatte der Wunsch des gebürtigen Letten erheblichen Wirbel verursacht.

Oper «Penthesilea» im Staatstheater Cottbus
Cottbus (ddp-lbg). Eine außergewöhnliche Produktion feierte am Samstag im Großen Haus des Staatstheaters Cottbus Premiere: In einer semiszenischen Aufführung war Othmar Schoecks Vertonung «Penthesilea» zu erleben. Die Oper gilt als eines der großen Werke des Musiktheaters im 20. Jahrhundert und wird in Cottbus in der Reihe «Das besondere Opernereignis» angeboten, wie eine Sprecherin sagte.
Unter der Leitung von Generalmusikdirektor Reinhard Petersen spielte das Philharmonische Orchester des Staatstheaters Cottbus. Es sangen Solisten und Opernchor des Staatstheaters Cottbus und Mitglieder des Opernchores der Opera na Zamku Szczecin. Die Inszenierung übernahm Bernd Mottl, das Bühnenbild entwarf Jochen Finke, die Kostüme Ulrike Schlafmann.
Der Spätromantiker Schoeck schrieb 1924/25 nach Heinrich von Kleists Trauerspiel «Penthesilea» seine gleichnamige expressive Oper, die 1927 in Dresden ihre Uraufführung erlebte. Der Mythos berichtet, dass die Amazonenkönigin Penthesilea unerschrockene Kriegerinnen ihres Frauenstaates in den Kampf gegen das Heer der Griechen führte.

Karl-Sczuka-Preis an Hamburger Klangkünstler Tietchens verliehen
Donaueschingen/Hamburg (ddp-nrd). Der Hamburger Klangkünstler Asmus Tietchens hat am Samstag in Donaueschingen den 41. Karl-Sczuka-Preis bekommen. Die jährlich vom Südwestrundfunk (SWR) vergebene Auszeichnung ist mit 12 500 Euro dotiert. Der 56 Jahre alte «Noise-Art-Künstler» wurde nach SWR-Angaben für sein Hörspiel «Sechs Heidelberger Studien» geehrt, das im Februar vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) gesendet wurde. Die Laudatio auf den Preisträger hielt der Schriftsteller Marcel Beyer.
Tietchens Arbeit zeugt nach Ansicht der Jury von einer besonderen «Klarheit über die Wahl der Mittel». «Sechs Heidelberger Studien» sei eine «äußerst klare, wunderbar strenge Komposition». Tietchens vertraue ganz seinem Material, verzichte auf jede symbolische Befrachtung und setze sich dadurch «wohltuend von modischen Trends elektronischer Klangbearbeitung ab». Der 56-Jährige komponierte sein preisgekröntes Hörstück aus Arbeitsgeräuschen einer historischen Buchdruckmaschine.
Der Karl-Sczuka-Preis wurde 1955 erstmals vom damaligen Südwestfunk (SWF) für Hörspielmusik vergeben. Seit 1972 wird mit der Auszeichnung, die nach dem Hauskomponisten der SWF-Gründerjahre benannt ist, die «beste Produktion eines Hörwerks, das in akustischen Spielformen musikalische Materialien und Strukturen benutzt» gewürdigt. In diesem Jahr hatten 104 Bewerber aus 17 Ländern insgesamt 86 Beiträge eingereicht.
http://www.swr2.de/sczuka

Mozart-Konzert der Staatskapelle mit Pinchas Zukerman
Berlin (ddp-bln). Die Staatskapelle Berlin widmet ihr II. Sinfoniekonzert Wolfgang Amadeus Mozart. Unter der Leitung von Pinchas Zukerman und mit Pinchas Zukerman als Solisten gibt das Orchester am Dienstag im Konzerthaus und am Tag darauf in der Philharmonie im ersten Teil die Serenata Notturna (KV 239) und das Violinkonzert Nr. 3 G-Dur (KV 216), sagte ein Sprecher. Den Abschluss bildet Mozarts Sinfonie C-Dur (KV 551), Jupiter-Sinfonie. Mozart steht zwar oft auf dem Programm, reine Mozart-Abende wie dieser hingegen sind selten.
Pinchas Zukerman ist der Staatskapelle Berlin seit vielen Jahren verbunden. Zuletzt konzertierte er mit dem Orchester im Jahr 2002 in Japan mit dem Violinkonzert von Beethoven und in Berlin mit einem Mozart-Programm. Seit nahezu vier Jahrzehnten wird Pinchas Zukerman als außergewöhnliche Erscheinung in der Musikwelt gefeiert, sowohl als Geiger und Bratschist, wie ebenso als Dirigent, Kammermusikinterpret und Pädagoge.

