Hauptrubrik
Banner Full-Size

23.4.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

Publikationsdatum
Body

Weimar: Jahrestagung der Shakespeare-Gesellschaft +++ Chemnitz: Sächsisches Theatertreffen im Zeichen Heiner Müllers +++ Halle: 3. Festival Freier Theater +++ Mainz: "Sieben" und "Terror" - Neuer Spielplan des Staatstheaters +++ Worms: Joachim Kròl bei Nibelungen-Festspielen

Weimar: Jahrestagung der Shakespeare-Gesellschaft
Weimar (ddp-lth). Die Wirkung William Shakespeares (1564 - 1616) auf die deutsche Literatur steht im Mittelpunkt der Jahrestagung der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft in Weimar. Das viertägige Treffen unter dem Titel "Goethe Schiller Shakespeare: Drei Weimarer Klassiker" vereint seit Donnerstag weit mehr als 400 "Shakespeareaner" in der Thüringer Stadt. Sie kommen vor allem aus Deutschland, aber auch aus Österreich, der Schweiz und Großbritannien, wie der Präsident der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft, Andreas Höfele, am Donnerstag sagte. Dazu kämen Referenten unter anderem aus den Niederlanden, Ungarn und den USA.
Die Bedeutung des britischen Dichters für die deutsche Literatur habe man gerade in Weimar sehr früh erkannt und sei so prägend gewesen, dass man ihn in der Folgezeit gern als den dritten deutschen Klassiker vereinnahmte, erläuterte Höfele die Wahl des Themas. Er erinnerte an die Gründung der Shakespeare-Gesellschaft vor exakt 140 Jahren in Weimar und das Denkmal für den großen Briten, das seit 100 Jahren im dortigen Ilmpark steht. Was sich um das Jahr 1800 in Weimar an Shakespeare-Rezeption herausgebildet habe, sei später für ganz Europa modellbildend gewesen, habe auch die Entwicklung anderer Nationalliteraturen im 19. Jahrhundert beschäftigt. Insofern sei das Thema der Tagung durchaus ein europäisches.
Traditionell werden die Shakespeare-Tage neben Vorträgen und Kolloquien auch von Studenten-Workshops und Theateraufführungen bestimmt. So stellen beispielsweise Studenten der Hamburger Hochschule für Musik und Theater in der Regie von Jutta Hoffmann ihre Fassung von "Was ihr wollt" vor. Eine mit Literaturwissenschaftler, Künstlern und Politikern hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion spürt der provokanten Frage "Wozu brauchen wir Klassiker?" nach.
Die Zukunft der ältesten literarisch-wissenschaftlichen Vereinigung Deutschlands bezeichnete deren Vizepräsident Roland Petersohn als "zumindest bis 2008 gesichert". Bis dahin datiert ein Vertrag, den die Shakespeare-Gesellschaft im vergangenen Jahr mit der Stadt Weimar schließen konnte. Durch den jährliche Zuschuss von 20 000 Euro, den die Kommune gewährt, könne man die Geschäftsstelle am Gründungsort weiter betreiben. Beibehalten werden sollen auch künftig die beiden Tagungen im Frühjahr und im Herbst, die wechselweise in Weimar und Bochum stattfinden. Das ursprünglich "kleine" Herbsttreffen, das sich gern auch in andere Städte einladen lässt, findet nach Petersohns Worten inzwischen fast schon solche Resonanz wie das "große" zu Shakespeares Geburtstag im Frühjahr.
http://www.shakespeare-gesellschaft.de

Chemnitz: Sächsisches Theatertreffen im Zeichen heiner Müllers
Das diesjährige Sächsische Theatertreffen ist seit Donnerstag in Chemnitz zu Gast. Bis zum Sonntag präsentieren 13 Theater insgesamt 17 Produktionen, die sich mit dem Werk des Dramatikers Heiner Müller (1929-1995) auseinander setzen. Das Treffen begann mit einer Aufführung der "Weiberkomödie" des Chemnitzer Theaterjugendclubs. Offiziell eröffnet wurde das Festival am Abend mit der Premiere des Staatsschauspiels Dresden von "Leben Gundlings Friedrich von Preussen Lessings Schlaf Traum Schrei". Müller gilt nach Brecht als bedeutendster deutscher Theaterautor des 20. Jahrhunderts.
In diesem Jahr beteiligen sich alle sächsischen Schauspielensembles, das Musiktheater Görlitz und als Gäste das Staatstheater Cottbus und die Freien Kammerspiele Magdeburg sowie Studenten der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" in Leipzig. Theaterjugendclubs und Schultheater aus Sachsen spielen Heiner Müller und organisierten eine Konferenz zum Thema "MTV und/oder Mozart oder Heiner Müller oder ...".
Das Theatertreffen geht auf eine Initiative des Leipziger Schauspielintendanten Wolfgang Engel zurück. Dabei sollen sich Ensembles des Freistaats einmal jährlich zu einem Erfahrungsaustausch treffen und die Vielfalt der hiesigen Theaterszene präsentieren. Das Szenenfest fand erstmals im Jahr 2000 in Leipzig statt. Zwei Jahre später richteten die Theater Bautzen, Görlitz und Zittau das Treffen aus. Neben dem Deutschen Bühnenverein ist mittlerweile auch der Freistaat Veranstalter des Treffens.
Quelle: http://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/1340934.html

Berlin: Grundstein für Globe Berlin gelegt
Berlin (ddp-bln). An der East Side Gallery in Berlin-Friedrichshain entsteht eine mobile Open-Air-Arena mit schließbarem Dach. Der Grundstein für das "Globe Berlin" wurde am Freitag gelegt. Vorbild für die Kulturstätte ist Shakespeares Volkstheater "Globe", das der Schriftsteller selbst als "hölzernes O" bezeichnet hatte.
Der Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), sprach von einem "großen Gewinn" für den Bezirk. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bezeichnete in seinem Grußwort die zukünftige Spielstätte der Shakespeare Company Berlin als ein "Kleinod", um das die Kulturstadt Berlin reicher werde.
Das Kulturprojekt wird auf eine private Initiative hin nach dem Entwurf des Architekten Hans-Joachim Prast errichtet, der einen Rundbau aus Holz, Stahl und Glas vorsieht. Der Standort soll am 2. Juni mit der Premiere von Shakespeares "Der Sturm" eingeweiht werden.

