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Jonas fordert klare Berliner Entscheidung zu den Opernbühnen +++ Salzburger Festspiele starten 2003 mit Mozart - Festspiel-Chefin sieht wirtschaftliche Zukunft gesichert +++ Neukonzeption des Weimarer Kunstfestes +++ Rekonstruierter Sommersaal und Bachausstellung in Leipzig +++ Unichor Potsdam singt biblisches Drama
Berlin (ddp-bln). Eine klare Entscheidung des Berliner Kultursenats zu den drei Opernhäusern in der Hauptstadt fordert der Staatsintendant der Bayerischen Staatsoper, Sir Peter Jonas. Die aktuellen Diskussionen seien eine «unehrliche Farce», kritisierte Jonas im DeutschlandRadio Berlin. Mit jahrelangen Debatten würden die Häuser in eine Art «Selbstmordsituation» gebracht. «Hier werden Spannungen zwischen den Opernhäusern künstlich kreiert ? eine Art langsamer Folterkammer», sagte Jonas. Es sei «unehrlich», dass der Kultursenat keinerlei Lösungsvorschläge anbiete.
Jonas betonte, alle drei Berliner Opernbühnen seien finanziell haltbar. Über die Kosten einer geplanten Fusion von zwei Häusern gebe es noch immer keine klaren Berechnungen. Sie würde aber in jedem Fall «sehr kostspielig», sagte der bayerische Opernchef. Zudem sei die Berliner Kultursituation aufgrund der Geschichte der Stadt nicht mit anderen deutschen Städten vergleichbar. Berlin habe als Hauptstadt einer vereinten Nation eine besondere Verantwortung. Er sei der Meinung, Berlin müsse «zwei bis drei Generationen warten», bis es zu einer Metropole wie New York oder Paris werden kann.
Jonas leitet die Opernkonferenz, die am Mittwoch und Donnerstag in München aktuelle Probleme der Bühnen erörtern wird.
Salzburger Festspiele starten 2003 mit Mozart - Festspiel-Chefin sieht wirtschaftliche Zukunft gesichert
Salzburg (ddp-bay). Das Programm für die Salzburger Festspiele 2003 steht fest. Mit einer Neuinszenierung von Mozarts «Entführung aus dem Serail» wird das Festival am 27. Juli beginnen. Wie Festspielintendant Peter Ruzicka am Dienstag in Salzburg bekannt gab, wird die Eröffnungsvorstellung von dem englischen Dirigenten Ivor Bolton geleitet. Die Inszenierung hat der junge norwegische Regisseur Stefan Herheim übernommen. Insgesamt gibt es nächstes Jahr in Salzburg 188 Veranstaltungen, für die mehr als 200 000 Karten zur Verfügung stehen. Die Festspiele dauern vom 26. Juli bis 31. August 2003. Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler sieht die wirtschaftliche Zukunft des Festivals als gesichert an.
Bei den Festspielen 2003 stehen neben dem Mozart-Werk zum Auftakt Neuproduktionen von Jacques Offenbachs «Les Contes d\'Hoffmann», dirigiert von Kent Nagano und inszeniert von dem schottischenRegisseur David McVicar, Mozarts «La Clemenza di Tito» mit dem Erfolgsteam des Jahres 2002 Nikolaus Harnoncourt und Martin Kusej sowie die Uraufführung von Hans Werner Henzes Oper «L\'Upupa» im Mittelpunkt des Programms.
Wegen notwendiger Einsparungen können im nächsten Jahr drei Opern nur konzertant aufgeführt werden: Richard Strauss\' «Die ägyptische Helena», Camille Saint-Saens\' «Samson et Dalila» mit dem Startenor Placido Domingo und Egon Wellesz\' «Die Bakchantinnen». Ruzicka betonte, dass seine «Fünf-Säulen-Dramaturgie» nicht in Frage gestellt sei. Insbesondere die zeitgenössische Musik werde 2003 prominent im Festspielprogramm vertreten sein.
