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23.6.: musikwirtschaft aktuell +++ musikwirtschaft

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arte-Programmtipp: Patient Pop - Musikindustrie in der Krise +++ Washington: Geplantes Antipiraterie-Gesetz polarisiert +++ New York: Apple und europäische Indie-Labels erzielen Einigung +++ London: Musik-Piraterie erreicht neuen Höhepunkt

arte-Programmtipp: Patient Pop - Musikindustrie in der Krise
Die rasante Entwicklung des Internets brachte auch für die Musikbranche zahlreiche Veränderungen. Vor allem die Möglichkeit, Musik aus dem worldwideweb herunterzuladen und zu kopieren, hat bei der internationalen Plattenindustrie zu enormen Gewinneinbußen geführt. Das bedeutet auch tiefe Einschnitte bei der Förderung neuer Talente. Die Großen der Branche fürchten bereits das Ende des gesamten Industriezweiges.
Seit Anfang des Jahres 2000 verzeichnen die fünf "Majors" - die größten Firmen der Plattenindustrie -, die zusammen 90 Prozent des Marktes für sich beanspruchen, einen drastischen Rückgang ihrer Gewinne. Das Goldene Zeitalter scheint für die Musikbranche jäh zu Ende gegangen zu sein, und die Plattenindustrie steckt in einer tiefen Krise. Um ihr Überleben zu sichern, sparen die Musikproduzenten an allen Ecken und Enden. Das bedeutet auch, dass sie weniger Geld in Neuverträge investieren und damit weniger Newcomern die Chance auf eine Karriere bieten. Schuld an diesem Dilemma sind für die Majors, die bereits das Ende der Musikproduktion ankündigen, Raubkopien vor allem der neuesten Hits über das Internet. Die Musikindustrie war auf eine solche Entwicklung nicht vorbereitet und schlägt jetzt hart zurück. Die Entwickler von Download-Software werden vor Gericht und Internet-Piraten als Kriminelle ins Gefängnis gebracht. Als Wurzel allen Übels wird die CD-Piraterie angeprangert. Sämtliche Gewerbe der Plattenindustrie sind in Auseinandersetzungen verstrickt, der einem Science-Fiction-Drehbuch alle Ehre machen würde.
Reportage auf arte tv, Freitag, 23. Juli 2004 um 22:15

Washington: Geplantes Antipiraterie-Gesetz polarisiert
Washington (pte) - Der Induce Act, ein US-Gesetzesentwurf, spaltet wieder einmal die beiden wichtigsten Industrien der USA: die Unterhaltungsindustrie und die IT-Branche. Das geplante Gesetz sieht eine Erweiterung des Urheberrechts vor: Hersteller bestimmter Technologien sollen gerichtlich zur Verantwortung gezogen werden, wenn ihre Produkte irgendeine Copyright-Verletzung "vorsätzlich induzieren".
Das Gesetz zielt eindeutig auf P2P-Systeme wie KaZaA. IT-Unternehmen sehen aber die technologische Innovation gefährdet. Konsumentenschützer verweisen darauf, dass die Formulierung auch so manches Gerät der Unterhaltungselektronik in eine rechtliche Grauzone verbannen würde, berichtet das Branchenportal Cnet. Die Organisation Electronic Frontier Foundation (EFF) hat eine Fake-Klage gegen Apple, Toshiba und Cnet Networks als Demonstration möglicher Folgen gestartet.
Das Gesetz will die so genannte Betamax-Entscheidung aus dem Jahr 1984 revidieren, wonach der Videorekorder legal ist. Auf Grundlage dieser Entscheidung billigte ein US-Gericht auch den P2P-Technologien grundsätzlich Legalität zu. Copyright-Inhaber haben immer wieder gemeint, dass diese Entscheidung im digitalen Zeitalter nicht mehr praktikabel ist. Nun hat sich auch das Copyright Office des US-Kongresses für den Induce Act ausgesprochen. Die Musikindustrie ist ohnedies ein starker Unterstützer des Gesetzes. Auch die Business Software Alliance betrachtet das Gesetzesvorhaben als "Balance zwischen Antipiraterie und technologischer Innovation".
Bei der NetCoalition, einem Verband von E-Commerce-Unternehmen und Online-Publishern, läuten jedoch alle Alarmglocken, wenn die Betamax-Entscheidung revidiert werden soll. Die Entscheidung sei einer der Gründe für das rasante Wachstum des Internet, von Instant Messaging und anderen Online-Produkten. Das Copyright Office tendiere offenbar dazu, das Urheberrecht einseitig aus der Sicht der Copyright-Inhaber zu betrachten, so Fred von Lohmann, ein Anwalt der EFF. Die Aufgabe des Copyright Office sei aber auch, sich über die Auswirkungen des Gesetzes auf andere Bereiche, insbesondere Technologiepolitik und Innovation, Gedanken zu machen.
Quelle: pte.de