München: Nationaltheater eröffnet Saison mit Glucks «Orfeo ed Eurydice»
München (ddp-bay). Die Bayerische Staatsoper setzt zur Saisoneröffnung 2003/2004 ihre erfolgreiche Serie von Barockopern in modernen Inszenierungen fort. Am Montag (20.00 Uhr) hebt sich im Nationaltheater der Vorhang zu Christoph Willibald Glucks «Orfeo ed Eurydice». Die 1762 in Wien uraufgeführte Oper steht erstmals seit mehr als 20 Jahren wieder auf dem Spielplan des Münchner Hauses.
Inszeniert wird das Werk gemeinsam von Nigel Lowery und Amir Hosseinpour, die in der legendären Münchner Inszenierung von Georg Friedrich Händels «Giulio Cesare in Egitto» für Bühnenbild und Choreographie verantwortlich gezeichnet hatten. Die Titelrolle des Orphée singt die gefeierte Mezzosopranistin Vesselina Kasarova. Ihre Partner sind Rosemary Joshua als Eurydice und Deborah York als L\'Amour. Am Pult des Bayerischen Staatsorchesters steht Ivor Bolton.
Bei Glucks Vertonung des Orpheus-Mythos handelt es sich um eine seiner sogenannten «Reformopern», in denen der Komponist daran ging, die erstarrten Konventionen des spätbarocken Musiktheaters aufzubrechen. Im Gegensatz zur bisherigen Intrigen- und Arienoper vertrat Gluck einen einfachen Ausdruck und die Unterwerfung der Musik unter die Erfordernisse der Handlung.

Musical «Swing Time!» feiert Premiere
Essen (ddp-nrw). Das Musical «Swing Time!» hat am Samstagabend in Essen seine Weltpremiere erlebt. Die Produktion des Musicalensembles NRW fand im «Tor 2», einer ehemaligen Montagehalle im Stadtteil Werden, statt. Das Stück erzählt die Geschichte von swingbegeisterten Jugendlichen im Deutschland der 30er Jahre, die trotz des eines Verbots der Nazis ihrer Leidenschaft nachgehen. Ihr Motto lautet: «Wir tanzen weiter.»
Das zwölfköpfige Orchester unter der Leitung von Robert Bonsmann sowie das aus 15 Darstellern bestehende Ensemble sorgten für mitreißende Rhythmen und versetzten das Publikum rund zweieinhalb Stunden lang in die Zeit der sogenannten Swing Kids. Bis Ende Dezember sind rund 40 weitere Aufführungen im «Tor 2» vorgesehen.
http://www.tor-2.de