In der Schauspielsparte wird es zwei Premieren geben: Henrik Ibsens «Peer Gynt» in der Inszenierung von Johann Kresnik und Georg Büchners «Woyzeck», inszeniert von Michael Thalheimer. «Dichterin zu Gast» wird 2003 Christa Wolf sein. Die Reihe mit zeitgenössischer Musik präsentiert unter anderem eine «Satiemania», eine elfstündige Aufführung der «Vexations» von Erik Satie, bei der auch Intendant Ruzicka selbst am Klavier zu hören sein wird.
Festspiel-Chefin Rabl-Stadler betonte, trotz Kürzungen der öffentlichen Hand sei die Zukunft des Festivals gesichert. Sie gehe davon aus, dass 2004 die staatlichen Zuschüsse wieder angehoben würden und zumindest ein Inflationsausgleich gewährleistet sei. Rabl-Stadler zufolge werden die staatliche Zuschüsse von 2001 bis 2003 jährlich um zwei Prozent abgesenkt.
Auch der geplante Umbau des kleinen Festspielhauses solle fristgerecht begonnen werden. In Kürze würden die Baupläne für das neue «Haus für Mozart» bei der Behörde eingereicht, betonte Rabl-Stadler. Baubeginn sei nächstes Jahr. Zu den Festspielen 2005 soll die neue Spielstätte mit Mozarts «Hochzeit des Figaro» eröffnet werden.
Die Salzburger Festspiele gelten als größtes und bedeutendstes Festival dieser Art. Bei den Festspielen 2002 waren 166 Vorstellungen gezeigt worden. Die Platzauslastung lag bei mehr als 94 Prozent. Rund 231 000 Besucher kamen, davon 75 Prozent aus dem Ausland. Das Gesamtbudget betrug 43,8 Millionen Euro.
Georg Etscheit und Antje Pöhner
(Weitere Informationen unter www.salzburgfestival.at)
Neukonzeption des Weimarer Kunstfestes
Weimar (ddp). Mit einem neuen Konzept will das Weimarer Kunstfest 2003 um Publikum werben. Das Festival vom 23. August bis 14. September solle vier Schwerpunkte setzen, kündigte der Präsident der Stiftung Weimarer Klassik, Hellmut Seemann, am Dienstag in Weimar an. Neben dem traditionellen Tanztheater-Programm sowie einer Fixierung auf die beiden «Faust»-Inszenierungen des Deutschen Nationaltheaters Weimar sind das ein Literarischer Salon mit namhaften deutschen Autoren sowie ein Bach-Programm.
Seemann soll nach dem Willen des Künstlerischen Beirates die Intendanz dieses Interims-Kunstfestes übernehmen. Die Entscheidung darüber fällt am Mittwoch. Ab 2004 soll dann die Kunstwissenschaftlerin Nike Wagner, Urenkelin Richard Wagners, das Festival künstlerisch prägen. Trotz finanzieller Probleme unterstützt die Stadt Weimar das Festival bis 2006 mit jährlich 250 000 Euro.
Das Kunstfest 2003 weise «in eine immer noch leere Mitte der Stadt», betonte Seemann. Hauptspielstätte wird das im Umbau begriffene Mehrzweckgebäude am Weimarplatz sein. Der Bau war als nationalsozialistische Kultstätte geplant, wurde unter Beteiligung von Ingenieuren und Fachleuten aus dem nahegelegenen Konzentrationslager Buchenwald errichtet, blieb aber unvollendet. Zu DDR-Zeiten als Produktionsstätte genutzt, entsteht dort jetzt ein Handels- und Dienstleistungszentrum. Zuvor jedoch wird das obere Geschoss mit einer Fläche von 5000 Quadratmetern zentrale Spielstätte des nächsten Kunstfestes.