New York: Apple und europäische Indie-Labels erzielen Einigung
New York (pte) - Der US-Computerhersteller Apple hat sich nun mit drei der größten europäischen Indenpendent-Music-Labels im iTunes-Streit einigen können, berichtet das Wall Street Journal. Der Disput hatte bis dato zahlreiche Künstler von der Plattform und den Usern in Großbritannien, Frankreich und Deutschland ferngehalten. Apple gab den Abschluss von Verträgen mit der Sanctuary Records Group, der Beggars Group und V2 bekannt. Ein Standard-Abkommen wurde auch mit der Association of Independent Music (AIM), einer Interessensvertretung für Independent-Labels, abgeschlossen. Jetzt kommen weitere zehntausende Songs zum Online-Music-Store zu den bereits 700.000 existierenden hinzu.
Beim europäischen iTunes-Launch im vergangenen Monat hatte Apple-Boss Steve Jobs angekündigt, Independent-Künstlern die gleichen Vertragskonditionen anzubieten wie den größeren Plattenlabels. Inzwischen hatte die AIM bereits Verträgen mit Apple-Rivalen wie Sony Connect, Yahoo, OD2, Wippit, O2 Music und Napster zugestimmt. Independent-Label, sahen bis dato in der zu langen Vertragsdauer und dem unflexiblen Preissystem eine unüberwindbare Hürde, durch die sie bei einer Erhöhung der iTunes-Preise leer ausgegangen wären. Die bisherige Abwesenheit von Independent-Künstlern, deren Umsätze in Europa fast ein Viertel der Gesamtumsätze der Musikbranche ausmachen, hat den Erfolg der i-Tunes-Stores allerdings nicht bremsen können. Innerhalb der ersten Woche nach dem Launch waren in Europa bereits 800.000 Songs verkauft worden.
Quelle: pte.de

London: Musik-Piraterie erreicht neuen Höhepunkt
London (pte) - 2003 hat der weltweite Verkauf von raubkopierten CDs mit 1,1 Mrd. Stück seinen bisherigen Höhepunkt erreicht. Es wurden vier Prozent mehr verkauft als im Vorjahr und der Umsatz stieg auf 4,5 Mrd. Dollar. Laut einem heute, Donnerstag, veröffentlichten Bericht des Internationalen Verbandes der Musikindustrie IFPI ( http://www.ifpi.org/site-content/press/20040722.html ) ist die Verkaufsrate allerdings langsamer angestiegen als in den vergangenen Jahren. Zurückzuführen ist dies auf verstärkte Sanktionen gegen Raubkopierer von Staat und Industrie. Beschlagnahmungen von Tonträgern und Kopiergeräten erreichten 2003 einen Höhepunkt. 56 Mio. wurden insgesamt eingezogen.
Musik-Piraterie bleibt ein großer illegaler Geschäftszweig, der durch organisierte Kriminalität, Teilnahmslosigkeit der Regierungen und Korruption weiter wächst, schreibt der IFPI. Laut Bericht war jede dritte CD eine Raukopie. Im Jahr 2000 wurde eine von fünf CDs illegal hergestellt. Durch Musikpiraterie gehen den Regierungen einige 100 Mio. Dollar verloren. "Es ist die Verantwortung der Regierungen gegen dieses Problem entschieden vorzugehen", meint Jay Berman, Präsident und Geschäftsführer des IFPI. "Das bedeutet angemessene Maßnahmen, abschreckende Urteile gegen Raubkopierer und eine effektive Regulierung der CD-Produktion."
In China findet sich der weltweit größte Markt für illegale CD-Kopien. Der Marktwert beläuft sich auf knapp 600 Mio. Dollar. Auch in Russland befindet sich ein sehr großer Markt für Raubkopien, von dem aus in ungefähr 30 Länder exportiert wird. In Südostasien gelang es Kopiergeräte zu beschlagnahmen, deren Kapazität ausgereicht hätte um den CD-Markt von Frankreich und Deutschland zu versorgen. Auch in Athen, Neapel, Mexico City und Peru gelang es der Polizei Raubkopierer festzunehmen und zahlreiche Kopien vom Schwarzmarkt zu nehmen.
Quelle: pte.de