"Versuchslabor" Donaueschinger Musiktage
Theodor Adornos Einleitungssatz zur "Ästhetischen Theorie" lässt sich im Grunde auf alle Donaueschinger Musiktage anwenden. Doch in diesem Jahr hielt es das renommierte international besetzte Avantgarde-Festival für besonders notwendig, mit dem Mitbegründer der Frankfurter Schule zu betonen, "dass nichts, was die Kunst betrifft, mehr selbstverständlich ist".
"Hintergrund und Ereignis - Inversionen" lautete das Motto der dreitägigen Veranstaltung, die rund 10.000 Besucher in den Ostschwarzwald lockte. Den Schlusspunkt sollte am Sonntag das SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter dessen Chef Sylvain Cambreling mit einem Konzert setzen.
Mit dem Titel knüpften die Musiktage an die Erkenntnis des Avantgarde-Komponisten John Cage aus den 50er Jahren an, dass eine Verkehrung des Verhältnisses von "Klang und Stille" - "Vordergrund und Hintergrund" - zwischen Wahrnehmung und dem, was jenseits der Wahrnehmung besteht, althergebrachtes Parameterdenken in Frage stellt. Dass das "Versuchslabor" Donaueschingen den hohen, in seinen Programmen formulierten theoretischen Ansprüchen gleichwohl nicht immer Genüge leisten kann, zeigte sich auch an einigen Beiträgen.
So wirkte die Eröffnungsperformance mit Vadim Karassikovs "Beyond the Boundary of Silence" wie eine ausgedehnte Nachahmung von Cages Klassiker "4\'33": Die Musiker des Klangforums Wien verharrten in Spannungsposen vor dem Erzeugen des Tons, doch dieser blieb (weitgehend) aus; ähnliches gilt für einen Beitrag aus dem Konzert "Musik für Hunde" von Rolf Julius "Musik für eine weite Ebene", in deren monotonen elektronischen Soundtrack sich erst spät vereinzelte Töne des Ensembles Zwischentöne mischten. Der Titel "Musik für Hunde" provoziert übrigens gewollt ein Missverständnis: Er basiert auf der Erfahrung Rolf Julius\', dass sich bei der Klanginstallation anlässlich einer Ausstellungseröffnung nicht die Besucher, sehr wohl aber einige Hunde für die Aktion interessierten.
Den Rahmen von bildender Kunst und Musik sprengte das Projekt von Georg Nussbaumer "Von der Wiege bis zum Graab". Der Zyklus wartete mit fünf Beiträgen in einer Mischung von Installation und Performance an so unterschiedlichen Orten wie der Donauquelle, den Toiletten der Donauhalle oder der Sporthalle einer Realschule auf: Im Mittelpunkt des Geschehens stand stets ein präparierter Konzertflügel.
Daneben lockte die 48-Stunden-Aktion "wort für wort (geraum)" des Niederländers Antoine Beuger Besucher zu einer ungewöhnlichen Simultanlesung; dabei erklang Oswald Eggers "Der Rede Dreh" in Ausschnitten, allerdings zum Großteil als in größeren Zeitintervallen aneinander gereihte Einzelbausteine wie Wörter und Satzzeichen.
Der Karl-Sczuka-Preis ging diesmal an Asmus Tietchens für sein Hörstück "Sechs Heidelberger Studien" - eine intelligente Auseinandersetzung mit den Geräuschen einer Druckmaschine. Dem Jazz galt wie immer der Samstagabend, dieses Mal mit Uraufführungen des Duos erikm/Christian Fennesz und von Evan Parker.
Zu den Komponisten, die mit insgesamt 18 Uraufführungen bedacht wurden, gehören so wichtige Vertreter der modernen Musik wie Isabel Mundry, Peter Ablinger, Georg Friedrich Haas oder Walter Zimmermann. Sein neues, auf dem fränkischen Volkstanz Dreher basierendes Stück "Subrisio saltat I" (Seiltänze) hatte zum Auftakt der Musiktage das Orchestre Philharmonique de Radio France unter Emilio Pomárico interpretiert.
Quelle: orf

RuhrTriennale: Flimm setzt auf Zusammenarbeit
Der kommende Intendant der RuhrTriennale, Jürgen Flimm, will die Zusammenarbeit mit den übrigen Festivals im Revier verbessern. "Wir wollen den Start der Triennale jeweils in den Spätsommer verlegen, dann pfuschen wir uns nicht gegenseitig ins Handwerk", kündigte Flimm am Sonntag in Bochum an. Schließlich gebe es im Frühjahr neben den Ruhrfestspielen noch rund 30 weitere Festivals im Ruhrgebiet. Eine Konzentration auf die zweite Jahreshälfte könne auch helfen, mit dem um 10 Prozent auf 38 Millionen Euro gekürzten Budget für drei Jahre auszukommen.
Nach den Plänen Flimms sollen sich die Ruhrfestspiele unter dem neuen künstlerischen Leiter Frank Castorf im wesentlichen auf das Schauspiel und die Triennale auf das Musiktheater konzentrieren. Dabei will Flimm auch seine eigenen Vorlieben verwirklichen. "Ich träume schon lange davon, beispielsweise Bernd Alois Zimmermanns "Die Soldaten" oder Luigi Nonos "Prometheo" zu produzieren". Der derzeitige Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele wittert im Ruhrgebiet die Chance, wirklich Neues zu verwirklichen. "Hier gibt es ein eher neu-gieriges als ein alt-gieriges Publikum, das nur nach dem Bestehenden verlangt."
Quelle: orf