Ziel sei es, den bis heute wirkenden Bann der Vergangenheit zu brechen und diese Mitte kulturell zu definieren, sagte Seemann. Bis zu 2000 Besucher können dort Tanz, Theater und Konzerte erleben. Höhepunkt des Programms soll das «großformatige» Requiem von Hector Berlioz sein, das die Staatskapelle Weimar gemeinsam mit anderen Partnern aufführen will.
(www.weimar.de)
Rekonstruierter Sommersaal und Bachausstellung in Leipzig
Das Altbachische Archiv in Leipzig zeigt ab Donnerstag eine ganz besondere Rarität: Das musikalische Vermächtnis der Bach-Familie. Ausgestellt werden rund 200 kleinformatige, inzwischen vergilbte Notenblätter von Vorfahren Johann Sebastian Bachs (1685-1750). Dabei handelt es sich nach Angaben des Archives um Kompositionen gleich mehrerer Familienmitglieder, die mit zahlreichen Schnörkeln verziert sind.
Die repräsentative Auswahl wird bis 5. Januar im Bachmuseum neben der Thomaskirche zu sehen sein, in der der Komponist jahrzehntelang als Thomaskantor wirkte. Die für die Fachwelt überaus wertvollen Notenblätter waren ursprünglich im Besitz der Sing Akademie zu Berlin. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges galten sie als verschollen. Vor drei Jahren tauchten sie dann plötzlich im Staatsarchiv der Ukraine in Kiew wieder auf. Vor einem Jahr kamen sie zurück nach Deutschland.
Ein weiter Höhepunkt in der Bachstadt Leipzig ist der Abschluss der rekonstruktion des barocken Sommersaales im Bosehaus am Thomaskirchhof. Der Saal wird am Mittwoch mit einem Konzert zum Auftakt der «Festtage im Bach-Archiv» wiedereröffnet. «Besucher erleben eine historische Raumsituation wie sie Bach und seine Zeitgenossen einst erlebt haben», sagte Bernhard Heß, Geschäftsführer des Bach-Archivs, am Montag in Leipzig. Der Sommersaal war 1711 im Südflügel des Hauses Thomaskirchhof 16 entstanden. Die Rekonstruktion kostete rund 250 000 Euro.
Während der fünftägigen «Festtage im Bach-Archiv» wird auch auf den nachgebauten historischen Instrumenten des Archivs musiziert. Dazu gehören Cembali, Hammerklavier, Clavichord, Lautenklavier und tragbare Truhenorgel. Diese Truhenorgel war eigens für das Bach-Archiv gebaut und zum diesjährigen Bachfest in Betrieb genommen worden. Die Festtage, die vom Ensemble «Musica Alta Ripa» aus Hannover eröffnet werden, bilden zugleich den Auftakt der Konzertsaison 2002/2003, die bis Ende Juni dauert.
(www.bach-leipzig.de)
Unichor Potsdam singt biblisches Drama
Potsdam (ddp-lbg). Das biblische Drama «König David» des Schweizer Komponisten Arthur Honegger wird am 7. und 8. Dezember in Potsdam aufgeführt. Es erzählt das außergewöhnliche Leben des Hirtenjungen David, der zum mächtigen König Israels wird. Der Gründer der Shakespeare-Company Bremen, Renato Grünig, führt als Sprecher durch die Handlung. Der Chor der Universität Potsdam, Campus Cantabile, wird von den Gesangssolisten Doerthe Maria Sandmann, Ulrike Andersen und Mark Adler unterstützt. Die Mecklenburger Kammersolisten übernehmen den Orchesterpart.
Die beiden Konzerte finden im Universitätskomplex Am Neuen Palais im Auditorium Maximum statt. Eintrittskarten zum Preis von 14 Euro, ermäßigt 8 Euro, sind bei der Potsdam-Information, im Institut für Musik und Musikpädagogik der Universität und an der Abendkasse erhältlich.