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22.5.: musikwirtschaft aktuell +++ musikwirtschaft

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Gütersloh: Bertelsmann will Musikverlag verkaufen +++ Ulm: FreeMusic befreit Songs von Kopierschutz +++ London: Bands immer öfter unabhängig von Major-Labels


Gütersloh: Bertelsmann will Musikverlag verkaufen
Gütersloh (pte) - Bertelsmann bereitet den Verkauf seines Musikverlags BMG Music Publishing vor. Dies berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf gut informierte Finanzkreise. Die Erlöse aus dem Verkauf, schätzungsweise bis zu 1,3 Mrd. Euro, könnten dem Medienkonzern helfen, den Börsengang zu verhindern, gegen den die Eigentümerfamilie Mohn kämpft. Neben dem Musikverlag ist auch ein Verkauf des Anteils an Sony BMG im Gespräch.
Schon im Juni könnte der Verkaufsprozess gestartet werden, schreibt das Handelsblatt. Als Interessent wurde Universal Music, eine Tochter von Vivendi, genannt. Diese will nach eigenen Angaben ihre Musikverlags-Geschäfte ausbauen und plane daher Zukäufe. Auch Sony Music und das Viacom-Unternehmen Famous Music werden zusammen mit einem Investor als mögliche Käufer genannt. Auch über einen Verkauf des 50-Prozent-Anteils an Sony BMG wird seit längerem spekuliert. Das bräuchte jedoch deutlich mehr Zeit, so eine mit der Planung vertraute Person gegenüber dem Handelsblatt.
Laut Branchenkreisen wird Bertelsmann bei dem Verkauf von JP Morgan und der Citigroup beraten. 2005 hatte BMG Music Publishing nach Angaben des Konzerns mit einer zweistelligen Umsatzrendite das erfolgreichste Jahr seit der Gründung 1987. Der Musikverlag profitiert von verkauften CDs, aus dem Internet geladener Musik sowie von jedem seiner Titel, der im Fernsehen oder Radio gespielt wird. Daher triff BMG Music Publishing die durch Produktpiraterie verursachte Branchenkrise der letzten Jahre weniger hart, als die Konkurrenz.
http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=060327017
http://www.pte.at/pte.mc?pte=060519022


Ulm: FreeMusic befreit Songs von Kopierschutz
Ulm (pte) - Das Software-Unternehmen S.A.D. hat mit FreeMusic ein Programm präsentiert, das eine Kopie jedes am Computer abgespielten Audiofiles erstellen kann. FreeMusic funktioniert dabei wie ein Kassettenrekorder und zeichnet Dateien wie Musik, Hörbücher oder Podcasts während der Wiedergabe aus iTunes oder dem Windows Media-Player auf. So können Songs, die beispielsweise über iTunes gekauft wurden, auch auf anderen Musikplayern abgespielt werden. "Obwohl eine Kopie angefertigt wird, bewegt sich FreeMusic klar innerhalb der Gesetze", betont S.A.D.-Sprecherin Violeta Jaic im Gespräch mit pressetext.
Die Aufzeichnung kommt bei FreeMusic über die analoge Schnittstelle der Soundkarte zustande. Dabei ist es auch unerheblich welches Ausgangsformat die Audiodatei aufweist. Am Ende steht eine analoge Aufzeichnung. "Da der Gesetzgeber das Recht auf eine analoge Kopie erlaubt, arbeitet das Programm völlig legal. Das möglicherweise vorhandene DRM-System wird dabei nicht einmal angetastet", so Jaic. Auf Wunsch regelt FreeMusic die Aufzeichnung vollautomatisch und sichert die Songs wahlweise in den Formaten MP3, OGG Vorbis oder WAV. Auch Zusatzinfos wie Songtitel, Albumtitel oder Covermotiv werden, sofern hinterlegt, auf der Festplatte gespeichert.
Zu Bedenken ist jedoch, dass die Re-Analogisierung das vollständige Abspielen der Lieder erfordert. Für einen Besitzer von 30 Gigabyte Musik stellt dies sicherlich eine Herausforderung dar.
Zusätzliche Funktionen helfen dem Anwender beim Bearbeiten seiner Dateien. Audio-CDs können beispielsweise sehr einfach auf die Festplatte des PCs übertragen und dabei ins Platz sparende MP3-Format konvertiert werden. Der Audio-Cutter rundet die Featurepalette von FreeMusic ab. Damit kann der Anwender zum Beispiel störende Anmoderationen und Werbeeinblendungen aus Musikaufnahmen entfernen, oder die Lautstärke in einem Sampler normalisieren. Der Qualitätsverlust durch die Analogisierung sei minimal und für das bloße Ohr kaum hörbar, so Jaic.
"Immer öfter werden die Verwendungsmöglichkeiten von Musik zum Beispiel durch DRM-Kopierschutz eingeschränkt. Wenn man seine Musik mit FreeMusic aufzeichnet, spielt es keine Rolle, in welchem Format die Audiodatei vorliegt. Die Software macht sie für jeden Player passend", meint Claudius Daiß, Produktmanagerin bei S.A.D. Die Applikation ist ab 24. Mai zum Preis von rund 30 Euro im Handel erhältlich bzw. auf der Webseite des Herstellers zum Download eingestellt.
http://www.s-a-d.de