Halle: 3. Festival Freier Theater
Halle (ddp-lsa). Von heute bis 2. Mai sind freie Schauspielensembles und Theater aus Ost- und Westeuropa in Halle zu Gast. Die halleschen "Freien Komödianten" laden zum "Westöstlichen Diwan", dem bereits dritten Festival für Freies Theater in Europa. Veranstaltungsort ist die Theatrale am Waisenhausring, das Domizil der "Freien Komödianten". Während des Festivals finden insgesamt 14 Veranstaltungen statt. Höhepunkte sind zwei Premieren. Dazu kommen hochkakrätige Gastspiele aus Polen und Luxemburg. Neben dem Hauptprogramm im großen Saal gibt es im Studio und im Gewölbe ein Festival spezial mit Hörspielen, Filmen und Tanztheater.

Mainz: "Sieben" und "Terror" - Neuer Spielplan des Staatstheaters
Mainz (ddp-swe). In der neuen Spielzeit 2004/05 will das Staatstheater Mainz trotz gekürzter Mittel ein anspruchsvolles Programm bieten. Der Intendant Georges Delnon beklagte am Freitag in Mainz den "Abbau von Kultur" und den "Verlust von Identität", den die Kürzungen zur Folge hätten. Trotz der Orchesterstrukturreform wolle das Staatstheater aber kein Personal entlassen, sondern "Chancen nutzen, auch wenn sie scheinbar keine sind", betonte Delnon.
Trotz Orchesterstrukturreform habe das Staatstheater daher große Werke von Anton Bruckner, Gustav Mahler und Richard Strauss auf den Spielplan gesetzt. Die Sinfoniekonzerte stehen unter dem Motto "Sieben": Zu hören sind Anton Bruckners und Ludwig van Beethovens siebte Synfonie. Weil das Mainzer Publikum sein großes Interesse und seine Offenheit für die zeitgenössiche Musik bereits in der vergangenen Spielzeit bewiesen habe, stünden in den Jugendkonzerten aber auch zeitgenössische Stücke auf dem Programm, freute sich Generalmusikdirektorin Catherine Rückwardt.
Zentrales Thema der Oper ist die Liebe, aber auch der fremde Aussenseiter. Als Neuaufnahmen stehen hier Richard Wagners "Fliegender Holländer", Franz Lehárs "Die Lustige Witwe" und die Konzert-Show "Colours of the Air" auf dem Programm. Mit Felix Mendelssohn Bartholdys "Elias" als szenische Darstellung eines Oratoriums wolle er an den Erfolg von "Saul" anknüpfen, sagte Operndirektor Hajo Fouquet. In Kooperation mit dem Festspielhaus Baden-Baden und den Wuppertaler Bühnen inszeniert das Staatstheater zudem Giuseppe Verdis "Rigoletto".
Neuaufnahmen im Theaterprogramm sind unter anderem Klassiker wie Molières "Der Menschenfeind" und Arthur Millers "Tod eines Handlungsreisenden" sowie Euripides "Medea" und Lessings "Nathan der Weise". Mit "Weltuntergänge" von Marc Becker zeigt das Schauspiel zudem eine Uraufführung. Die zwei Einakter spielen in der Zukunft und handeln von Verhaltensunsicherheiten in Zeiten des Terrors.
http://www.staatstheater-mainz.de

Worms: Joachim Kròl bei Nibelungen-Festspielen
Worms (ddp-swe). Der Filmschauspieler Joachim Kròl ("Der bewegte Mann") wird bei den diesjährigen Nibelungen-Festspielen in Worms mit von der Partie sein. Auch der dem Fernsehpublikum als "Fahnder" bekannte der Schauspieler Martin Lindow stößt neu zum Nibelungen-Ensemble, wie die Festspiele am Freitag in Worms mitteilten. Dritter Neuzugang ist der Schauspieler Michael Wittenborn.
Kròl, der unter anderem bereits mit dem Bambi und dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde, gehört zu den bekanntesten deutschen Schauspielern. Lindow war neben seinen Rollen in Fernsehkrimis auch an verschiedenen deutschen Schauspielhäusern zu sehen, zuletzt in Bochum in einer Inszenierung der neuen Nibelungen-Regisseurin Karin Baier.
Wittenborn wiederum hat in den vergangenen Jahren in allen großen Fernsehproduktionen von Festspielintendant Dieter Wedel mitgewirkt, unter anderem in "Der Schattenmann", "Der große Bellheim" und "Die Affäre Semmeling". Auf der Theaterbühne hat er unter anderm mit den Regisseuren Jürgen Flimm, Frank Castorf, Christoph Marthaler und Franz Wittenbrink gearbeitet.
Welche Rollen die neuen Ensemblemitglieder übernehmen werden, wurde noch nicht mitgeteilt. Vom alten Ensemble sind unter anderem Maria Schrader (Kriemhild), Manfred Zapatka (Hagen) und André Eisermann (Giselher) wieder dabei.