London: Bands immer öfter unabhängig von Major-Labels
London (pte/20.05.2006/06:30) - Musiker nützen nun verstärkt das Internet um ihre Songs bekannt zu machen und haben damit durchschlagenden Erfolg. Mit "viral marketing" schaffte es zum Beispiel das unkonventionelle britische Duo Nizlopi unter die Top Ten der verkauften Singles in Großbritannien. Sie beauftragten einfach eine kleine Webdesign Firma, die ein Video produzierte, das an zwanzig Leute verschickt wurde. Diese schickten es dann wiederum weiter an Freunde und so begann sich die Spirale zu drehen. Ein weiteres Beispiel ist die Band Arctic Monkeys, die, schon bevor sie ihre Songs fertig produziert hatte, eine große Fangemeinde um sich scharen konnte. Dazu nutzten sie einfach das Networking-Portal Myspace, wo sich jeder die Songs gratis herunterladen konnte.
Pionier auf dem Gebiet des eigenständigen Internetmarketing ist Mick Hucknall von Simply Red, der schon 1994 das neue Medium nutzte. Nach dem Ende seines Vertrags mit Warner hat er sich nun entschieden, ein Independent Label zu gründen. Damit bekommt er dreimal mehr pro CD und sechsmal mehr pro Download. Im BBC-Interview erklärte sein Manager Ian Grenfell: "Warner konnte ungefähr 179 Mill. Pfund Gewinn verbuchen und Mick rund 20 Mill. Pfund, was immer noch viel Geld ist, aber wir hatten das Gefühl, die Verteilung sollte ein wenig anders sein."
Es scheint, als wären Musiker nicht mehr auf große Plattenfirmen angewiesen, um berühmt zu werden. Angesichts des Trends zu Independent Labels, geben sich die Majors jedoch gelassen. In einem Interview mit BBC meinte John Kennedy, Vorsitzender des Weltverbands der Phonoindustrie, dem Dachverband aller Plattenfirmen, er sehe das als eine positive Entwicklung für die ganze Musikindustrie, auch für Major Labels. Das Major Label Warner wollte auf Anfrage von pressetext keinen Kommentar zu diesen Entwicklungen abgeben.
Vielleicht können Plattenfirmen den Independent-Boom für sich nutzen, indem sie das Internet nach neuen Talenten absuchen. Letztendlich haben sie es ja sogar geschafft, von der Internet-Piraterie zu profitieren, indem sie diese in legale und kostenpflichtige Bahnen lenken konnten. Am Höhepunkt der Musik-Piraterie im Jahr 2003, liefen zu jedem Zeitpunkt eine Million illegale Downloads. Die Trendwende ist zu einem Großteil dem Online-Musikgeschäft iTunes zu verdanken.